Meistens stelle ich dann schon fest, dass ich entweder zu viel oder zu wenig habe, schmeiße das Papier weg oder schneide nochmal ziemlich schief wieder was davon ab. Einwickeln, zukleben, die Ecken möglichst unfallfrei einklappen, zukleben, fertig. An guten Tagen versuche ich mich noch an einer Schleife aus Geschenkband, die aber meistens wie eine missratene Acht aussieht. Das Ergebnis ist etwas, das eher an ein zusammengeknülltes Altpapier erinnert als an ein schön festlich verpacktes Präsent. Meine Freunde und Familie kennen das schon. Ich behaupte mal: Sie haben sich daran gewöhnt.

Dieses Jahr will ich es aber endlich mal besser machen. Und wer würde sich als Lehrerin besser eignen als eine Verkäuferin, die bei der Frage "Könnten Sie mir das als Geschenk einpacken?" nicht gleich Schweißausbrüche bekommt? Martina Mai ist so eine. Seit 19 Jahren arbeitet die 44-jährige gelernte Floristin bei Schaffrath in der Dekorations- und Geschenkeabteilung, ist also eine Expertin in Sachen dekorative Verpackung.

"Wir beginnen mit etwas Einfachem", sagt Mai und holt einen quaderförmigen Karton. Der soll in rotes Geschenkpapier eingepackt werden. So weit, so gut. Schneiden muss ich hier nicht, es gibt einen Abroller, an dem ich das Geschenkpapier einfach schön gerade abreißen kann. Gerade? Naja. Auch diese Handbewegung will gelernt sein. Bei den ersten Versuchen reiße ich in schöner Regelmäßigkeit mit zu viel Schwung die Ecken des Papiers ab.

Schon der erste Tipp von Martina Mai ist sehr nützlich. Nachdem ich das Geschenkpapier auf einer Seite über das Geschenk gelegt habe, soll ich das Papier direkt mit Klebeband am Karton festkleben. "So rutscht der Karton nachher nicht im Papier herum", sagt Martina Mai. Einfach, aber sinnvoll. Dummerweise bin ich nie selber darauf gekommen. Jetzt ist es auch wesentlich einfacher, die Seiten einzuklappen und festzukleben, weil beide Enden des Papiers nun gleich lang sind und der Karton nicht verrutscht. Ha! Schon was gelernt.

Jetzt soll ich noch eine Schleife machen. Martina Mai nimmt das Geschenkband in die Hand, macht irgendetwas mit ihren Fingern - und fertig. "Jetzt noch mal ein bisschen langsamer, bitte", sage ich. Und stelle gleich fest: Das bringt nix. Denn sobald man zu viel darüber nachdenkt, wie man was übereinander zu legen hat, ist man schon hoffnungslos verloren.

Interessant ist: Mai macht erst Geschenkband um den Karton und knotet es mit einem Doppelknoten fest. Dann nimmt sie wieder Geschenkband, formt daraus die Schleife und knotet die dann wiederum an dem Geschenk fest. "Noch besser sieht die Schleife aus, wenn man mehrere Lagen Geschenkband nimmt", sagt Mai. Wem das zu kompliziert ist - also mir beispielsweise -, kann auch eine Schleife aus Geschenkfolie machen. Dafür ein kleines Stück Folie nehmen, an einer Seite zwischen Daumen und Handfläche einklemmen und mit Mittelfinger und Daumen raffen.

Generell lerne ich an diesem Vormittag: Einmal umschlagen macht alles gleich viel schöner. Auch ein Bonbon. Frau Mai und ich verpacken jetzt einen Stoff-Igel. Einrollen, an beiden Enden das Papier einmal umschlagen, Schleifen drum, schön sieht's aus.

Zum Schluss kommt meine Lehrerin noch mit einer echten Herausforderung um die Ecke. Ein Windlicht, groß und unförmig, soll hübsch verpackt werden. Während ich zu Hause wahrscheinlich zu Geschenkpapier gegriffen hätte, hält mich Mai davon ab. "Für so etwas nimmt man besser Folie", sagt sie. Windlicht darauf stellen, Folie oben zusammenraffen, die Seiten hinten festkleben. Das war's. Es kommt eben immer auf das Verpackungsmaterial an. Und aufs Umschlagen natürlich.