Plage in Moers Bürgermeister will Entenfüttern wegen Ratten verbieten

Moers · In Moers gibt es eine Rattenplage. Das liegt daran, dass die Tiere reichlich Nahrung bekommen - auch von Menschen, die Enten mit Brot füttern. Fütterer sollen bald zur Kasse gebeten werden.

 Ein Besucher füttert Enten im Stadtpark (Symbolfoto)

Ein Besucher füttert Enten im Stadtpark (Symbolfoto)

Foto: Dieker

Ganz tief greift Oma in den Brotbeutel und holt einen Krumen nach dem anderen hervor. Ihr kleiner Enkel jauchzt vor Freude, wenn sich zwei Enten eine lautstarke Auseinandersetzung um ein besonders großes Stück Brot liefern. Solche Szenen, täglich zu sehen im Schlosspark, soll es in Moers künftig nicht mehr geben. Bürgermeister Christoph Fleischhauer will das Füttern von Enten und Tauben mit Bußgeld belegen lassen. Spätestens in der ersten Sitzung des Rates im neuen Jahr, so ein Sprecher der Stadt auf Anfrage, will er dem Rat einen entsprechenden Entwurf für eine Satzung zukommen lassen. Durch das Verbot soll vor allem die Rattenplage in der Stadt bekämpft werden.

In den vergangenen Monaten hatten sich Beschwerden von Bürgern gehäuft, die am Königsee Ratten am hellichten Tage gesehen hatten. Ursache für die Plage sind nach Auskunft der Enni, die bislang mit der Bekämpfung der Nager betreut war, zwei Faktoren.

Das sind zum einen die Enten- und Taubenfütterer, die den Ratten ein reichhaltiges Nahrungsangebot besorgen und zum anderen die Besucher von Schnellimbissen am Königlichen Hof, die Lebensmittelreste achtlos im Seebereich zurücklassen.

Das Angebot war dort so reichhaltig, dass die Ratten zeitweise die von der Enni ausgelegten Köder komplett ignorierten. Die Menschen wiederum interessierten sich wenig für die Hinweisschilder, auf denen Besucher gebeten wurden, vom Füttern der Wasservögel abzusehen. Rechtlich durchzusetzen war die Aufforderung bislang nicht.

Dazu hätte der Tatbestand des Fütterns in einer Ordnungs- oder Grünflächensatzung enthalten sein müssen. War er aber nicht. So blieb der Enni nichts anderes übrig, als an die Vernunft der Besucher zu appellieren. Vergebens.

So kam es schließlich im September zu einem "Rattengipfel" im Rathaus. Vertreter von Enni und verschiedenen Behörden trafen sich, um neue Wege der Schädlingsbekämpfung abzusprechen. Ein Vorschlag, der auch von der Enni selbst schon ins Spiel gebracht worden war, wurde gleich wieder verworfen. Eine komplette Entfernung aller bodendeckenden Gehölze kam nicht in Frage, weil dies zwar den Tieren den Unterschlupf genommen, gleichzeitig aber auch eine hässliche Brache erzeugt hätte. Allzu kostenintensive Maßnahmen kamen ohnehin nicht in Frage, weil die Stadt das gesamte Gebiet künftig neu überplanen will.

So kamen die Experten überein, dass nur ein konsequenter Nahrungsentzug das Problem eindämmen kann. Deshalb arbeitet die Verwaltung derzeit einen Entwurf für ein Regelwerk aus, das im gesamten Stadtgebiet gelten soll. Eigentlich, so war zu hören, hätte der Bürgermeister seine Vorschläge dem Rat schon zur nächsten Sitzung vorlegen wollen, doch sei dies an gesetzlich vorgeschriebenen Fristsetzungen gescheitert.

Verbot muss kontrolliert werden

Das Thema ist nicht nur juristisch heikel. Die Wirksamkeit einer ordnungsrechtlichen Anordnung ist entscheidend davon abhängig, dass die Einhaltung ihrer Befolgung auch kontrolliert wird.

Wer soll das machen? Politessen, so hieß es aus dem Rathaus, kämen für den Job nicht in Frage, weil sie bei einem anderen Dezernat beschäftigt seien. Blieben die Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die aber wohl kaum alle neuralgischen Punkte im Stadtgebiet kontrollieren können.

Gerade diese fehlende Möglichkeit, rechtliche Bestimmungen auch durchsetzen zu können, waren von Gegnern einer Parksatzung in den vergangenen Jahren immer wieder ins Feld geführt worden, um vergleichbare Regelwerke zu kippen. Der Bürgermeister wird im Rat jedenfalls viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

(RP)
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