Mönchengladbach Stadtbibliothek soll ins Vitus-Center ziehen

Mönchengladbach · Gelingt der Ankauf des Centers, könnte während der Sanierung der Bücherei an der Blücherstraße der Medienbestand nach dort ausgelagert werden. Auch eine Dauerlösung ist nicht ausgeschlossen. Doch zunächst muss ein neues Raumkonzept her.

Das sind Mönchengladbachs Großprojekte
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Die Stadtbücherei an der Blücherstraße hat einen hervorragenden Ruf. Guter Medienbestand, pfiffige Ideen der Leitung, im Prinzip ein schöner Standort. Genau dieser ist aber auch das größte Problem: Das Gebäude stammt aus den 50ern, ist unter energetischen und ökonomischen Gesichtspunkten eine Katastrophe und eigentlich auch viel zu klein. Zumindest einige dieser Mängel sollten bald behoben werden: Mehr als fünf Millionen Euro gab der Rat für die Sanierung frei, Kämmerer Kuckels arbeitete die Summe in den Etat für 2015 ein. Jetzt gibt es eine neue Idee: Warum nicht die Bibliothek ins Vitus-Center verlagern? Unter Umständen sogar dauerhaft?

Das Einkaufszentrum geriet ins Blickfeld, weil die Stadt eine temporäre Unterbringungsstätte für die Bücherei sucht. Denn wenn an der Blücherstraße saniert wird, können hier nicht auch noch Medien verliehen werden. Als Übergang sollte die Bibliothek eigentlich in das Gebäude an der Hindenburgstraße verlegt werden, in dem sich derzeit Saturn befindet. Da der Elektronikmarkt ins Minto wechselt, wäre ausreichend Platz gewesen. Doch der Eigentümer des Gebäudes soll, so heißt es, gewechselt haben, und der neue Käufer ist an der Stadt als Mieter wenig interessiert. Zumal sie keine hohen Mieten zahlen kann, und die Bücherei nach der Sanierung zur Blücherstraße zurückkehren soll. Als zeitweiser Ersatz-Standort für den Medienbestand kam deshalb das Vitus-Center ins Gespräch. Derzeit arbeitet die EWMG wie berichtet unter Hochdruck daran, das Einkaufszentrum aus der Insolvenzmasse für die Stadt zu erwerben. Der entsprechende Aufsichtsratsbeschluss ist gefasst, drei Millionen Euro liegen auf dem Tisch, die Zeichen stehen nicht schlecht, doch noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern. Die Hoffnung, ihn bis zum Jahresende mit niedrigeren Grunderwerbsteuer-Konditionen zu finalisieren, erfüllte sich schon einmal nicht, und auch die Grundschuld im mittleren zweistelligen Millionenbereich will und kann die Stadt unmöglich schultern. Dennoch: Sollte der Ankauf gelingen, will die Stadt prüfen lassen, ob eine Unterbringung der Bücherei im Center unter statischen Gesichtspunkten möglich ist. Ist das Ergebnis positiv, soll die Bücherei hierhin umziehen.

Noch immer gilt: nur zeitweise. Aber es mehren sich die Stimmen bei den Bündnispartnern CDU und SPD, dann das Vitus-Center auch zu einem Medienzentrum auszubauen und die Bibliothek dauerhaft an diesem Standort zu belassen. Einer der größten Befürworter dieser Lösung ist Dieter Breymann, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: "Zahlreiche namhafte Großstädte haben gezielt Medienzentren ins Zentrum geholt. Denn sie sorgen für große öffentliche Frequenz. Mit einer modernen, größeren Stadtbibliothek können wir diesen Standort enorm aufwerten." Es gibt auch bereits Überlegungen, was dann mit der Blücherstraße passieren soll. "Ich plädiere dafür, hier die gesamte Kulturverwaltung unterzubringen. Sie ist jetzt an ihrem Standort an der Krichelstraße sehr schlecht untergebracht. Das Umfeld an der Blücherstraße ist dafür ideal und zentrumsnah", sagt Breymann. In der Kooperation wird auch diese Lösung bereits intensiv diskutiert.

Doch noch ein weiteres großes Thema steht im Zusammenhang mit dem Vitus-Center im sprichwörtlichen Raum: das Raumkonzept der Verwaltung mit ihren bisher mehr als 20 über die Stadt verteilten Standorten. Dass speziell einige der angemieteten wegfallen sollen, um Kosten zu sparen, ist unstrittig, doch ein neues Konzept ist seit den Jahren von Personal- und Organisationsdezernentin Beate Zielke (bis 2004) überfällig. Das Vitus-Center könnte auch vor diesem Hintergrund eine Rolle spielen, etwa als Ersatz für Verwaltungseinheiten an Volta-, Flieth- oder Sandradstraße. Zumal davon ausgegangen wird, dass das Center schon bei einem Vermietungsgrad von 70 Prozent kostendeckend betrieben werden kann. Die Grünen wiederum können sich dort Angebote des Bürgerservice gut vorstellen.

Doch da gibt es ja auch noch die Idealvorstellung eines großen Verwaltungsneubaus, in der City Ost etwa. Und angesichts dessen wird ein Vitus-Center schnell zu einem nur kleinen, womöglich temporären Baustein. "Ein Vitus-Center darf uns eben auch nicht hindern, den Zentralisierungsgrad der Verwaltung zu erhöhen", sagt CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch.

(RP)
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