Moers/Kamp-Lintfort Plan: Sammelstelle für Einkaufstaschen

Moers/Kamp-Lintfort · Der Onlinehandel wird für die Moerser Innenstadt immer mehr zur Konkurrenz. Der Handel will reagieren.

Moers/Kamp-Lintfort: Plan: Sammelstelle für Einkaufstaschen
Foto: Rolf Vennenbernd

Überraschende Zahlen für Moers und Kamp-Lintfort hat der Handelsverband Niederrhein gestern veröffentlicht. Trotz steigender Umsätze im Online-Handel: Die stationären Geschäfte in Moers und Kamp-Lintfort verzeichnen eine positive Umsatzentwicklung. Handelsverbandschef Wilhelm Bommann sieht dabei die Stadt Moers auf einem guten Weg. Die Altstadt, begrenzt durch die Wallanlagen, behaupte sich gegen die Oberzentren Duisburg und Krefeld gut. Bommann widerspricht damit jenen Stimmen, die einen Niedergang von Moers als Einkaufsstadt prophezeien. Gleichwohl warnt er: Flächen wie das ehemalige Horten-Areal müssten entwickelt werden, die Parkplatzsituation überprüft werden, Gewerbesteuern dürften nicht noch weiter erhöht werden.

Dirk Elfgen, Chef des Moerser Werberings, beobachtet einen Strukturwandel in der Moerser City. "Ja, es verändert sich, neue Branchen erschließen sich." Er sieht die Aufgabe darin, einen Schwerpunkt in Moers auf Service und Atmosphäre zu legen. "Dann haben wir eine Chance, im Wettbewerb zu bestehen." Er kann sich etwa ein Internetshopsystem für Geschäfte vorstellen. Beispielhaft nennt er den Saturn-Markt, der jeden bestellten Fernseher innerhalb von zwei Stunden ausliefere. Eine Alternative dazu - "im Internet bestellen, vor Ort abholen." Dirk Elfgen hält auch einen zentralen Punkt für eine Lagerung von Einkaufstaschen in Moers für prüfenswert. Der Handel könnte ein Ladenlokal anmieten, wo alle Kunden ihre Taschen nach dem Einkauf abgeben können, um danach in der Stadt zu verweilen. Auch Gastronomiegutscheine - zwei Euro für einen Kaffee pro Einkauf - hält er für eine Überlegung.

Wilhelm Bommann sagt: "Viele Umsätze werden heute über das Internet abgewickelt und führen dazu, dass insbesondere der Fachhandel an Marktanteile verloren hat. Da dieser im hohen Maße personalintensiv ist, werden auf Dauer negative Beschäftigungseffekte nicht ausbleiben." Jeder Einzelhändler müsse für sich prüfen, inwieweit der Handel über das Internet zur eigenen Ergebnisverbesserung beitragen könne.

Bommann glaubt, dass allein die anstehenden Investitionen in die Moerser City - Rathausbebauung, Südring und Bildungszentrum - mehr Frequenz bringen können. Dadurch benötige Moers allerdings auch mehr Parkplätze. Brigitte Gerdes, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbandes, fordert ein größeres Stellplatzangebot in der Innenstadt. Beispielhaft nennt sie das Areal Hafthaus, das entwickelt werden könne.

Zum Handelsverband Niederrhein, der seinen Sitz in Moers an der Vinner Straße hat, gehören die Stadt Duisburg und der Kreis Wesel. Die Zahl der Unternehmen, die dort zumindest das Vorjahresergebnis von 2015 erreichten oder ein leichtes Umsatzplus erzielen konnten, lag laut Bommann bei 74,2 Prozent. "Dieses Ergebnis zeigt, dass einerseits das Konsumklima anhaltend hoch war, aber andererseits auch Umsätze in den Online-Bereich abgewandert sind." Diese These wurde gestern unterstützt durch neue Zahlen, die gestern die Hochschule Niederrhein in Krefeld veröffentlicht hat.

Wie Professor Dr. Gerrit Heinemann, Professor für Managementlehre und Handel, mitteilte, hat der US-Händler Amazon im vergangenen Jahr 13 Milliarden Euro für das Deutschlandgeschäft ausgewiesen. Damit sei Deutschland für Amazon der wichtigste Auslandsmarkt. Hier erziele das US-Unternehmen 10,4 Prozent seines Gesamtumsatzes. Neue digitale Strategien müssten her, fordert auch Heinemann vom Handel.

(RP)
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