Neuss City: Immer weniger Bekleidungsgeschäfte

Neuss · City-Manager Thomas Werz führt über den Ladenbesatz im Stadtkern Statistik. Der Langzeitvergleich lässt ihn von einem Bedeutungswandel sprechen. Er sieht einen Trend zu Gütern des täglichen Bedarfs.

 Das Angebot in der Neusser Innenstadt wandelt sich. Es gibt immer weniger Bekleidungsgeschäfte, dafür mehr Angebote für Güter des täglichen Bedarfs.

Das Angebot in der Neusser Innenstadt wandelt sich. Es gibt immer weniger Bekleidungsgeschäfte, dafür mehr Angebote für Güter des täglichen Bedarfs.

Foto: Voba

Der Textilhandel war immer eine Stärke der Innenstadt. Doch diese Branche schwächelt zusehends. Seit Thomas Werz 2009 seinen Dienst als City-Manager bei Neuss-Marketing antrat und seine eigene Statistik auflegte, sank die Zahl der Geschäfte in diesem Segment von 82 auf 54. Weil auf der anderen Seite Gastronomiebetriebe sowie die Anbieter von Nahrungsmitteln und Drogerieerzeugnissen schon 43 Prozent der 410 Ladenlokale belegen, ist Werz überzeugt, von einem Bedeutungswandel der Innenstadt sprechen zu können. "Es gibt eine Renaissance für Güter des täglichen Bedarfs."

Die Entwicklung gefällt Christoph Napp-Saarbourg nicht unbedingt, doch viel von dem, was diesen Trend befeuert, sei hausgemacht, sagt er. Wenn die Politik im Hammfeld mit dem Zweirad-Center Stadler einen Großhändler ansiedelt, nennt der Vorsitzende der Zukunfts-Initiative Neuss (ZIN) den jüngsten Fall, dann mache sie den Einkauf auf der grünen Wiese, also außerhalb der Innenstadt, nur attraktiver. "Man fragt sich schon, wohin das noch gehen soll", sagt er.

In den Jahren seit 2009 hat Thomas Werz 170 Veränderungen im Ladenbesatz registriert. In 43 Prozent der Fälle bewertet er die Veränderung als Verschlechterung - und nur bei 28 Prozent war eine Verbesserung das Resultat. Dabei muss Werz feststellen: "Die Ränder fransen aus." Krefelder Straße und Niederstraße beispielsweise müsste man weiter im Auge behalten, aber auch die Oberstraße. Dass der dortige Matratzenmarkt an der Ecke zur Straße Am Kehlturm schließt, ohne dass eine Nachnutzung bekannt wäre, sieht er etwa nicht ohne Sorge.

Die Entwicklung lässt einen Trend zu bestimmten Branchen erkennen. Handyläden und Bäckereien würden nicht dazu gehören, begegnet Werz einer in der Stadt oft geäußerten Ansicht. Deren Zahl nahm sogar seit 2009 um eine Bäckerei (auf zwölf) und zwei Handy-Shops (auf zehn) ab. Dafür stieg die Zahl der Apotheken von neun auf zehn, die der Optiker von zehn auf zwölf und die Gesundheitsbranche insgesamt - nimmt man Praxen und Massagestudios hinzu - von 24 auf 32. Mit dem Rossmann-Drogeriemarkt, der in den "Kastellum"-Neubau an der Kastellstraße einzieht, wird dieses Segment noch größer. Genauso deutlich ist der Aufwärtstrend bei der Gastronomie. 2009 zählte Werz noch 60 Lokale, aktuell sind es 69.

Für ihn stimmt der Branchenmix, auch wenn nicht jede Entwicklung Jubel auslöst. Nagelstudios (von eins auf sieben Geschäfte), Shisha-Bars (von null auf fünf) und die beiden Geschäfte für E-Zigaretten fallen ihm ebenso negativ auf wie die drei Piercing- und Tätowier-Studios, die es schon in die Kernstadt geschafft haben. Sie waren bisher eher in Randlagen wie der Friedrichstraße anzutreffen.

Wenn auch Leerstand in Teilen der Innenstadt ein Thema bleibt, so gebe es doch positive Entwicklungen, sagt Werz. Den Meererhof, wo es zwischenzeitlich sogar gar kein unbesetztes Geschäft gab, zählt er ebenso dazu wie etwa die Ansiedlung von "Ernsting's family" an der Niederstraße. "Der Vermieter hatte den Mut, zwei Jahre zu warten", sagt Werz nicht ohne Anerkennung. Weniger gut zum Handel passende Mieter hätte er schneller gefunden.

Dieser Anbieter oder kleinere Textil-Geschäfte wie "Mädchenstolz", Schießer oder "Contessa" würden die Innenstadt aufwerten, sagt Werz, unter dem Strich aber schrumpft der Textileinzelhandel in der City. Bemerkenswert findet Werz, dass einige der Geschäfte, die in der City geschlossen haben, im Rheinpark-Center fortbestehen.

(-nau)
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