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Die Schätze im Schloss Vinzenz - Verlierer der Moerser Geschichte

Moers · Der Graf verpfändete seinen Enkel, den Junggrafen Bernhard, und trug damit zum Niedergang der Herren von Moers bei.

 Museums-Praktikant Bert Schlüter vor dem Mahnbrief von Junggraf Bernhard. Das Original befindet sich Stadtarchiv Zutphen.

Museums-Praktikant Bert Schlüter vor dem Mahnbrief von Junggraf Bernhard. Das Original befindet sich Stadtarchiv Zutphen.

Foto: Klaus Dieker

Er war der Hoffnungsträger: Als die Hochzeit von Vinzenz von Moers mit Anna, Tochter des Pfalzgrafen Stephan von Bayern, 1433 eine ausgemachte Sache war, feierte man mit hohen Gästen auf der Moerser Burg. Vinzenz sollte fortführen, was seine Vorgänger, allen voran sein Vater Graf Friedrich III. und sein Onkel der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers, aufgebaut hatten: eine Vormachtstellung des Hauses Moers in der Region. Doch Graf Vinzenz erwies sich als glückloser Streiter. Er schmiedete die falschen Bündnisse und fällte riskante Entscheidungen. So setzte er auf Adolf von Egmond, als dieser sich mit den Burgundern um die Herrschaft in Geldern zankte.

Das war heikel, denn bisher waren die Burgunder einflussreiche Verbündete der Moerser Grafen gewesen. Egmond unterlag und mit ihm Vinzenz. Dabei verlor Vinzenz den größten Teil seines Herrschaftsgebiets und seiner Einkünfte. Ein Burgunderheer besetzte sogar zeitweise Moers.

Fast noch folgenschwerer war eine andere Entscheidung von Graf Vinzenz: Er verpfändete seinen Enkel und potenziellen Nachfolger, Junggraf Bernhard. Was war geschehen? Herzog Karl von Geldern war 1487 in französische Gefangenschaft geraten. Graf Vinzenz von Moers war mit Karl von Geldern verbündet und verhandelte mit dem König von Frankreich über Karls Freilassung. Gegen ein Lösegeld von 80 000 Gulden sollte der Herzog freikommen. Doch weder Karl von Geldern noch Vinzenz von Moers verfügten über eine derart beachtliche Summe.

So entstand der Plan, Junggraf Bernhard von Moers den Franzosen so lange als Geisel zu überlassen, bis das Lösegeld bezahlt war. Der freigelassene Herzog sollte so die Gelegenheit bekommen, die 80 000 Gulden aufzutreiben. Doch auch damals hörte die Freundschaft offenbar beim Geld auf: Der Herzog zahlte nicht. Als das Lösegeld nach über 20 Monaten noch nicht beglichen war und Bernhard weiterhin in Nordfrankreich festsaß, wurde dem Junggraf die Sache langsam mulmig.

Er verfasste einen Mahnbrief, der den Herzog öffentlich anprangerte - eine Art spätmittelalterliches Comic mit ernstem Inhalt: Der mit Zeichnungen bebilderte Text erzählt, wie Bernhard von Moers gegen das Versprechen der baldigen Auslösung für Karl von Geldern in Gefangenschaft ging. Doch offenbar beeindruckte der Brief den Herzog wenig: Erst nach acht Jahren wurde die Summe beglichen und Bernhard entlassen. Bereits ein Jahr später, 1501, starb er. Sein Tod gab Anlass zu Spekulationen. Bald gab es Gerüchte, er sei von einer Köchin im Auftrag Karls von Geldern vergiftet worden.

Aktuelle Knochenuntersuchungen widerlegen zwar diese Theorie, doch der frühe Tod des Moerser Junggrafen im Alter von knapp 40 Jahren bleibt suspekt. Als Bernhard frei kam, war ohnehin schon alles verloren. Aus "Altersgründen" wie es hieß, hatte Vinzenz von Moers 1493 die Grafschaft Moers an den Mann seiner Enkelin, Wilhelm von Wied, abgegeben. In Wirklichkeit war Vinzenz schlicht hoffnungslos verschuldet gewesen.

Sogar den Zorn Kaiser Friedrich III. hatte er durch seine ungeschickte Politik auf sich gezogen. Der Kaiser hatte den Moerser Graf sogar ächten lassen. Die Moerser konnten fast dankbar dafür sein. Denn damit wurde der Weg frei für einen neuen Regenten in Moers: Wilhelm von Wieds Schwiegersohn Wilhelm von Neuenahr.

(RP)
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