Moers Stiftung unterstützt Auschwitz-Reise

Moers · Alljährlich besuchen Schüler der Jahrgangsstufe zehn des Gymnasiums Adolfinum das ehemalige Vernichtungslager in Polen. Zum zweiten Mal ist die Stiftung "Erinnern ermöglichen" von Erich und Roswitha Bethe Hauptsponsor der Reise.

 Schüler vor einer Foto-Gedenkwand in Auschwitz-Birkenau.

Schüler vor einer Foto-Gedenkwand in Auschwitz-Birkenau.

Foto: privat (archiv)

In höchsten Tönen lobte gestern Erich Bethe das Gymnasium Adolfinum. "Was Sie hier machen, ist einmalig", sagte der 75-Jährige. Jedes Jahr besuchen bis zu 200 Schüler der Jahrgangsstufe zehn das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz, besichtigen die Gedenkstätte und lernen Zeitzeugen kennen. So intensiv setze sich kaum eine andere Schule mit diesem Kapitel deutscher Geschichte auseinander, sagte Bethe. Grund für ihn und seine Frau Roswitha, das Adolfinum zum zweiten Mal nach 2013 bei der Reise nach Polen finanziell zu unterstützen. Sie wollen für die Reisefinanzierung eingegangene Spenden bis zu einer Höhe von insgesamt 6000 Euro verdoppeln. "Gehen insgesamt 7000 Euro spenden ein, geben wir trotzdem 6000 dazu."

Die Erinnerung wachzuhalten ist ein Herzensanliegen von Erich und Roswitha Bethe. Mit der Sanierung und dem anschließenden Verkauf von Hotels hat das Ehepaar ein Vermögen angehäuft. Den größten Teil davon steckte es 1996 in die Bethe-Stiftung, die bundesweit Kinderhospize errichtet und sich gegen Kindesmissbrauch engagiert. 2010 haben die Bethes unter dem Namen "Erinnern ermöglichen" eine zweite Stiftung gegründet. Sie unterstützt Schulen in Nordrhein-Westfalen bei Fahrten nach Auschwitz oder zu anderen ehemaligen Vernichtungslagern. Die Stifter sind dabei, ihr Engagement auf andere Bundesländer auszuweiten. Ihr Ziel sei es, die Bundesregierung zu einer finanziellen Unterstützung solcher Reisen zu bewegen. "Die deutsche Regierung ist nicht bereit, auch nur einen Cent dazuzugeben", kritisierte Erich Bethe gestern. "Frau Merkel sagt, das sei Ländersache."

In diesem Jahr werden 145 Zehntklässler vom 19. bis zum 25. Juni nach Polen fahren. Wie immer wird ein Teil der Reisekosten durch Spenden und Sponsoren gedeckt. Zu Glück sei die Spendenbereitschaft der Moerser groß, sagte gestern die Lehrerin Maria Vollendorf-Löcher, die zusammen mit ihrem Kollegen André Remy das Auschwitz-Projekt ins Leben gerufen hat. Begleitet werden die Schüler auf ihrer Reise von insgesamt vier Lehrern, vor allem aber von 56 "Teamern". So nennen sich ältere Schüler oder ehemalige Adolfiner, die schon mindestens einmal in Auschwitz waren und die nun die jüngeren Jugendlichen in kleinen Gruppen betreuen. Schon lange vor der Fahrt treffen sich die Gruppen, um sich kennenzulernen und auf die Fahrt vorzubereiten. Der Besuch in Auschwitz wühle die meisten emotional sehr auf, sagte gestern zum Beispiel Teamer Arne Pauly (20), der inzwischen Informatik studiert und zum vierten Mal Auschwitz besucht: "Jedes Mal entdeckt man dort etwas Neues, was einen erschüttert und bewegt."

(RP)
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