Mönchengladbach Unternehmen mangelt es an Investitionsfreude

Mönchengladbach · Die Bruttoanlageninvestitionen der Industrie in Mönchengladbach haben sich in den vergangenen 15 Jahren wenig dynamisch entwickelt. Die Betriebe aller Branchen würden allerdings mehr investieren, wenn die Rahmenbedingungen günstiger wären. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse der Studie "Die Investitionslücke am Mittleren Niederrhein", die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein gemeinsam mit Creditreform vorgestellt hat. Zu hohe kommunale Steuersätze, mangelhafte Breitbandanbindung und der schlechte Zustand der Verkehrsinfrastruktur sind aus Sicht der Unternehmen der Region die schwerwiegendsten Investitionshemmnisse.

 Im Rhein-Kreis und in Krefeld geht die chemische Industrie in Sachen Investitionen vorweg - hier der Chempark.

Im Rhein-Kreis und in Krefeld geht die chemische Industrie in Sachen Investitionen vorweg - hier der Chempark.

Foto: Currenta

"Für die regionale Entwicklung sind private Investitionen von großer Bedeutung", sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. "Investitionen von Unternehmen sind ein Bekenntnis für den jeweiligen Betriebsstandort und sichern damit Arbeitsplätze." Zuletzt beobachtete die IHK im Rahmen der Konjunkturberichterstattung, dass das Investitionsverhalten der Betriebe in der Region eher zurückhaltend war. "Investitionsbudgets wurden zwar regelmäßig moderat erhöht, gemessen an der guten Geschäftslage erschien ihr Wachstum aber sehr gering", nennt Steinmetz den Grund für die Erarbeitung der Studie.

Für die Analyse des Investitionsgeschehens griff die IHK unter anderem auf Daten der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zurück. Dabei handelte es sich um kumulierte Bilanzdaten der Unternehmen am Mittleren Niederrhein. Die Sachanlagen sind demnach von 2005 bis 2014 um lediglich 19 Prozent angewachsen. Der kumulierte Bilanzwert der Unterposition "Technische Anlagen und Maschinen" lag im Jahr 2014 sogar 1,2 Prozent unter dem Wert von 2005. "Dies ist ein Indiz dafür, dass die Unternehmen im Zeitverlauf bei größeren realen Investitionen zurückhaltender geworden sind", erklärt Rupert Lienau, Komplementär Creditreform Krefeld und Vizepräsident Creditreform Deutschland.

Die IHK nutzte für ihre Analyse auch Daten des Statistischen Landesamts IT NRW. "Demnach sind die Bruttoanlageinvestitionen der Industrie in Mönchengladbach in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich zurückgegangen", sagt Gregor Werkle, IHK-Referent für Wirtschaftspolitik. "Nach der Wirtschaftskrise gab es zunächst eine dynamische Entwicklung der Investitionen. Schon im Jahr 2015 lag der Wert allerdings deutlich unter dem Vorkrisenwert." Blickt man auf die einzelnen Industriebranchen, ist der Maschinenbau ein wichtiger Investitionstreiber. "Diese Branche zeichnet für 18 Prozent der industriellen Investitionen in Mönchengladbach im Jahr 2015 verantwortlich", erklärt Werkle. Auf einen höheren Anteil kam einzig die Ernährungsindustrie.

Besonders bedenklich ist aus Sicht der IHK, dass sich die Investitionen in der Gesamtregion von 2000 bis 2015 schlechter entwickelt haben als in Nordrhein-Westfalen. Dies erscheint vor dem Hintergrund, dass die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen in NRW darüber hinaus wiederum schwächer als in anderen westdeutschen Flächenländern verlaufen ist, umso alarmierender. "27 Prozent der Unternehmen hätten an ihrem Betriebsstandort in der Region mehr investiert, wenn die Rahmenbedingungen am Standort besser gewesen wären", erklärt Steinmetz.

Ein bedeutendes Hemmnis waren für die Hälfte dieser Unternehmen die hohen kommunalen Hebesätze der Grund- und Gewerbesteuer. Ein Drittel der Betriebe klagt darüber, dass die Bevölkerung und die Politik notwendigen Investitionen der Unternehmen ablehnend gegenüberstehen. Aber auch die marode Verkehrsinfrastruktur (27 Prozent), der Fachkräftemangel (26 Prozent) und eine ausbaufähige Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (20 Prozent) sind für einen großen Anteil der Unternehmen die Gründe dafür, weniger zu investieren.

Die Studie zeigt, dass von den Teilregionen des IHK-Bezirks einzig der Rhein-Kreis Neuss eine dynamische Entwicklung der Bruttoanlageninvestitionen im verarbeitenden Gewerbe aufweist. Dies führt Steinmetz insbesondere auf die gute Gewerbeflächenpolitik dort zurück.

(RP)
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