Handball Ex-Handballer kämpft gegen Krankheit

Moers · Der ehemalige Abteilungsleiter, Trainer und Torwart des SV Neukirchen sitzt im Rollstuhl, weil seine Beine wegen Multipler Sklerose den Dienst verweigern. Doch der Fachbereichsleiter der Moerser Volkshochschule lässt sich nicht unterkriegen.

 Hans-Dieter Veldhoen erinnert sich gerne an seine Zeit als Spieler und Handball-funktionär. Ein Album mit Fotos und Zeitungsartikeln hilft dabei.

Hans-Dieter Veldhoen erinnert sich gerne an seine Zeit als Spieler und Handball-funktionär. Ein Album mit Fotos und Zeitungsartikeln hilft dabei.

Foto: WAZ FotoPool

Immer kleiner wurde das Tor für den Werfer, wenn Hans-Dieter Veldhoen auf den Schützen zustürmte. Vor allem beim Siebenmeter. Im Gegensatz zum Fußball muss nämlich ein Handball-Torwart beim Strafwurf nicht auf der Torlinie kleben. Bis zur Vier-Meter-Marke darf er vorrücken. Und das hat "Hardy", wie er ausschließlich beim SV Neukirchen genannt wurde - und immer noch wird - ausgenutzt. Oft mit Erfolg. Heute geht das nicht mehr. Hardy Veldhoen sitzt im Rollstuhl, weil er wegen einer üblen Laune der Natur seine Beine nicht mehr richtig gebrauchen kann. Hans-Dieter Veldhoen hat MS - Multiple Sklerose.

Eine äußerst tückische, chronisch-entzündliche Erkrankung im zentralen Nervensystem, die mit Schüben kommt und meist den Bewegungsapparat nachhaltig schädigt. Nicht nur den. "Meinen ersten Schub hatte ich 1985", erinnert sich der Fachbereichsleiter Schulabschluss bei der Moerser Volkshochschule (VHS). "Das wurde damals aber noch nicht als MS-Schub, sondern lediglich als Seh-Nerv-Entzündung diagnostiziert." Die Wahrheit traf den heute 59-Jährigen nur ein Jahr später. Seit 1986 weiß er, dass er MS hat. Nur zwei Jahre später im November saß er im Rollstuhl, aus dem er ohne fremde Hilfe beim heutigen Stand der Medizin nicht mehr wird aufstehen können. "Niemand hat Schuld daran. Selbst ich kann nichts dafür, dass ich im Rollstuhl gelandet bin", sagt Hardy Veldhoen. Doch musste er erst einmal ankommen. "Die ersten ein, zwei Jahre bin ich an meine Depressionsgrenze gestoßen", gibt er zu. Verständlich. Immerhin hat er nicht nur seit 1971 beim SVN Handball gespielt - "zwei Jahre in der Jugend im Tor, danach ein bisschen draußen und dann wieder im Tor" - sondern füllte auch viele andere Funktionen aus. In der Saison 1983/1984, als der SVN unter Trainer Manfred Lier das erste Mal in die Verbandsliga aufgestiegen ist, war er Abteilungsgleiter. Auch im Rat der Stadt Neukirchen-Vluyn war Hans-Dieter Veldhoen 15 Jahre aktiv. Kurzum: Depressionen ja, komplettes Hängenlassen nein.

Das kam allerdings auch gar nicht in Frage. Immerhin wurden Hardy und seine Frau Wilma im Februar Eltern. Sohn Christian kennt seinen Papa folglich nur im Rollstuhl. Und das schärft den Blick. Bei Vater, Mutter und Sohn. "Wenn Christian ausgeht, kommt er oft wieder und sagt ,tolle Kneipe, Papa. Aber nichts für dich'." Denn allzu häufig sind die Toiletten im Keller, oder die Türen für einen Rollstuhl zu klein, oder Stufen verwehren den Eintritt.

Trotz seiner Krankheit hat Hans-Dieter Veldhoen Glück gehabt. Die Stadt Moers als sein Arbeitgeber hat ihm stets bei der Ausstattung seines Arbeitsplatzes zur Seite gestanden. Doch er wollte auch in seinem Haus in die erste Etage oder in den Keler gelangen. 15 Jahre nach seiner Erkrankung hat er sich einen Aufzug ins Haus gebaut. "Nur der Aufzug ohne notwendigen Anbau hat damals 90 000 Mark gekostet." Er konnte das stemmen, auch weil er weiter arbeiten und verdienen konnte. Veldhoen weiß aber auch, dass viele an MS Erkrankte ihren Beruf aufgeben müssen und mit ganz wenig Geld im Monat auskommen müssen. Zum Aufzug im eigenen Haus kamen im Laufe der Zeit aber noch zahlreiche, kostenintensive Umbauten und Anschaffungen dazu. Das Problem dabei: Nichts "von der Stange" passt.

Seit den 1990er-Jahren stagniert sein Krankheitsverlauf. Das ist gut. Ihn ärgert aber, dass seine nahezu unbrauchbaren Beine wetterfühlig geworden sind. "So was hätte ich früher nicht geglaubt", sagt er. "Aber die tun weh, wenn es feucht wird." Ärgerlich ist für ihn auch, dass er gerne öfter in die Stursberg-Halle zum Handball gehen würde. Doch die kleinen Toiletten lassen den Besuch eines ganzen Spiels kaum zu. Schade für den ehemaligen Abteilungsleiter, Trainer und Torwart beim SVN.

(RP)
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