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Nettetal Viel Arbeit für eine rostige Kugel

Nettetal · Die Firma Saage hat ein 15,5 Tonnen schweres Kunstobjekt gefertigt. Der Name ist schlicht: die Kugel. Das Unternehmen präsentiert das Objekt ab dem 12. März bei der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München.

 Detlev Saage (rechts) und zwei seiner Mitarbeiter, die die Kugel nach einem Entwurf von Sergio Bovenga für die Internationale Handwerksmesse in München fertigten.

Detlev Saage (rechts) und zwei seiner Mitarbeiter, die die Kugel nach einem Entwurf von Sergio Bovenga für die Internationale Handwerksmesse in München fertigten.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Der Rost wurde zum Problem. Er sollte nicht weg, sondern her. Doch wie? Selbst Säure half nicht. Also musste eine andere Methode her. Das Objekt wurde mit Stahlkugeln bestrahlt. Und, siehe da: Es rostete. Warum der Rost? "Von außen soll die Kugelja absichtlich nicht schön aussehen", sagt Detlev Saage, Geschäftsführer des Treppenbauunternehmens Saage. Entscheidend ist das Innere der Kugel. Er schaut durch die Öffnung in das Objekt hinein, erblickt den Zenit — und nickt zufrieden.

Das Nettetaler Unternehmen, Spezialist für Treppenbau und Biegetechnik, hat in eineinhalb Jahren ein 15,5 Tonnen schweres Kunstobjekt gefertigt. Rund 9000 Arbeitsstunden hat das Nettetaler Team in das Projekt investiert. So aufwendig die Fertigung, so schlicht der Name: die Kugel. Jetzt ist sie fertig. Ab dem 12. März stellt Saage die Kugel bei der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München aus. Allein der Transport nach Bayern kostet 16 000 Euro.

Der Künstler Sergio Bovenga hat das Objekt entworfen.Der Auftrag selbst kam von einem deutschen Mäzen. Wer genau dahintersteckt, möchte Saage nicht verraten. "Er wollte sich damit einen Traum erfüllen", sagt Detlev Saage über den unbekannten Eigentümer. Es war jedenfalls ein sehr komlexes Projekt. Auch zwei weitere Unternehmen hatten zunächst Interesse, stiegen jedoch aus, als sie von den technologischen Anforderungen hörten. Der Geschäftsführer sah den Auftrag als Herausforderung: "So ein Kunstobjekt bietet relativ wenig Spielraum und verzeiht nicht den geringsten Fehler."

Die Kugel besteht aus zwei Halbkugeln, die aus 40 Millimeter starken Edelstahlblechen in mehreren Pressdurchgängen gefertigt wurden. Um die inneren Oberflächen der beiden Teile auf einen gleichmäßigen Radius zu fräsen, nutzte das Unternehmen eine eigens dafür entwickelte Maschine. Anschließend wurden die Halbkugeln intensiv poliert — und das acht Monate lang.

Die größte Herausforderung war das Zusammenfügen der Halbkugeln. "Die maximale Toleranz durfte nur einen Millimeter betragen", berichtet Saage. Es sei ein spannender Augenblick gewesen. Die Halbkugeln passten. Der Unternehmer: "Wir haben sogar 0,3 Millimeter geschafft." Entsprechend groß war die Erleichterung bei ihm und Produktionsleiter Anatoli Marzen. Beim Anblick des fertigen Objektes spricht Saage davon, stolz zu sein.

Die Kugel liegt auf einem Gestell. Mit Hilfe dreier Servomotoren und diverser Spezialräder ist es möglich, sie zu Steuern. Sie kann sich sogar mit dem Mondlicht drehen. Dann schimmert die Kugel (von innen) vollständig weiß. Schall und Licht brechen sich im Mittelpunkt, dem Zenit, der Kugel. Das Polieren hat sich gelohnt. Die Kugel ist begehbar, kann durch einen Deckel aber auch vollständig verschlossen werden.

Seitens der Handwerkskammer Düsseldorf stößt die Arbeit des Nettetaler Unternehmens auf viel Anerkennung. "Im Sport würde man sagen, Herr Saage ist ein Vorzeigeathlet", lobt Siegfried Schrempf, Vizepräsident der Handwerkskammer. Er ergänzt: "Wir sind unheimlich stolz auf solch eine Leistung." Schrempf prophezeit, dass auf der IHM "neben der Kugel alles andere verblassen wird". Mit der Kugel ist das Unternehmen für den Bayerischen Staatspreis nominiert.

(RP)
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