Mönchengladbach Wir wollen auch zu mg+ gehören

Mönchengladbach · Kaum Straßenschilder, wenig Parkplätze, schlechte Verkehrsführung - die Einzelhändler im Karree Stephanstraße und Postgasse fühlen sich abgehängt. Sie sehen die Stadt wachsen, leiden aber selbst unter sinkenden Umsätzen.

 Sie hoffen auf mehr Laufkundschaft in Stephanstraße und Postgasse: Gastronom Nino Abate (links) und Händlerin Gina Lehnen (rechts).

Sie hoffen auf mehr Laufkundschaft in Stephanstraße und Postgasse: Gastronom Nino Abate (links) und Händlerin Gina Lehnen (rechts).

Foto: Isabella Raupold

Wenn Planer von der Entwicklung der Innenstädte sprechen, dann schwärmen sie von Räumen für den kleinen, feinen inhabergeführten Handel. Er kann den Unterschied ausmachen in Städten, in denen Filialisten das Gesicht der Fußgängerzonen prägen. In Gladbach sind zwei solcher Geschäfte seit Jahrzehnten Nachbarn. Für Gina Lehnens Dessousgeschäft an der Stephanstraße kommen genau so wie für Nino Abates Trattoria an der Postgasse die Kunden zum Teil aus Düsseldorf angefahren. Doch jetzt, wo auf der Hindenburgstraße so viele Kunden flanieren wie nie, fühlen sich beide von der Entwicklung regelrecht angehängt. "Das Konzept der wachsenden Stadt ist toll. Wir würden gerne dazu gehören", sagt Gina Lehnen. Das tun sie aber nicht. Die Umsätze gehen seit einem Jahr spürbar zurück. Was die Einzelhändler nicht wundert.

Und das hängt für beide ganz viel mit dem Straßenverkehr zusammen. Es fängt mit den Straßenschildern an - nur aus Richtung Oskar-Kühlen-Straße gibt es eines, nicht aber von der Hindenburgstraße aus. "Wer die Straße nicht kennt, hat kaum eine Chance, sie zu finden", sagt Lehnen. Und Abate hat die Parkbuchten an der Oskar-Kühlen-Straße an einem normalen Wochentag fotografiert. Leer. "1,80 Euro pro Stunde sind einfach zu teuer. Die Stadt hat gerade in dem Moment die Preise erhöht, als das Minto mit seinem großen und günstigen Parkhaus eröffnet hat", sagt Abate. Von den Konzepten, die Innenstadt möglichst autofrei zu halten, sind die beiden gar nicht angetan. Die Geschäfte brauchten den Verkehr. Und zwar möglichst störungsfrei fließend. "Wer einmal versucht hat, von der Bismarckstraße in unsere Richtung abzubiegen, weiß, was ein Abenteuer ist", sagt Gina Lehnen. Tatsächlich funktionieren die Grünphasen an der Stelle seit der Minto-Eröffnung nicht gut. Ständig kommen sich die Abbieger wegen der Rückstaus in die Quere. Nicht viel besser ergeht es demjenigen, der zu Fuß oder mit dem Rad kommt. Der Bismarckplatz ist nicht gerade ein Aushängeschild. Eine mobile Toilette könnte dort den vielen, die den Platz bei gutem Wetter zu ihrem Zuhause machen, helfen. Nino Abate sagt: "Ganz ehrlich: Im Sommer ist es wegen der ganzen Wildpinkler manchmal schwer zu ertragen."

Die Fachhändler - und in dem Karree gibt es noch erstaunlich viele dieser Spezies - eint dasselbe Problem wie die Händler an der Wallstraße und an der oberen Hindenburgstraße: Wie kann man einen kleinen Teil der Kundenströme, die das Minto wie ein Staubsauger anzieht, auch noch in den Rest der Gladbacher City lenken? "Wir sind mit Leib und Seele bei der Sache und freuen uns über die gute Entwicklung in der City. Aber da brauchen wir ein bisschen die Hilfe der Stadt", sagt Nino Abate. Zum Beispiel, indem die Geschäfte an der oberen Stephanstraße, möglichst nahe an der Hindenburgstraße, die Kunden neugierig auf all das machen dürfen, was weiter unten noch kommt. "Unsere Stammkunden sind die treuesten, die man sich nur wünschen kann. Aber die Laufkundschaft fehlt uns", sagt Lehnen. Drei Fahnenmasten für diesen Zweck gebe es direkt oben an der Hindenburgstraße. Trotz etlicher Gespräche gebe es bislang keine Genehmigung der Stadt, diese zu nutzen.

(RP)
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