Moers Museum zeigt Weltkrieg in 3D-Bildern

Moers · Eine Sonderausstellung im Moerser Schloss erinnert an den Beginn des "Großen Krieges" im Jahr 1914. Sie erzählt vom Schicksal des Malers Adalbert Wimmenauer und mit Fotos von dem Schrecken in den europäischen Schützengräben.

 Szenen aus dem Schützengraben: Die Frontsoldaten Karl Bußhoff und Otto Mötje nahmen ihre Kameras mit in den Krieg.

Szenen aus dem Schützengraben: Die Frontsoldaten Karl Bußhoff und Otto Mötje nahmen ihre Kameras mit in den Krieg.

Foto: Rechte: Volker Jakob und Stephan

Dieses Ausstellungsprojekt war nie geplant - bis Volker Jakob, einer der Kuratoren des Medienzentrums des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, vor etwa zwei Jahren in zwei Privatsammlungen einen Schatz fand: zwei Archive mit 700 Fotografien auf Glasnegativen aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Das Besondere: Es handelt sich um stereoskopische Aufnahmen, die die Frontsoldaten Karl Bußhoff und Otto Mötje machten. Sie dokumentieren die Gräuel des großen Krieges in 3D.

Die Ausstellung "Front 14/18", die Volker Jakob mit dem Bildwissenschaftler Stephan Sagurna entwickelte, ist ab Sonntag, 16. November, im Grafschafter Museum zu sehen. Moers ist die erste Station der beeindruckenden Wanderausstellung, die in Hattigen ihre Premiere feierte.

 Die 3D-Brille ermöglicht es den Besuchern, in die Bilder einzutauchen.

Die 3D-Brille ermöglicht es den Besuchern, in die Bilder einzutauchen.

Foto: Klaus Dieker

Die Fotografien führen durch die 3D-Effekte ganz nah an das kriegerische Geschehen heran, das vor 100 Jahren auf den Schlachtfeldern Europas seinen Anfang nahm. Es ist fast so, als befinde man sich mittendrin. Soldaten harren mit Gasmasken in den Gräben aus, Verwundete leiden im Lazarett, Gefallene liegen im Staub. Die Fotos zeigen zerstörte Dörfer und Landschaften. Den dreidimensionalen Effekt bewirkt eine Spezialbrille. Für Jakob und Sagurna war bei der Sichtung der Bilder klar, dass sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen: Denn sie ermöglichen nicht nur einen neuen Blick auf den Ersten Weltkrieg, sondern bieten auch eine ganz andere Perspektive. Sie zeigen keine Propaganda-Motive, sondern wurden von zwei Foto-Amateuren aufgenommen, der eine war Bank-, der andere Postbeamter.

 Die Fotos der Soldaten geben einen Einblick in das Leben während des Ersten Weltkriegs.

Die Fotos der Soldaten geben einen Einblick in das Leben während des Ersten Weltkriegs.

Foto: Museum

Die Glasplatten sind sechs mal 13 Zentimeter groß, auf denen rechts und links jeweils ein Bild ist. "Die Stereofotografie orientiert sich am menschlichen Sehen", erklärt Bildwissenschaftler Stephan Sagurna. Die Kamera hat zwei Objektive nebeneinander, die das jeweilige Motiv gleichzeitig aufnehmen. "Es ist schon merkwürdig, dass die beiden Männer die Kamera mit in den Krieg nahmen", findet Volker Jakob. Er vermutet, dass die Fotografien ein visuelles Tagebuch darstellten.

Eine große Herausforderung war die Arbeit mit den 100 Jahre alten Glasnegativen. "Die sensible fotografischen Emulsionen waren zum Teil verblichen oder schon damals falsch belichtet", erläuterte Stephan Sagurna. Vor 100 Jahren schauten sich die Leute die Bilder wie bei einem Opernglas durch sogenannte Stereobetrachtungsgeräte an. Für die Ausstellung "Front 14/18" ließ man die Aufnahmen als Anaglyphen, sich überlagernde, rot-blau eingefärbte Bilder herstellen.

Die Sonderausstellung im Grafschafter Museum hat noch ein weiteres Weltkriegs-Thema zu bieten. Neben Feldpost von Moerser Soldaten erzählt sie das Schicksal des Grafschafter Malers Adalbert Wimmenauer, der in Moers aufwuchs, auf dem Adolfinum zur Schule ging und im Alter von 45 Jahren - nur wenige Wochen, nach dem er in den Krieg gezogen war, am 17. November 1914 bei Ypern fiel.

Vier seiner Gemälde und zwei Ölskizzen sind im Besitz des Museums. Sie wurden mit Unterstützung des Museumsvereins restauriert. Dazu kommen Bilder und Skizzen aus Privatbesitz. Nachkommen des Malers schenkten dem Museum ein großformatiges Bild mit Kindern.

Die Ausstellung läuft bis zum 25. Januar im Grafschafter Museum.

(RP)
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