Mönchengladbach Was Friseure wissen müssen

Mönchengladbach · Sie kreieren nicht nur Dauerwellen am Modell, ein Make-up für den Abend oder einen modischen Herrenhaarschnitt. Die Auszubildenden im Friseurhandwerk müssen in der theoretischen Prüfung Fragen zu Wirtschaftslehre, Technologie und Organisation beantworten können.

Mönchengladbach: Was Friseure wissen müssen
Foto: AP, AP

In dieser Woche kommt er: der große Umschlag mit den Prüfungsunterlagen vom Landesinnungsverband Nordrhein-Westfalen. Darin sind die Fragebögen für 42 Auszubildende des Mönchengladbacher Friseurhandwerks enthalten. Die Azubis würden natürlich gerne schon im Voraus wissen, welche Fragen sie bei der Kenntnisprüfung am Montag, 7. Februar, erwarten. Das weiß Friseurmeister Stephan Lang nur zu gut: "Ich halte die Unterlagen streng unter Verschluss." Bestechungsversuche haben bei ihm keinen Erfolg: "Den Umschlag öffne ich im Stillen, alleine zu Hause", sagt der Vorsitzende des Prüfungsausschusses der Friseurinnung Mönchengladbach. Er kontrolliert unter anderem, ob genügend Bögen für alle Prüfungsteilnehmer angekommen sind. "Nichts ist peinlicher, als mit zu wenigen Formularen dazustehen", sagt der 50-Jährige. Das ist eine der wenigen Situationen, in denen der erfahrene Ausbilder ins Schwitzen kommt.

"Ich bin immer auch selbst ein bisschen aufgeregt vor einer Prüfung", sagt Lang, der seit 23 Jahren ehrenamtlich als Prüfer arbeitet. Er kontrolliert jedes Mal gewissenhaft, ob er alles eingepackt hat — Prüfungsbögen, Niederschriften der Innung, Zulassungslisten. "Aber was von den Prüflingen an Fragen kommt, kann man nie vorher wissen. Oder ob jemand in Ohnmacht fällt", sagt er — das seien die Unwägbarkeiten des Jobs.

Seit fünf Jahren ist Stephan Lang Vorsitzender des Prüfungsausschusses. In die Arbeit des Gremiums ist der selbstständige Friseurmeister bereits 1988, zwei Jahre nach Gründung seines eigenen Salons in Neuwerk, eingestiegen. "Ich wollte diese Aufgabe gerne übernehmen. Wir brauchen Nachwuchs und der muss auch betreut werden", erklärt der Inhaber eines Salons an der Neusser Straße. "Als meine Vorgängerin als Vorsitzende nach Berlin gegangen ist und ich angesprochen wurde, ob ich den Job übernehmen will, habe ich sofort zugesagt", sagt Lang.

Neue Prüfungsordnung

In der theoretischen Prüfung müssen Auszubildende des Friseurhandwerks nach anderthalb Ausbildungsjahren Kenntnisse über die Bereiche Hygiene, Umwelt, chemische Zusammensetzungen, Wirtschaftslehre und den Umgang mit Kunden nachweisen. Seit 2008 gibt es eine neue Ausbildungs- und Prüfungsordnung. Seitdem zählt die Kenntnisprüfung zusammen mit einer praktischen Prüfung, die ebenfalls nach der Hälfte der Ausbildung abgelegt werden muss, als Teil eins zu 25 Prozent zur Abschlussnote hinzu — "gestreckte Gesellenprüfung" nennt sich das.

Der Prüfungsausschuss besteht immer aus drei Mitgliedern der Handwerkskammer: ein Gesellenbeisitzer, ein Meister und ein Berufsschullehrer. Jeder der drei korrigiert alle Arbeiten. Die Punkte zählen zu gleichen Teilen — daraus wird später eine Gesamtpunktzahl ermittelt. "Man hat mit den Korrekturen schon gut zu tun", sagt Lang. Er hat bisher etwa 400 Auszubildenden die Prüfung abgenommen.

Seine Aufgabe zu Beginn einer jeden Prüfung ist es, die Teilnehmer zu begrüßen — und zu belehren. "Ich frage dann, ob sich alle wohlfühlen und gesund sind. Wenn nicht, dann dürfen sie noch von der Prüfung zurücktreten", sagt er. "Das muss alles sichergestellt sein, damit nicht hinterher jemand anderes behaupten kann."

Viele Stunden steckt der Friseurmeister in die Vor- und Nachbereitung von Prüfungen. "Es macht mir Spaß", sagt er. Seitdem er keine jungen Leute mehr ausbilde, "verliere ich so nicht den Anschluss, bekomme Trends mit und hinterfrage auch meine eigene Arbeit".

Internet Weitere Fragen aus der Gesellenprüfung unter www.rp-online.de/moenchengladbach

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort