Neusser Woche Regiobahn-Haltepunkt Morgensternsheide Das lange Warten auf eine überfällige Lösung

Neuss · Die Regiobahn schreibt eine Erfolgsgeschichte. Sie hat aber einen großen Nachteil: Sie quert den größten Neusser Stadtteil ohne Stopp. Ein Ärgernis.

Was bei der Neuplanung vergessen oder bewusst ausgeklammert wird, lässt sich später nur schwerlich nachholen - und wer dann endlich doch nachbessert, der zahlt obendrein noch drauf. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Umso ärgerlicher ist es, wenn jetzt der zum Greifen nahe Haltepunkt Morgensternheide auf den St. Nimmerleinstag verschoben wurde. Dass die erfolgreiche Regiobahn weiterhin durch die Nordstadt ohne Stopp rollt, ist eine schwere Niederlage für den von Politikern in Sonntagsreden gerühmten Öffentlichen Personennahverkehr und für die Bewohner und Besucher der Furth. Die Entscheider rückten mit der peinlichen Wahrheit erst heraus, als die NGZ nachhakte: Wann beginnen die Haltepunkt-Arbeiten? Antwort: Vorerst gar nicht! Begründung: Elektrifizierung ist wichtiger und sie wird bezuschusst. Zudem ist der teure zweispurige Ausbau für die Haltepunkt-Errichtung zwingend.

Wahr ist aber auch, dass Neuss jetzt um etwas kämpft, was die Stadt bei der Planung der Regiobahn-Strecke zwischen Kaarst und Mettmann Mitte der 1990er Jahre rigoros ablehnte: einen Haltepunkt auf der Furth. Meinungsbildend waren Sprecher des Neusser Einzelhandels. Die fürchteten, dass potenzielle Kunden aus der Nordstadt vor ihrer Haustüre die Bahn besteigen und erst wieder in Düsseldorf aussteigen. Der Neusser Innenstadt ginge, so die Argumentation, wichtiges Käuferklientel verloren. Heute ist klar: Das war kleinkariert gedacht.

Zur Urbanität einer modernen Großstadt gehört öffentlich organisierte, funktionierende Mobilität. Die Einwohner, die im größten Neusser Stadtteil wohnen, inklusive Krankenhaus und Demenzzentrum, warten auf den Haltepunkt. Doch Bürger müssen sich einmal mehr gedulden. Jetzt hat die Elektrifizierung Vorrang. By the way: Wird die für die einspurige Trasse installiert, damit der für den Haltepunkt erforderliche zweispurige Ausbau später noch teurer wird? Wäre es nicht Zeit für eine verbindliche Zielplanung?

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: baten@ngz-online.de

(NGZ)
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