Mönchengladbach Über 80 Flüchtlingskinder wollen zum Deutsch-Unterricht

Mönchengladbach · Das Berufskolleg Rheydt-Mülfort für Technik hat ein Vorzeige-Schulprojekt. Das wird gut angenommen. Es gibt eine Warteliste.

"Wir wurden regelrecht überrollt", beschreibt Detlef Zeich den Mittwochmorgen. Über 80 junge Menschen zählte der Schulleiter des Berufskollegs Rheydt-Mülfort für Technik in den Klassenräumen, die schon im vergangenen Jahr für den "Internationalen Förderklassen-Unterricht" (IFK) zur Verfügung standen. "Alle Stühle waren besetzt, die Tische, die Gänge an den Wänden entlang und alle Fensterbänke voll", sagt Zeich.

IFK richtet sich an Kinder von Flüchtlingsfamilien, die noch im schulpflichtigen Alter sind, sprich vor dem 1. August 1997 geboren sind. "Ich möchte unbedingt, dass meine drei Kleinen (14, 16 und 17 Jahre) dabei sein können, sie dürfen nicht wieder ein Jahr herumsitzen, ohne etwas zu lernen", sagt eine besorgte Betreuerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Das IFK-Projekt in Rheydt gilt seit vergangenem Jahr als Vorzeigeprojekt. Und es hat sich offensichtlich unter den Flüchtlingsfamilien rumgesprochen, dass sich an der Berufsschule um die Kinder gekümmert wird. Schon im vergangenen Jahr nahmen den Deutschunterricht 46 Jugendliche wahr. Eine Anzahl, die Zeich und das IFK-Programm bis an den Rand des gesetzlichen Rahmens stoßen ließ. "Ich darf am Berufskolleg 25 Jugendliche in einer Klasse führen, bei Flüchtlingskindern hat das Land aber die Begrenzung auf 20 festgesetzt, um den Lehrer zu entlasten", sagt Zeich. Den Unterrichtsbetrieb so zu gestalten, dass Jugendliche unterschiedlichster Nationen zusammen Deutsch lernen, sei Anstrengung genug. "Ich habe aber ein Auge zugedrückt und mit Absprache des Schulamts 23 Kinder je Klasse betreuen lassen", sagt Zeich.

In weiser Voraussicht, dass in diesem Sommer zum Schulanfang das IFK-Angebot noch stärker wahrgenommen werden würde als vergangenes Jahr, ließ Zeich eine freigewordene Stelle am Kolleg für Technik sofort mit Lehrpersonal besetzen, das Deutsch als Fremdsprache unterrichten kann. "Jetzt haben wir in diesem Jahr gleich drei Lehrer. Jetzt können wir sogar drei Klassen anbieten", sagt Zeich. Nichtsdestotrotz heißt das aber nicht, dass jeder Jugendliche, der am Mittwoch in den Schulräumen anwesend war, auf Dauer am Deutschunterricht teilnehmen kann. "Zuerst mussten wir leider die herausfiltern, die nicht in Wohnungen in Mönchengladbach untergebracht sind", sagt Zeich. Einige kamen aus Viersen, Heinsberg und Neuss. "Ich verstehe unser Schulamt, wenn es heißt, dass wir uns nur um unsere Kinder kümmern können", sagt Zeich. Des Weiteren sind junge Menschen, die am Stichtag 1. August zu alt waren, nicht berechtigt, am Unterricht teilzunehmen. "Das ist leider ein Fall für die Arbeitsagentur", sagt Zeich. In der kommenden Woche werden die ausgewählten Flüchtlingskinder aus insgesamt zwölf Nationen auf die drei Klassen aufgeteilt. Sprache, unterschiedliches Bildungsniveau und Alter werden die Kriterien sein, um möglichst homogene Klassen zu bilden. Wer nicht angenommen wurde, steht auf der Warteliste.

(RP)
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