Moers RP-Leser treffen die Stadtmusikerin

Moers · Julia Hülsmann, die aktuelle Stadtmusikerin in Moers, gab für Leser der Rheinischen Post ein Hauskonzert in der Residenz an der Kleinen Allee. In angeregten Gesprächen erhielten ihre Zuhörer Einblicke in die improvisierte Musik.

 Die Leser des Grafschafters, die zahlreich zum Hauskonzert mit Julia Hülsmann kamen, erlebten in der intimen Atmosphäre in der Residenz eine mehr als spannende Begegnung mit einer sympathischen Musikerin, der man gerne zuhört.

Die Leser des Grafschafters, die zahlreich zum Hauskonzert mit Julia Hülsmann kamen, erlebten in der intimen Atmosphäre in der Residenz eine mehr als spannende Begegnung mit einer sympathischen Musikerin, der man gerne zuhört.

Foto: kdi

Beim dritten Mal ist es schon fast eine kleine Tradition: Nachdem der Grafschafter die Saxofonistinnen Angelika Niescier und Ingrid Laubrock zu Konzerten in seine Redaktion eingeladen hatte, empfing nun Jazzpianistin Julia Hülsmann, die aktuelle Stadtmusikerin in Moers, die Leser der Rheinischen Post in der Residenz an der Kleinen Allee zu einem Hauskonzert. Als siebter Improviser in Residence, einer Initiative des Netzwerks Improvisierte Musik Moers, kurz Nimm, lebt und arbeitet die Berliner Künstlerin für ein Jahr in der Grafenstadt und wird die aktuelle und improvisierte Musik in den Alltag der Moerser hineintragen. Die Leser des Grafschafter, die zahlreich zum Hauskonzert mit Julia Hülsmann kamen, erlebten in der intimen Atmosphäre in der Residenz eine mehr als spannende Begegnung mit einer sehr sympathischen Musikerin, der man gerne zuhört. Julia Hülsmann begrüßte ihre Gäste am Flügel mit einem Stück, das sie eigentlich für einen anderen Rahmen entwickelt hatte.

"Waltz" heißt es, weil es ein Walzer ist, gedacht für ein Improvisationslehrbuch, zu dem die Pianistin die Idee hatte. Sogleich entspann sich eine angeregte Diskussion zwischen der Pianistin und ihren Zuhörern, ob man denn die improvisierte Musik wie aus einem Lehrbuch lernen könne. Julia Hülsmann gelang es an diesem Abend, wunderbar die improvisierte Musik zu erklären und Vorurteile gegenüber aktuellen, zuweilen experimentellen Klangwelten zu knacken. "Musik ist Anspannung und Entspannung", sagte die Künstlerin, die zu den profiliertesten Pianistinnen in Deutschland gehört. Sie erklärte plaudernd den Zusammenhang von Tönen und ihren Schwingungen. Und wie man "raffiniert" mit solchen umgeht, die für manche Ohren atonal klingen. "Mir kommt nichts mehr dissonant vor. Je häufiger man die Musik hört, desto mehr gewöhnt man sich daran." Die Zuhörer in der Residenz erfuhren, dass Hülsmann normalerweise nicht auf Solopfaden, sondern mit ihrem Trio unterwegs ist, dass sie die Inspirationsquellen für ihren lockeren Jazz-Sound unter anderem auch in der Pop-Musik findet. "Ich habe wie viele Teenager auch Bands wie The Police und The Doors gehört. Ich war auch auf BAP-Konzerten", erzählte sie. Ein Beispiel brachte sie zu Gehör; sie spielte eines der Lieblingslieder ihrer Mutter, das sie an die Sonntage in ihrer Kindheit erinnert, als im Fernsehen die Filme aus den 50er Jahren wiederholt wurden: "Kauf Dir einen roten Luftballon". Anerkennung fand sie in der Zuhörerschaft, dass ihre Kompositionen bei dem Label ECM veröffentlicht werden. "Das ist doch eine Ehre", befand einer der Gäste. Die Pianistin erwies sich als Botschafterin für das Projekt des Netzwerks Improvisierte Musik Moers, das durch die Kunststiftung NRW gefördert wird. "Jazz und die improvisierte Musik müssen einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Heute werden Jazz-Musiker sogar von Unternehmen für Workshops engagiert, damit die Mitarbeiter lernen, spontan zu reagieren und zu improvisieren."

Und sie verwies darauf, wie wenig Kinder heute in Schulen selbst kreativ werden können. "Deshalb plane ich für dieses Jahr Projekte an der Anne-Frank-Schule und am Gymnasium Rheinkamp". Zum Abschluss des Abends gab es für Julia Hülsmann gleich eine Einladung für ein nächstes Konzert. Geschäftsmann Ulrich Gies plant für den Sommer die Veranstaltung "Altstadt in concert" auf dem Hüsch-Platz. Julia Hülsmann sagte gerne zu.

(RP)
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