Neukirchen-Vluyn Hunderte feiern beim Erntedankfest

Neukirchen-Vluyn · Beim Erntedankfest in Neukirchen erinnerten Schüler der städtischen Gesamtschule an die Bedeutung des fairen Handels. Außerdem wurde eine innovative Idee vorgestellt, die das Dorfleben aufwerten könnte.

Sorgfältig schneiden Linda (12) und Lena (12) Fair-Trade-Bananen, die Bio-Schokolade und Sesamriegel in Stücke und legen die Happen auf ein Tablett. Lehrerin Gabi Tersteegen von der städtischen Gesamtschule lächelt ihren Schülerinnen aufmunternd zu, bevor diese sich auf den Weg machen, die Leckereien und den Gedanken des fairen Handels auf dem Erntedankfes weiterzugeben. Denn dafür wirbt die Städtische Gesamtschule an diesem sonnigen Nachmittag. Große Plakate und Fotowände zeigen, wie sich die inklusive Bildungseinrichtung dafür einsetzt, Fair-Trade-Schule zu werden. Angefangen hat alles mit einer Anfrage der Stadt zu Beginn des Jahres: "Neukirchen-Vluyn möchte eine Fair-Trade-Stadt werden", erklärt Gabi Tersteegen. "Deshalb wurde jede Schule gefragt, ob sie sich beteiligen möchte. Wir waren die Einzige, die ja gesagt hat." Im Mai bildete sich ein Team aus Lehrern, Eltern und Schülern heraus, die den Fair-Trade-Gedanken nun im Lernplan verankern möchten. Fair gehandelte Produkte sollen an der Schule verkauft werden.

Auch in einem kleinen Filmkurs an der Haarbeck-Schule arbeiteten zehn Jugendliche mit Lehrer Sinan Lafci (38) und Integrationshelfer Bastian Stobrawe (35) ein Konzept aus, das die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen verbessern soll - und zwar vor Ort. Ein sogenanntes Förderrad soll der neue Treffpunkt in Neukirchen-Vluyn werden. "Das Förderrad kann man sich als großen Pavillon vorstellen, mit einem Dach aus Hartplastik oder einer Plane. Es wird eine multifunktionale und mediale Open-Air-Bühne sein, auf der Konzerte stattfinden können, Seminare aber auch Abschluss- oder Geburtstagsfeiern", erklärt Lafci, und Stobrawe wirft ein: "Als Standort würde sich am besten das Gelände der Zeche Niederberg eigenen. Da darf es auch ruhig mal laut werden." Lafci und Stobrawe informieren über ihre Idee zwischen Ständen mit Sportparcours, Holzdekorationen und gefüllten Crêpes. "Wir hoffen, genug Leute zusammen zu bekommen, die das Förderrad unterstützen", sagt Lafci. Da kommen Linda und Lena mit ihrem Tablett vorbei, bieten Lafci, der auch an ihrer Schule unterrichtet, fair gehandelte Süßigkeiten an. "Herr Lafci, mein Bruder hatte noch eine Idee für Jugendliche im Ort", sagt Linda zu ihrem Lehrer. "Es gibt ja schon die Skateranlage, aber nichts für Mountain- oder BMX-Räder. Das will er ändern." "Sehr guter Einfall, da sprechen wir mal drüber", meint Lafci.

Währenddessen sitzen zwei ältere Damen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, auf einer Bierbank und genießen eine Tasse Kaffee von den Landfrauen, die am Stand gegenüber auch Kuchen verkaufen. Die Neukirchnerinnen können von ihrem Platz aus Anja Reimann vom SV Neukirchen auf der Bühne sehen, die anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Turnabteilung eine Ansprache hält. "Ich bin mit dem Fest sehr zufrieden", resümiert die Dame in der lilafarbenen Regenjacke. "Die Zeremonie, bei der die Erntekrone an den Bürgermeister übergeben wurde, war sehr schön. Und es ist immer toll, alte Bekannte hier zu treffen."

Ein Höhepunkt an diesem Tag ist natürlich der Umzug, dessen Kern ein Treckerkorso bildet. "Sowohl von den Besuchern als auch von den Beteiligten haben wir gute Rückmeldungen zum Standort der Feier bekommen", sagt Frank Grusen vom Stadtmarketing.

(jma)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort