Moers 26 Grimm-Schüler machen Theater

Moers · Die Gebrüder-Grimm-Schüler haben mit dem Theaterpädagogen Robert Hüttinger das Theaterstück "Hilfe, die Herdmanns kommen" einstudiert. Gestern feierten sie vor Eltern und Mitschülern Premiere.

 Gestern Vormittag wurde noch einmal in der Aula geprobt.

Gestern Vormittag wurde noch einmal in der Aula geprobt.

Foto: Klaus Dieker

"Hilfe, die Herdmanns kommen." Fast täglich erschallte dieser panische Schrei in einem kleinen amerikanischen Städtchen. Mit Recht, denn die Herdmanns waren wahrlich eine schreckliche Familie. Vor allem die Kinder. Sechs Stück an der Zahl und alle prügelten, rauchten, klauten und tyrannisierten ihre Mitmenschen. Keiner mochte sie, und so war es ein Schock, als der wilden Bande plötzlich einfiel, sämtliche Hauptrollen im nächsten Krippenspiel der örtlichen Sonntagsschule zu übernehmen. Die Geschichte der Herdmanns entstammt einem 1972 erschienenen Roman der amerikanischen Schriftstellerin Barbara Robinson, hätte aber auch genauso gut in einer unserer Kirchengemeinden stattfinden können oder - wie gestern geschehen - als Theaterstück an der Gebrüder-Grimm-Gemeinschaftsgrundschule in Moers.

Insgesamt 26 Schüler der dortigen 4A hatten seit dem Ende der Herbstferien gemeinsam mit dem Theaterpädagogen des Moerser Schlosstheaters Robert Hüttinger einmal wöchentlich daran gearbeitet, aus Barbara Robinsons ungewöhnlicher Weihnachtsgeschichte ein unterhaltsames Bühnenstück zu machen. Am Montagabend wurden rund 100 Eltern und Großeltern zur Premiere in der Aula der Schule erwartet. Entsprechend groß war bei der Generalprobe am Vormittag das Lampenfieber. "Jetzt alle mal etwas leiser! Sonst geht hier gar nichts", musste Robert Hüttinger die jungen Schauspieler gleich zu Anfang erst einmal zur Ruhe bringen.

Doch dann klappte es ganz gut. Nachdem er dem zu diesem Zeitpunkt noch aus den Mitschülern bestehenden Publikum mit ein paar Worten die wenig schmeichelhaften Eigenschaften der Herdmannfamilie erklärt hatte, betraten als erstes die ehrsamen Damen des Städtchens die Bühne, um wie jedes Jahr wieder das traditionelle Krippenspiel ihrer Sonntagsschule zu planen. Und auch bei den Kindern in der zweiten Szene war es das hauptsächliche Gesprächsthema. Doch dann erzählte Charlie in Szene drei einem der Herdmannsjungen unvorsichtigerweise, dass es während der Proben immer leckere Süßigkeiten zu essen gäbe, und so geschah das, was kommen musste.

In der nächsten Szene erstürmte die freche Bagage den Probenraum und forderte sämtliche Hauptrollen des Stückes für sich, was anschließend wiederum die Damen mit ihren entsetzten Kommentaren auf den Plan rief. Dann war es endlich soweit. Die Krippe wurde hereingebracht und eine der Herdmannmädchen verkündete wenig engelsgleich mit viel zu lauter Stimme: "He, euch ist ein Kind geboren." Auch die Heiligen Drei Könige entsprachen kaum dem bisher gewohnten Klischee.

Statt edler Gaben beglückten sie die derb von Maria aus der Krippe gezerrte Babypuppe mit trockenem Brot, während die Hirten ängstlich den Herdmann'schen Josef im Auge behielten. Es war schon ein ungewöhnliches Krippenspiel, was die Viertklässler der Gebrüder-Grimm-Schule da vorführten, doch es traf irgendwie ziemlich genau das, was Barbara Robinson in ihrer Geschichte beschrieben hatte.

Am Ende sangen schließlich alle Akteure noch ein Lied über die Herdmanns, und darin waren sie gar nicht mehr so schrecklich wie am Anfang, sondern eher die ehrlichen Vermittler einer eigentlich recht derben, aber trotzdem heiligen Weihnachtsgeschichte. Den Eltern und Großeltern dürfte die Premiere am Abend mit Sicherheit auch gefallen haben.

(RP)
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