Nettetal Venete - ein europäisches Pilotprojekt

Nettetal · Der SPD-Europaabgeordnete Jens Geier besuchte den Gewerbepark in Kaldenkirchen. Er macht den Nettetalern Mut.

 SPD-Politiker aus Nettetal besuchten mit dem Europaabgeordneten Jens Geier (5. v. re.) den Gewerbepark Venete. Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel (3. v. re.) erläuterte die Idee der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

SPD-Politiker aus Nettetal besuchten mit dem Europaabgeordneten Jens Geier (5. v. re.) den Gewerbepark Venete. Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel (3. v. re.) erläuterte die Idee der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Foto: Busch

Mit Geld aus der Europäischen Union können der Niederrhein und die angrenzenden niederländischen Provinzen Limburg und Gelderland schrittweise zu einer sogenannten Agropole entwickelt werden. Darauf wies der EU-Europaabgeordnete Jens Geier unlängst bei einem Besuch in Kaldenkirchen hin. Auf Einladung der SPD sah der Essener Politiker sich den künftigen Gewerbepark Venete an.

Geier bat die örtlichen Politiker um Geduld. Man müsse einen langen Atem beweisen, wenn ein solches Projekt erfolgreich umgesetzt werden sollte. Dies bestätigte auch der Nettetaler Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel. Den zehnjährigen Stillstand durch das Tauziehen auf niederländischer Seite um den Verlauf der Autobahn habe Deutschland nicht beeinflussen können. "Das Gelände ist jetzt voll erschlossen vorhanden, es verfügt auf Wunsch über das schnellste zurzeit denkbare Internet. Es gibt konkrete Gespräche, aber heute sind die Entscheidungswege in internationalen Konzernen oft sehr lang und von außen kaum überschaubar", sagte Sagel.

Jens Geier bezeichnete die Finanzierung in Höhe von 1,2 Millionen Euro durch die EU als "einen Jackpot im Lotto" für die Region. "Wenn es die Beteiligten geschickt anstellen, dann lässt sich daraus ein Pilotprojekt von europäischer Tragweite entwickeln. So etwas hat die EU bisher noch nie finanziert", sagte Geier. Das EU-Parlament hat 1,2 Millionen Euro im Haushalt eingestellt. Der Begriff Agropole stehe für ländlich strukturierte Gebiete, in der das Agrobusiness den Kompetenzschwerpunkt bildet. "Sie haben jetzt die Chance, einen grenzüberschreitenden Wirtschaftsraum aufzubauen und Wertschöpfung in der gesamten Region zu betreiben. Dies kann ein Modell für die EU werden, denn dahinter steht eine gewaltige Idee", unterstrich Jens Geier.

Auch wenn die SPD-Politiker noch auf einem zugigen, bisher nur von Straßen durchzogenen Ackergelände standen, sprach Geier von einer Vision, die auch die Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen verdiene. In Düsseldorf gebe es einen Fonds für regionale Entwicklung, der zur Hälfte vom Land finanziert werde. Die andere Hälfte müsse über einen Eigenanteil geliefert werden. Geier ist überzeugt, dass dies keine unüberwindbare Hürde sein kann. Auch das ELER-Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums, angesiedelt beim NRW-Landwirtschaftsministerium, halte entsprechende Fördermittel bereit.

Der SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner übte in diesem Zusammenhang Kritik am Kreis Viersen. "Der Kreis ist bei der Beantragung von Fördertöpfen dieser Qualität mittlerweile seit Jahren ganz weit hinten. Er hat im Landesvergleich so ziemlich die rote Laterne. Allein in der unmittelbaren Nachbarschaft geht man offensiver und vor allem zupackender mit solchen Chancen um", so Schiefner. Ein Beispiel dafür sei der Rheinkreis Neuss.

Ähnlich äußerte sich auch Jens Geier. Der Europaabgeordnete hatte vor einiger Zeit schon einmal den Landrat und dessen zögerlichen Umgang mit Fördermaßnahmen kritisiert. In einer Entgegnung gegenüber den Medien hatte Peter Ottmann erklärt, Geiers Kritik treffe nicht zu, der Kreis schöpfe alle seine Möglichkeiten aus. "Ich habe seinerzeit darauf verzichtet, eine Entgegnung zu formulieren. Auf einen Nenner gebracht, kann ich dem Landrat nur bescheinigen, dass er das Thema verfehlt hat - zu Lasten der Entwicklung der Region, der Wirtschaft und der Arbeitsplätze", sagte Geier.

Er nahm damit den Hinweis der Fraktionsvorsitzenden im Nettetaler Stadtrat, Renate Dyck, auf, Nettetal habe den Niedergang der Textil-und Metallindustrie bis heute nicht verwunden. Darum habe die Stadt immerhin rund 300 000 Euro aufgenommen, um die Entwicklung des Gewerbeparks über die Bemühungen der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen mit dem Merkmal Agrobusiness selbst anzuschieben. "Das ist für eine Stadt wie Nettetal sehr viel Geld. Venete ist der Hoffnungsanker nicht nur für uns."

Wirtschaftsförderer Sagel unterstrich, dass die ursprüngliche Idee der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Venlo auch unter diesem Gesichtspunkt forciert worden sei. "Von der anderen Seite bekommen wir sehr ermutigende Signale. Dort denkt man in europäischen Kategorien."

(RP)
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