Neuss Botanischer Garten ohne Bürger-Ideen?

Neuss · Die Stadt hat einem Essener Büro den Auftrag erteilt, die Pläne zur Erweiterung des Botanischen Gartens zu erarbeiten. Teilnehmer des offenen Werkstattverfahrens im Vorjahr sprechen von Alleingang und geheuchelter Bürgerbeteiligung.

 So stellt sich das Essener Büro Förder Landschaftsarchitekten das Entree zum Botanischen Garten von der Körnerstraße aus vor.

So stellt sich das Essener Büro Förder Landschaftsarchitekten das Entree zum Botanischen Garten von der Körnerstraße aus vor.

Foto: Förder Landschaftsarchitekten

"Mit unserem Konzept konnten wir die Verantwortlichen der Stadt Neuss überzeugen und haben uns gegen vier andere Planerteams durchgesetzt": Dieser Satz auf der Internetseite der Essener Firma "Förder Landschaftsarchitekten" bringt derzeit viele in Harnisch, die sich im vergangenen Jahr an den ergebnisoffenen Workshops zur Erweiterung des Botanischen Gartens beteiligt hatten. Denn weil an gleicher Stelle zu lesen ist, dass das Unternehmen auch mit der Vorentwurfsplanung beauftragt wurde, sehen viele darin einen Alleingang der Stadtverwaltung und befürchten, dass Ideen anderer Gruppen nun keinerlei Berücksichtigung mehr finden. Es brodelt - und das bei einem ohnehin heißen Thema.

Der entstandene Flurschaden scheint beträchtlich. Das macht ein umfangreicher E-Mail-Verkehr deutlich, den die Nachricht von der Auftragsvergabe ausgelöst hat. "Für mich ist klar geworden, dass ich an so einer Sache nicht mehr teilnehme", schreibt der Neusser Architekt Eckehard Wienstroer, der von einer "völlig unmotivierten und ungeplanten Handlungsweise der Kommune" spricht. "Im besten Fall", so seine Meinung, hätte die Stadt dem Werkstattverfahren einen Wettbewerb folgen lassen müssen. Seine Kollegen Andreas Hermanns aus Schwalmtal und Thomas Wündrich vom Forum Stadtentwicklung der Neuss Agenda, die das Werkstattverfahren angeschoben hatte, sehen das ähnlich. "Das Verhalten der Stadt war und ist nicht optimal", schreibt Wündrich.

In dieser Situation versucht Roland Kehl vom Forum Stadtentwicklung die Wogen zu glätten. Die Vorstellung, alle Architekten in einem Team gemeinsam an der Planung arbeiten zu lassen, sei nicht so einfach. Am Montag, wenn er mit Vertretern des BUND, des Fördervereins Botanischer Garten und anderen Termin im Rathaus hat, wird er die Frage stellen, inwieweit Ideen der anderen Werkstattgruppen noch aufgenommen werden.

Von der Antwort wird abhängen, ob das Thema noch zu einem echten Politikum wird. Lukas Lamla, MdL von der Piratenpartei, der an den Werkstattgesprächen teilnahm, nennt die Auftragsvergabe durch die Stadt eine "Missachtung sämtlicher Ergebnisse des Werkstattverfahrens" und wirft der Kommune vor, die "angebliche Bürgerbeteiligung nur geheuchelt" zu haben.

Planungsdezernent Christoph Hölters verteidigt sein Vorgehen als einzig gangbaren Weg, um schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Dabei wird in einem ersten Schritt schon im kommenden Jahr der Eingangsbereich an der Bergheimer Straße und danach der an der Körnerstraße neu gestaltet.

Der Ärger um seine Äußerung schien Matthias Förder, den Inhaber der beauftragten Planungsfirma, gestern schon erreicht zu haben. Förder, der auch an den Workshops teilnahm, betont, dass er zwar den Zuschlag für sein Büro erhalten habe, aber nicht für alle Inhalte. Die Planung sei schon angestoßen, doch könnte es sein, dass "noch ganz andere Ideen an uns herangetragen werden". Zum Beispiel am Montag, wenn auch er an der Runde im Rathaus teilnimmt. Dort kann er auch sagen, dass ihm nicht nur die Vorentwurfsplanung übertragen wurde. Mündlich sei vereinbart, so Förder, dass sein Büro auch alle weiteren Schritte ausführt - einschließlich der Bauleitung.

(NGZ)
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