Moers Wenn es im Gottesdienst Pannen gibt

Moers · Särge im Sturzflug, Täuflinge auf der Flucht, alkoholisierte Störenfriede - Pfarrer geraten in ihrem Beruf manchmal in kuriose Situationen. Die RP hörte sich um, welche ungewöhnlichen Vorfälle Geistliche in der Region schon erlebt haben.

Achim Klaschka erinnert sich noch gut an jenen Tag seiner Kaplanszeit, als er im Altarraum eine ungewöhnliche Begegnung hatte. "Auf einmal, es war während der Wandlung, kam ein Mann auf mich zu und sagte: ,Ich habe einen Mord begangen'." Ein starker Geruch nach Alkohol verriet Klaschka, dass dieses Bekenntnis wohl nicht ernst gemeint war. "Ich habe den Mann dann ruhig zur ersten Kirchenbank geführt, dort saß er eine Weile und döste dann ein." Als die Hostien ausgeteilt wurden, wurde der Störer aber wieder wach und ging wie die anderen Gläubigen nach vorn. "Ich habe ihm die Kommunion erteilt, auch damit er keinen Ärger machte", berichtet der ehemalige Moerser Dechant. Ein Nachspiel hatte die Sache nicht - natürlich war kein Mord geschehen.

Solche Störungen sind selten. Doch in ungewöhnliche, manchmal groteske Situationen kommen viele Geistliche im Laufe ihres Berufslebens. Dass etwa Brautleute zu spät zur Hochzeit kommen, passiert nicht nur in Hollywood-Filmen. Davon kann Heinrich Bösing, leitender Pfarrer von St. Martinus Moers erzählen. "Eine Trauung sollte um 15 Uhr stattfinden, es war vereinbart, dass die Braut vor dem Portal abgeholt und zum Altar geführt werden sollte. Ich mache pünktlich die Türe auf - niemand da! Und die Orgel hatte schon eingesetzt." Schließlich sei ein großes weißes Auto herangebraust. "Ein Chauffeur steigt aus, öffnet dann der Braut die Tür - und ich deute ungeduldig auf die Uhr. Als wir dann einziehen, hört die Orgelmusik schlagartig auf. Der Organist konnte nicht sehen, was los war. Wir sind in totaler Stille zum Altar geschritten."

Auch bei Beerdigungen kann manches schief gehen. Bösing berichtet ein makabres Erlebnis: "Bei einer Bestattung in Repelen rutschte der Sarg ab und knallte regelrecht in die Grube hinein - und dabei sprang der Deckel auf!" Der Anblick der frisch Verstorbenen blieb den erschrockenen Angehörigen zum Glück erspart. "Bei einer anderen Beerdigung, auf dem Friedhof Lohmannsheide, ließ der Sarg auf sich warten." Am Ende stellte sich heraus, dass der Verblichene zum Friedhof in Meerbeck gebracht worden war. Der Sohn des Verstorbenen habe es mit Humor genommen. "Er sagte: ,Typisch Papa! Er hat gern Streiche gespielt, jetzt sogar nach seinem Tod."

Selbst bei einer Taufe kann es Pannen geben. Bösing erinnert sich: "Der Taufkind war kein Säugling mehr, sondern etwa fünf Jahre alt. Es ist ausgebüxt und der Vater hat es verfolgt, aber weil es sich in den Kirchenbänken versteckt hat, ging die Lauferei immer hin und her."

Peter Boßmann, Pfarrer von St. Marien in Moers-Hochstrass, berichtet: "Es kommt manchmal vor, dass Jugendliche bei der Messe etwas in den Kirchenraum brüllen und dann wieder verschwinden. Das ist aber eher ein Dummer-Jungen-Streich, ich glaube nicht, dass Kirchenfeindlichkeit der Grund ist." Was immer wieder vorkomme, seien verwirrte, offenbar psychisch kranke Personen, die in einer Messe auftauchten und durch ihr seltsames Benehmen Aufsehen erregten. "Dann heißt es: Gelassenheit bewahren und die Menschen ruhig ansprechen." Oder, falls nötig, die Störer bitten zu gehen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort