Mönchengladbach Totschlags-Prozess: Zeugen sagten gestern sehr unterschiedlich aus

Mönchengladbach · Der Angeklagte (26) schwieg auch gestern im Schwurgerichtsprozess des Mönchengladbacher Landgerichts. Dem Viersener wirft der Staatsanwalt Totschlag und Körperverletzung vor. Am 23. Oktober 2016 soll der Mann den fünfjährigen Sohn der Mitangeklagten (24) so brutal gegen Kopf und Bauch geschlagen haben, dass das Kind ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Milzriss erlitt. Der 24-jährigen Mutter des Opfers wirft der Staatsanwalt Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen vor. Aber keiner der beiden will es gewesen sein. Die 24-Jährige will nichts gesehen und nichts gehört haben. Die beiden schliefen damals im Wohnzimmer und fanden den Jungen morgens im Kinderzimmer leblos. Deshalb sind Zeugenaussagen wichtig. So erinnerte sich gestern die Tante (59) des Angeklagten: "Mein Neffe wohnte in einer Wohnung unseres Hauses. Er war labil und leicht zu beeinflussen." Irgendwann habe die Mitangeklagte mit dem Kind auch in seiner Wohnung gelebt. Doch damit war die Tante nicht einverstanden. "Von da an türmte sich der Müll im Treppenhaus", erinnerte sie sich. Doch der Neffe sei so glücklich mit der Frau gewesen und deshalb in deren Wohnung gezogen.

Nach dem Schützenfest habe sie das Jugendamt informiert, so die Tante in ihrer Aussage. Das Kind habe mit völlig verdrecktem Spielzeug spielen müssen. Und die Beziehung des angeklagten Paares habe nichts getaugt. Blaue Flecke am Körper des Jungen seien als Stürze entschuldigt worden. Das Jugendamt habe den Jungen zum leiblichen Vater gebracht. Aber sonst sei nichts passiert. Die Angeklagten umgingen das Kontaktverbot. Der Junge war wieder bei ihnen. Ihr Neffe sei rüde zu dem Jungen gewesen. Aber einen Mord würde sie ihm nicht zutrauen, so die Tante.

Eine Kinderärztin und deren Kollege berichteten von ihren Begegnungen mit dem Kind. Die Mediziner stellten Blutergüsse und Verletzungen an dem Fünfjährigen fest. "Ich bin geschlagen worden", habe das Kind zu der Ärztin gesagt. In ihrer Gegenwart habe die Mutter gesagt: "Luca, du lügst", und habe sich dabei in die äußerste Ecke des Zimmers gestellt, erinnerte sich die Ärztin voller Empörung. In einer Viersener Klinik wurde später eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung festgestellt, nach Ansicht eines 59-jährigen Arzte sehr selten. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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