Nettetal Skulptur im Vorgarten wirbt für mehr Rücksicht

Nettetal · Wolfram Schobel-Gundhardt aus Leuth will mit seiner neuen Skulptur mehr Verantwortungsbewusstsein für die Schöpfung wecken

 Wolfram Schobel-Gundhardt wohnt in einem Mehrfamilienhaus an der Straße Petershof. Sein Vermieter erlaubte ihm, die Skulptur dort aufzustellen.

Wolfram Schobel-Gundhardt wohnt in einem Mehrfamilienhaus an der Straße Petershof. Sein Vermieter erlaubte ihm, die Skulptur dort aufzustellen.

Foto: jobu

Nur mal kurz die Welt retten? "Ach, retten oder verbessern, das wäre vermessen, aber andere wenigstens zum Nachdenken anregen, das ist mir wichtig", sagt Wolfram Schobel-Gundhardt. Dafür schafft er Kunstwerke als Denkanstöße, die wahrlich nicht zu übersehen sind. So ist das neueste Werk des Künstlers aus Leuth, ein "Mahnmal gegen die Erdüberlastung", knapp zwei Meter hoch und anderthalb Tonnen schwer.

Mächtig und wuchtig wirkt das Kunstwerk nicht einmal, sondern trotz der Größe fast schon filigran: Der Planet Erde, umfasst von zwei Händen, die ihn zu schützen, abzuschirmen scheinen. Die Hände, die Finger wirken beinahe wie lebensecht, nur größer und grau. Fingernägel, Knöchel und Falten sind angedeutet.

Das Motiv als solches mag bekannt sein, doch der Künstler hat ihm eine besondere Prägung verliehen: Trotz des Gewichts der Skulptur scheint die Erdkugel fast zu schweben zwischen den Händen. Sie liegt nicht auf den Handballen auf, sondern wird von den Fingerspitzen gehalten. Allerhand bei einem Material, das sich so gar nicht zu eignen scheint, kleinste Details aus ihm zu formen: "Beton natürlich", erklärt Schobel-Gundhardt.

Aus diesem Material, das sein Markenzeichen ist, hat er auch seine Figuren auf dem Landschaftshof Baerlo geformt, und das Denkmal "Der Gerber" auf dem Hubertusplatz in Schaag geschaffen. Allesamt Werke, die Zeit brauchten bis zur Vollendung: Statik berechnen, Material besorgen, das oft von Freunden geschenkt oder wohlwollenden Mitbürgern gestiftet wurde, Schicht um Schicht je nach Wetter lange trocknen lassen, Geduld und Fertigkeit unter einen Hut bringen.

Die neue Skulptur nun steht im Vorgarten eines Mehrfamilienhauses, in dem der Künstler zur Miete wohnt, an der Straße Petershof in Leuth; der Eigentümer und Vermieter gab seine Einwilligung. "Dafür bin ich dankbar, so ist der Vorgarten, ja die Öffentlichkeit zu meinem Atelier geworden", sagt der 62-Jährige.

Nachbarn und Passanten konnten ihm seit Oktober des vergangenen Jahres beim Werkeln zuschauen. Mitunter seien manche, Kinder vor allem, ihm zur Hand gegangen, erzählt der Künstler und freut sich sichtlich über die rege Anteilnahme der Leuther. Freundlichkeit und Unterstützung wie jetzt in Leuth hat er nicht immer erfahren in seinem bewegten Leben, in dem er nach etlichen Schicksalsschlägen mehrmals ganz von vorn anfangen musste. So schlägt er sich bis heute irgendwie durch, angetrieben vom Drang, durch Kunst aufzurütteln, aufzuwecken aus Gedankenlosigkeit, anzuregen zu verantwortungsbewusstem Handeln.

Typisch für Schobel-Gundhardt war etwa seine spektakuläre Installation am Grenzübergang Schwanenhaus: Eine ausrangierte US-Mittelstreckenrakete funktionierte er um zum Anti-Kriegs-Mahnmal. Dass die Rakete dann in einer Nach- und Nebel-Aktion, die nie aufgeklärt wurde, von Unbekannten gestohlen wurde, brachte ihn auf die Palme. Aber entmutigen ließ sich der Künstler nicht. Im Gegenteil: "Was mich bewegt, der sorgsame Umgang mit der Schöpfung, mit der Erde, das muss ich darstellen."

Ausbeutung der Ressourcen, Krieg und Gewalt weltweit lassen ihm keine Ruhe. Er mahnt mehr Rücksicht auf Mitmenschen und Umwelt im Alltag an. Damit ist es ihm sehr ernst: "Gott hat gesagt, so steht es in der Bibel, macht euch die Erde untertan", sagt Schobel-Gundhardt, stockt, kämpft für einen Moment mit den Tränen, flüstert: "Gott hat nicht gesagt, macht die Erde kaputt, aber genau das tun wir."

Dagegen setzt er Zeichen, darunter sein neues Mahnmal in Leuth. Das ist übrigens noch nicht vollendet. "Ich muss noch eine Schutzschicht auftragen gegen Feuchtigkeit", erklärt er lächelnd. Schließlich soll sein Mahnmal auch Beständigkeit und Ausdauer signalisieren - selbst wenn er damit allein die Welt nicht retten kann.

(jobu)
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