Mönchengladbach Unterricht in der Gourmetküche

Mönchengladbach · Die Klasse 8 c der Geschwister-Scholl-Realschule schaut hinter die Kulissen des Palace St. George - und hat einen Heidenspaß.

 Wolfgang Eickes leitet die Nachwuchsköche an. Es gibt Kürbissuppe und Ravioli mit zweierlei Füllung. Justin (l.) will auch nach der anstrengenden Lektion in der Küche des Palace St. George Koch werden - ganz sicher.

Wolfgang Eickes leitet die Nachwuchsköche an. Es gibt Kürbissuppe und Ravioli mit zweierlei Füllung. Justin (l.) will auch nach der anstrengenden Lektion in der Küche des Palace St. George Koch werden - ganz sicher.

Foto: Isabella Raupold

Die Zwiebelfraktion heult Rotz und Wasser. Lea, Una und Justin lassen den Tränen freien Lauf - schälen und schnippeln aber tapfer weiter. Wolfgang Eickes lacht und tröstet die Kinder: "Das macht wunderbar klare Augen." Jennifer und Roman - sie bilden die Ingwerfraktion - erklärt der Spitzenkoch, woran sie erkennen können, ob die Knolle in Ordnung ist. "Wenn sie sich fest anfühlt, könnt ihr davon ausgehen, dass sie frisch ist." Um ganz sicher zu gehen, gibt es einen Test. "Ihr brecht ein Stück ab - und in einer Tausendstelsekunde stellen sich feinste Härchen hoch." Wenn nicht - lieber die Finger davon lassen. "Diesen Test bitte nicht im Geschäft machen", rät er vorsichtshalber. David schwitzt die Zwiebeln in einem großen Topf an. Und schon laufen auch ihm die Tränen über das Gesicht. David steht daneben. Er hat sich zur Feier des Tages ein frisch gebügeltes Hemd angezogen und eine gestreifte Krawatte gebunden (binden lassen?). Er ist ja schließlich heute in einem Gourmetrestaurant, da muss das Outfit stimmen.

Die Klasse 8c der Geschwister-Scholl-Realschule ist angetreten, um im Palace St. George - genauer in Eickes' Restaurant - zu kochen, die Tische einzudecken, zu servieren und zu speisen. Während die eine Hälfte der Gruppe mit ziemlich viel Getöse, aber unübersehbarem Erfolg in der Nobelküche hantiert, geht es im Speiseraum wesentlich ruhiger zu. Pascal Rogalla zeigt den Schülern, wie die Tischdecke akkurat auf den Tisch kommt. "Gut festhalten - und dann schleudern", sagt er. Hanna versucht's. Hält fest - schleudert. Mist, der Stoff macht, was er will. Noch einmal - wieder nichts. Aber beim dritten Mal klappt es. Hanna strahlt. Der nächste Schüler darf es versuchen. Hochkonzentriert folgen alle den Anweisungen und Ratschlägen des Fachmanns. Dann wird das Besteck aufgelegt. "Messer, Gabel und Löffel richtet ihr an der Tischkante aus", sagt Pascal Rogalla. Servietten falten - die nächste Lektion. Die Jungen und Mädchen arbeiten inzwischen synchron. Mit toller Disziplin.

Die Kürbissuppe mit Zwiebeln, Knoblauch und Zitronengras - duftet. In einer Ecke wird Thymian gezupft, in einer anderen schnippeln die Schüler Champignons. "Wo soll der Müll hin?", fragt einer der kleinen Köche Wolfgang Eickes und hält ihm Schalen von Champignons und Zwiebeln entgegen. "Das ist kein Müll", sagt der Spitzenkoch, "das brauchen wir für die Brühe." Alles wandert in einen Topf, Salz dazu. Erst mal kochen. Aus Nudelteig werden Ravioli geformt. Eine Hälfte wird mit Spinat, die andere mit einer Champignon-Zwiebel-Mischung gefüllt. "Die Pilzfüllung nennt man Duxelles", sagt Eickes. Um fünf Minuten später noch einmal nachzuhaken. "Was bedeutet Duxelles?" Einer der Nachwuchsköche weiß es ganz genau: "Das ist eine Pampe!"

Der Vormittag dient natürlich nicht nur dem Vergnügen, sondern in erster Linie der Berufsfindung. Darauf wird in der Schule Wert gelegt. Die Zutaten für all die erlesenen Speisen hat der Marktleier von Real, Süleyman Gümüs, spendiert. Jürgen Dollase, Deutschlands bekanntester Gastro-Kritiker mit Wohnsitz in Mönchengladbach, kommt ins Palace St. George, um sich das Ergebnis anzusehen. "Die Schüler werden in der Küche und im Service ernstgenommen, sie müssen Verantwortung übernehmen und tun das auch", fasst er zusammen. Und er ist sich sicher: "Ich kann mir vorstellen, dass diese Stunden im Palace St. George den Kindern sehr lange in Erinnerung bleiben." Justin ist sich auch nach dem anstrengenden Vormittag ganz sicher: "Ich will Koch werden."

(RP)
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