Mensch Gladbach Unterschriften - echt für die Tonne

Mönchengladbach · Den Gelben Säcken haben schon viele den Kampf angesagt. Es könnte Früchte tragen - in ein paar Jahren. Vielleicht beschleunigt die Online-Petition das Ganze. Um schriftliche Unterstützer werben auch die EM-Bewerber - und sollten die Kosten im Blick behalten. Immerhin: Der Kita-Ausbau geht ja doch ganz schnell - relativ gesehen zumindest.

Diese Stadt hat ja manche Besonderheit, interessanterweise spielt dabei oft Müll eine Rolle. Da gibt es zum Beispiel ein Phänomen, das in anderen Städten nur noch den Älteren bekannt ist, die erlebt haben, als irgendwann vor Jahrzehnten der Grüne Punkt und die verordnete Trennung von Verpackungs- und Plastikmüll eingeführt wurden. In der Anfangszeit dieses umstrittenen Systems wurden die vorher säuberlich ausgespülten Joghurtbecher nämlich bundesweit in gelben Plastiksäcken gesammelt. Diese wurden an bestimmten Abholtagen bergeweise vor das Haus gelegt. Und wenn der Wind wehte, rissen die Säcke auf und der Verpackungsmüll verteilte sich überall in den Straßen.

Das kennen Sie? Stimmt. Denn während die meisten Großstädte wegen oben beschriebener Szenarien recht bald die Säcke durch Gelbe Tonnen ersetzten, ist das in Mönchengladbach bisher ausgeblieben. Warum das so sein muss? Wir wissen es nicht. Vermutlich gibt es ähnlich gute Gründe wie für die niedlichen, aber unpraktischen Mini-Tonnen für den Restmüll. Jedenfalls ist man bis 2019 vertraglich an eine Firma gebunden, die im Zwei-Wochen-Rhythmus nur Säcke, nicht Tonnen entsorgt.

Aber einigen Menschen gingen die ständig verschmutzten Straßen dann doch gegen den Strich. Jedenfalls gründete Eugen Viehof, Spross einer erfolgreichen Gladbacher Unternehmerfamilie, einen Verein namens "Clean-up MG", der seit langem auch dafür kämpft, die Gelbe Tonne einzuführen. Nun scheint das unermüdliche Beharren des Vereins und seines Gründers in dieser Sache Früchte zu tragen: Politisch gibt es dafür eine breite Mehrheit, die Stadtspitze hat Viehof an seiner Seite. Etliche Bürger Gladbachs offenbar auch. Denn nun wurde, quasi als Sahnehäubchen obendrauf, eine Online-Petition gestartet. Vielleicht hilft das dabei, doch früher aus dem Vertrag zu kommen.

Unterschriften werden derzeit auch für die Bewerbung Mönchengladbachs gesammelt, Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2024 austragen zu dürfen - sofern Deutschland überhaupt den Zuschlag bekommt. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und Borussia wollen die Verantwortlichen beim DFB mit breiter Unterstützung der Bevölkerung überzeugen.

Zehntausende Signets sollen der Bewerbung mehr Gewicht geben und potenzielle Konkurrenten aus dem Feld schlagen. Ein starker Mitbewerber - Dortmund - könnte an der Finanzierung scheitern. Das brächte Gladbach einerseits in eine gute Position. Doch lerne: Eine solide Kalkulation der Kosten ist Pflicht. Stimmt's nämlich mit dem Geld nicht, helfen auch keine Unterschriften.

Geld spielt auch bei einem neuen Luxusproblem in Mönchengladbach eine Rolle: Die Stadt wächst, auch an Kindern - was eine sehr gute Nachricht ist. Damit wächst aber auch die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für die lieben Kleinen. 28 Kitas will die Stadt nun bauen, jedoch erst innerhalb der nächsten sechs Jahre. Dann ist mancher der potenziellen Kunden schon aus dem Kindergartenalter rausgewachsen. Verglichen mit der Einführung der Gelben Tonne ist das aber ein geradezu atemraubendes Tempo.

Es ist also wirklich alles relativ - und nicht immer für die Tonne.

(RP)
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