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Neuss Die Damen von der Theaterkasse

Neuss · Sie sind zu viert im Team, aber selten alle gemeinsam anzutreffen: Pia Otten, Sabine Topeit, Claudia Weinelt und Mona Herkenrath arbeiten in Schichten an der RLT-Kasse. Sie sind nicht nur Kartenverkäufer, sondern auch Seelentröster.

 Mona Herkenrath, Sabine Topeit und Claudia Weinelt (v.l.) sind ein fröhliches und eingespieltes Team - auch wenn die Vierte im Bunde, Pia Otten, fehlt.

Mona Herkenrath, Sabine Topeit und Claudia Weinelt (v.l.) sind ein fröhliches und eingespieltes Team - auch wenn die Vierte im Bunde, Pia Otten, fehlt.

Foto: lber

Sie sind das Gesicht des Rheinischen Landestheaters. Oder zumindest das erste, das ein Besucher erblickt. Pia Otten (49), Sabine Topeit (44), Claudia Weinelt und Mona Herkenrath (56) sind die vier Damen von der RLT-Kasse, aber sie alle vier unter einen Hut zu bekommen, ist fast unmöglich. Denn natürlich arbeiten sie in Schichten, wechseln sich wie Weinelt und Topeit direkt ab oder haben feste Arbeitstage wie Herkenrath. Aber alle haben sie eines gemeinsam: Sie lachen gerne und viel, mögen es, mit Menschen zu tun zu haben, und lieben es, im Theater zu arbeiten.

Und wer weiß, vielleicht sind diese vier sogar die Bestinformierten des Hauses. Denn nicht nur die Besucher erzählen ihnen ihre Geschichten, auch die Schauspieler. Seit der Ticketschalter aus der früheren Tranktor-Passage direkt ins Theatergebäude gezogen ist, ist das Quartett richtig mittendrin. Kommen Kollegen vorbei, dann bleibt es keineswegs nur beim Grüßen in das Kassenhäuschen hinein. Dabei haben Topeit, Weinelt und Herkenrath schone viele kommen und gehen sehen. "Manchmal tut es weh", gesteht Weinelt, "und bei Neuen braucht es immer eine Zeit, aber man gewöhnt sich dran."

Die drei Frauen kennen auch die Passagenzeiten noch gut, erzählen sofort von den Obdachlosen, die sich im Winter dort oftmals aufwärmten und von den Schauspielern mit Kaffee und Brötchen versorgt wurden. Dass Claudia Weinelt einmal einen Schlafsack verschenkt hat, weil es draußen so kalt war, erzählt nicht sie selbst, sondern ihre Kollegin Sabine. Das herzliche Miteinander unter den Frauen zeigt sich in Gesten wie diesen - und springt auf die Kunden über. So unterbricht Mona Herkenrath ganz selbstverständlich das Gespräch, weil sie spürt, dass das Ehepaar, das bei der Kollegin gerade Karten gekauft hat, gerne mit ihr sprechen möchte. Was die Familie macht, will sie wissen, scheint gut im Bilde über deren Mitglieder zu sein.

"Das gehört dazu", sagt sie und weiß ebenso wie ihre Kolleginnen nur von nur wenigen schlechten Erfahrungen zu berichten. Etwa von einem Postboten, der stocksauer war, weil er seine Ladung an der Kasse nicht loswerden konnte, wie Topeit es erlebt hat. "Wir sind keine Poststelle", betont nämlich Herkenrath - aber natürlich wird schon mal ein Brief angenommen. Oder die große Lieferung Toilettenpapier für das gesamte Haus ...

Die Vier sind in jeder Hinsicht Anlaufstelle. Für Kinder auf einer Stadtrally, Ortsfremde, die Wegweiser brauchen und vor allem natürlich für die eigenen Kunden. Sie beraten, welches Stück das richtige für das Geschenk an die Mutter ist und schauen sich deswegen auch so gut wie jede Produktion an. "Es muss ja glaubwürdig sein, wenn wir etwas empfehlen", sagt Herkenrath. "Manchmal sind wir auch der Kummerkasten", sagt Topeit und lächelt. Es gibt viele Stammkunden und die Verbindung ist oft so eng, dass sie auch zu Beerdigungen gehen. "Leider kommt das öfter vor", sagt Herkenrath mit Bedauern in der Stimme.

Sie ist die Leiterin des Kassenteams und hat als einzige eine fast volle Stelle. Zwei Tage sitzt sie an der Kasse, zwei Tage in der Theaterverwaltung und kümmert sich um alles, was den Kassenbetrieb angeht. "Nur in der Verwaltung - das würde ich nicht machen", sagt sie, "das Schöne ist ja, das ich einen Job habe, der mit Menschen zu tun hat." Manchmal, so gibt sie zu und weiß sich da mit ihren Kolleginnen einige, muss man tief Luftholen, um auf wenig freundliche Reaktionen am Telefon zu reagieren. Denn sie bekommen den ersten Ärger ab, wenn sie eine Vorstellung per Telefon bei ihren 430 registrierten Kunden absagen. "Dann muss man trotzdem freundlich bleiben", sagt Herkenrath. Und lacht.

(hbm)
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