Moers Polizei warnt vor Schlüsseldienst-Abzocke

Moers · Es ist schnell passiert: Die Tür ist zugefallen und der Schlüssel liegt im Haus. Eine Notsituation, die unseriöse Firmen ausnutzen, um horrende Summen einzufordern. Verbraucherzentrale und Polizei verraten, worauf zu achten ist.

 Wer sich ausgesperrt hat, ist oftmals einer hohen Rechnung, intransparenter Leistung und in einigen Fällen sogar Nötigung ausgesetzt. Ein Szenario, das mit wenigen Präventivmaßnahmen verhindert werden kann.

Wer sich ausgesperrt hat, ist oftmals einer hohen Rechnung, intransparenter Leistung und in einigen Fällen sogar Nötigung ausgesetzt. Ein Szenario, das mit wenigen Präventivmaßnahmen verhindert werden kann.

Foto: dpa-tmn

Es war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, der Karsten Bogumil teuer zu stehen kam. Als der Moerser seine jüngste Tochter, die draußen spielte, ins Haus holen wollte, passierte es: Die Tür war ins Schloss gefallen und der Schlüssel lag in der Wohnung. Zunächst versuchte der Familienvater, die Tür mit Bank- und Büchereikarte zu öffnen, doch schließlich blieb nur noch der Griff zum Nachbar-Telefon. Die Situation war hektisch. "Die Kinder haben angefangen zu weinen, weil sie wieder in die Wohnung wollten", erinnert sich der 41-Jährige. Nach einem Blick in die gelben Seiten wählte er die Nummer eines scheinbar ortsansässigen Schlüsseldienstes, der im Telefonbuch weit vorne platziert war und sich optisch sowie durch die Dicke des Papiers besonders hervortat. Ein Fehler, wie sich wenig später herausstellen sollte.

Der Mann am Telefon versicherte ihm zunächst, dass es nicht teurer würde als 50 bis 100 Euro. Der Mitarbeiter der Firma, der 45 Minuten später eintraf, berechnete jedoch einen Gesamtbetrag von 236,81 Euro. Allein die Gebühr für die Anfahrt war mit 30 Euro doppelt so hoch wie angekündigt. Als Karsten Bogumil den Mann auf die enorme Differenz aufmerksam machte, erntete er lediglich ein Schulterzucken und die Aussage: "Ist halt einfach so." Bogumil hatte jedoch nicht mehr als 100 Euro in der Tasche — der Mann vom Schlüsseldienst nahm sie als Anzahlung. Besonders misstrauisch wurde Bogumil, als die Firma immer wieder anrief und die restlichen 136,81 Euro persönlich abholen wollte. Als er dies verweigerte, wurde ihm mit einem Inkasso-Unternehmen gedroht, woraufhin sich der 41-Jährige an die Verbraucherzentrale Moers wandte.

Dort hat Gisela Daniels immer wieder mit Fällen dieser Art zu tun. Das Problem: "Die dubiosen Firmen stellen sich äußerst clever an", sagt Gisela Daniels. "Außerdem bewegen sie sich in einer juristischen Grauzone", ergänzt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Clanzett. Darum versuchen Polizei und Verbraucherzentrale, mit Ratschlägen präventiv gegen die unseriösen Schlüsseldienste vorzugehen. Tipps, die im Ernstfall bares Geld wert sein können. Am einfachsten könne man gegen den unliebsamen Griff zum Telefon vorgehen, indem man einen Ersatzschlüssel verstecke oder beim Nachbarn deponiere. Zudem sollte man sich frühzeitig die Kontaktdaten eines seriösen Schlüsseldienstes notieren — nicht erst im Ernstfall den erstbesten Anbieter wählen.

Denn kurioserweise stellen sich viele unseriöse Firmen äußerst clever dabei an, wenn es darum geht, einen seriösen Eindruck zu vermitteln. "Meist werden lokale Vorwahlen verwendet, die Anrufe werden aber wohl in ein Call-Center weitergeleitet", sagt Gisela Daniels, die darauf aufmerksam macht, dass der normale Tarif an einem Werktag zwischen 70 und 100 Euro liege. Tipp der Expertin: Nie sofort bezahlen, denn ist das Geld einmal weg, ist es sehr schwer, es zurückzubekommen. Die Methoden sind dabei so simpel wie effektiv: So werden Betroffene oft intransparenten Leistungen ausgesetzt, wie unnötiges Wechseln der Türschlösser. Der Polizei sind in den meisten Fällen die Hände gebunden. "Wir können nur etwas tun, wenn der Strafbestand der Nötigung vorliegt", erklärt Wolfgang Clanzett. Karsten Bogumil hatte nochmal Glück im Unglück. Nachdem er die Schlüsseldienstfirma, die ihm seine Wohnungstür öffnete, darüber informierte, dass er den Fall an die Verbraucherzentrale gereicht habe, wurde der Kontakt eingestellt.

(RP)
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