Neuss Das lange Warten auf schnelle Rettung

Neuss · Die Politik will es wissen: Wann kommt die längst beschlossene "Wache Süd" - und wie einsatzfähig ist die Feuerwehr?

 Die Wache Hoisten ist ein Auslaufmodell. Sie soll eine neue "Wache Süd" ersetzen.Im Einsatzfall wären die Helfer dann im Neusser Süden schneller im Ort. Foto: Archiv Montage: BUER

Die Wache Hoisten ist ein Auslaufmodell. Sie soll eine neue "Wache Süd" ersetzen.Im Einsatzfall wären die Helfer dann im Neusser Süden schneller im Ort. Foto: Archiv Montage: BUER

Foto: Georg Salzburg

Die Feuerwache in Hoisten ist die schäbigste im Stadtgebiet und wird es noch Jahre bleiben. Besuche und Innenaufnahmen verweigert die Wehrführung, die Nerven lägen blank. "Wir müssen den Zustand erdulden, denn eine Alternative gibt es nicht", sagt Hoistens Löschzugführer Patrick Baas, der längst die Hoffnung begraben hat, bis zum Jahr 2020 in die neue und größer geplante "Feuer- und Rettungswache Süd" umgezogen zu sein.

Die soll perspektivisch als "24-Stunden-Wache" betrieben und auch mit Sanitätern besetzt sein, um die Sicherheitslage im ganzen Neusser Süden zu verbessern. Vor allem in Zeiten, in denen die Freiwillige Feuerwehr kaum noch genug Kräfte mobilisieren kann, wären Helfer schneller vor Ort.

Neuss: Das lange Warten auf schnelle Rettung
Foto: Pixabay

Details zu dem Vorhaben, das mit dem Brandschutzbedarfsplan schon vor drei Jahren zur beschlossenen Sache wurde, konnte Ordnungsdezernent Holger Lachmann nicht nennen, als er am Montag seinen Antrittsbesuch bei der Grünen-Ratsfraktion machte.

Die gewann den Eindruck: Die Wache rangiert auf der Prioritätenliste des Gebäudemanagements weit abgeschlagen hinter Kita-Neubauten oder Schultoilettensanierung "Es gibt nicht einmal einen Zeitplan", murrt der Fraktionsvorsitzende Michael Klinkicht.

Den will die schwarz-grüne Koalition der Verwaltung jetzt abtrotzen. "Das können wir auch im Sinne der Feuerwehrangehörigen so nicht stehenlassen", sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann und verlangt Auskunft im Rat. Der tagt am 2. Februar.

Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschusses ist die Feuerwehr auch heute schon Thema. Es geht um Details zum Einsatz vor gut einem Monat an der Hülchrather Straße, bei dem zwei Feuerwehrangehörige schwer verletzt wurden. Beide seien auf dem Weg der Besserung, würden aber noch geraume Zeit krank geschrieben bleiben, sagt Stadtbrandmeister Joachim Elblinger.

Eine Diskussion zu Fragen der Einsatztaktik erwartet er nicht, Fragen zur Einsatzbereitschaft der Wehr gibt es allerdings. Angesichts dieses Löscheinsatzes und nach Sturm "Friederike" vergangene Woche verlangt die CDU in einer schriftlichen Anfrage an den Bürgermeister Auskunft darüber, ob sich in diesen Zusammenhängen "Defizite bei der sächlichen und/oder personellen Ausstattung der Feuerwehr ergeben" hätten. Und was die Stadtverwaltung dagegen zu tun gedenkt.

Lachmann wehrt sich dagegen, den Einsatz an der Hülchrather Straße mit dem Bau der "Wache Süd" zu vermengen. Das mag dieses Mal zutreffen. Das durch Brandstiftung verursachte Feuer brach schließlich zu einem Zeitpunkt aus, als die sechsköpfige Tagesstaffel der hauptamtlichen Feuerwehr, die laut Brandschutzbedarfsplan vom Hammfelddamm in die "Wache Süd" verlegt werden soll, schon Feierabend gehabt hätte. Fakt ist aber auch: In den Zeiten, in denen die Freiwillige Feuerwehr an ihre Grenzen stößt, würde die "Wache Süd" eine Sicherheitslücke schließen.

Die Bedeutung einer solchen Investition wird auch deshalb von niemandem bestritten. Trotzdem wurde im Wirtschaftsplan 2018 des Gebäudemanagements (GMN) kein einziger Euro eingeplant. Und auch für keines der Folgejahre. Man arbeite aber an dem Thema , versichert Dirk Reimann, der kaufmännische Leiter des GMN. Die Baukosten würden ermittelt und dann in den Wirtschaftsplan übertragen, erklärt er die Systematik. Das heißt: Zahlen gibt es frühestens 2019 - und eine Baustelle noch viel später.

Immerhin: Der Standort für die neue Wache konnte gerade gesichert werden. Das Grundstück östlich der Hochstadenstraße wurde vor kurzem gekauft. Unter dem Druck der neu in Gang gekommenen Diskussion will Planungsdezernent Christoph Hölters versuchen, neuen Schwung in die Sache zu bringen.

Ein möglicher Weg: Die Vergabe des Vorhabens nach außen. Mit den Kita-Neubauten an der Eichenallee und der Neusser Weyhe werde das gerade durchexerziert, sagt Hölters, spricht von Blaupause. Er gibt aber auch zu: "Eine Feuer- und Rettungswache ist ein deutlich komplexeres Bauprojekt."

(-nau)
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