Nettetal Wohnen für alle in Lobberich

Nettetal · Die Lebenshilfe investiert rund 2,5 Millionen Euro in Nettetals erstes inklusives Appartment-Haus. Im September 2018 soll es fertig sein

Nettetal: Wohnen für alle in Lobberich
Foto: dpab

Der Verein Lebenshilfe im Kreis Viersen baut ein barrierefreies Appartmenthaus an der zentrumsnahen Görresstraße. Das Außergewöhnliche: Dort sollen Menschen mit und ohne Handicap unter einem Dach leben. "Inklusives Wohnen - das ist in der Form einzigartig in Nettetal", sagte Nettetals Behindertenbeauftragte Dagmar Tohang bereits bei der ersten Vorstellung. Beim Spatenstich lobte Vize-Bürgermeister Harald Post (CDU) den Verein vor 100 Gästen für sein außerordentliches Engagement: "Ihnen ist es zu verdanken, dass eine Behinderung nicht zur Ausgrenzung führt." Die Kosten für den Neubau trägt die Lebenshilfe teilweise selbst. Außerdem nutzt sie ein Darlehen von 1,4 Millionen Euro des NRW-Gesundheitsministeriums und ein Sparkassen-Darlehen in Höhe von 480.000 Euro.

Seit 1985 unterhält die Lebenshilfe zwei Einfamilienhäuser an der Görresstraße 28 und 30. Dies war damals das zweite Angebot des Vereins im gesamten Kreis Viersen. Weitere Wohnmöglichkeiten folgten an der Friedhofsstraße im Jahr 1993 und an der Eremitenstraße zwei Jahre später. Vor zehn Jahren wurde die Betreuung in der Einrichtung Görresstraße von stationär in ambulant umgewandelt. Doch dort fehlte die Barrierefreiheit, sie genügte nicht mehr den Wohnstandards. Beide Häuser wurden Mitte Juni für den Neubau abgerissen.

Vor vier Jahren startete der Verein zudem eine Umfrage zum Thema Wohnen. "Dabei wurde das starke Interesse an einem ambulanten Wohnangebot, ergänzt um die Möglichkeit des Gruppenwohnens, festgestellt", sagt Bereichsleiterin Anja Nowacki. Nach intensiver Vorbereitung kann die Lebenshilfe voraussichtlich bereits im September 2018 diesen Wunsch erfüllen.

 Geschäftsführer Michael Behrendt (4.v.l.), Bereichsleiterin Anja Nowacki 5.v.l.), Udo Schiefner, MdB (5.v.r.), Landtagsabgeordneter Markus Optendrenk (4.v.r.), Christina Minten (Vorsitzende, 2.v.r.), Vize-Bürgermeister Harald Post. ein

Geschäftsführer Michael Behrendt (4.v.l.), Bereichsleiterin Anja Nowacki 5.v.l.), Udo Schiefner, MdB (5.v.r.), Landtagsabgeordneter Markus Optendrenk (4.v.r.), Christina Minten (Vorsitzende, 2.v.r.), Vize-Bürgermeister Harald Post. ein

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Noch gibt es freie Wohnungen und freie Plätze in den Wohngruppen. "Mit dem politischen Grundsatz ,Ambulant vor stationär' ist ein Paradigmenwechsel erreicht, wenn man Wohnraum für behinderte Menschen schafft", erklärte Lebenshilfe-Geschäftsführer Michael Behrendt. In dem neuen Komplex wolle die Lebenshilfe nun mehr als inklusives, nämlich gleichberechtigtes Wohnen gemäß der UN-Menschenrechtskonvention, für Behinderte umsetzen.

Das Gebäude wird auf drei Etagen insgesamt sechs Wohneinheiten enthalten: Im Erdgeschoss gibt es Platz für sechs Mieter, im Obergeschoss für fünf Mieter. Im Dachgeschoss sind drei barrierefreie Einzelwohnungen sowie eine Zwei-Zimmer-Wohnung für zwei Personen vorgesehen. Herz des inklusiven Wohnhauses ist ein Gemeinschaftsraum (mit Küchenzeile und barrierefreiem WC) im Erdgeschoss. Er ist gedacht für Treffen von Mietern und Besuchern. Wegen der öffentlichen Förderung können allerdings nur Mieter, die einen Wohnberechtigungsschein besitzen, in das Appartmenthaus einziehen. "Barrierefreier Wohnraum, der bezahlbar ist - aus unserer Sicht ist dieser Bau ein Meilenstein und wegweisend für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung", sagt Christina Minten, stellvertretende Vorsitzende der Lebenshilfe.

(jobu)
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