Nettetal Hinsbecker teilen Kriegserinnerungen

Nettetal · Gesamtschüler forschen über Zwangsarbeiter und trafen Zeitzeugen

Das Leben von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen auf dem heutigen Gebiet der Stadt Nettetal - das untersuchen zurzeit 14 Jugendliche der Gesamtschule in Breyell. Lehrerin Julietta Breuer leite das Projekt. Über die Rheinische Post hatten die Schüler nach Zeitzeugen gesucht. Jetzt hat es ein erstes Treffen gegeben.

Zu den älteren Hinsbeckern, die dem Aufruf gefolgt waren, gehörten, Ludwig Feuser (Jahrgang 1925), Hildegard Storms, Hans Kohnen und Hans Brünken (alle Jahrgang 1933), Heinz Zetzen (geboren 1936) und Franz Thissen (geboren 1937). Sie beschrieben, dass es in Hinsbeck vier Lager gegeben hätte: Das größte befand sich in der damaligen Gemeindesandgrube, dem heutigen Fußballplatz. Dort waren französische Kriegsgefangene untergebracht. Die drei übrigen befanden sich in den Sälen der Gaststätten Franken (heute Aktuell) und Rollbrocker (heute Kanzlei Pia Pauw) sowie im Glabbach in der Gaststätte Witter. Wie sich Franz Thissen erinnerte, habe es nahe der früheren Raketenstation an der Grenze nach Wankum auch ein Kriegsgefangenenlager mit Russen gegeben.

Das größte Lager für französische Gefangene befand sich auf der Heide. Es bestand aus zwei großen, festen Versorgungsgebäuden und kleineren Holzbaracken als Unterkünften. Das Wasser mussten de Gefangenen mit einem von drei Mann gezogenen Wagen aus einem Brunnen an der Johanneskapelle holen. Hinsbeck erhielt erst in den 1950er Jahren eine zentrale Wasserversorgung. Zum Duschen wurde das Wasser nicht verwendet, dafür war der Transport zu mühsam. Der größte Teil der Franzosen arbeitete bei Landwirten, zu denen sie zunächst unter Bewachung, später alleine hingingen. Beruflich Ausgebildete wurden im Handwerk, etwa als Schuhmacher, eingesetzt. "Meist kam man gut miteinander aus", erinnerten sie die Hisnbecker. Dies zeigte sich auch darin, dass viele der Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg den Kontakt hielten. Im Saal Franken waren rund 150 Ukrainerinnen untergebracht. Diese zogen frühmorgens in militärischer Formation auf die Heide, wo sie hinter der Gaststätte Waldesruh arbeiteten.

Die Informationen, die die Jugendlichen bekamen, werden nun in Einzelgesprächen vertieft. So sammeln die Schüler Material für die Projektarbeiten zu den verschiedenen Themenbereichen.

(heko)
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