Neuss Ein Weltreisender mit der Kamera

Neuss · Er gehört zu den stillen Größen, die unaufgeregt in Neuss leben: Der (Architektur-)Fotograf Thomas Mayer genießt internationales Ansehen und ist dabei bescheiden geblieben.

 Thomas Mayer im Treppenhaus seines Hauses an der Oberstraße vor Bildern aus seinem langen Berufsleben als weltweit tätiger Fotograf.

Thomas Mayer im Treppenhaus seines Hauses an der Oberstraße vor Bildern aus seinem langen Berufsleben als weltweit tätiger Fotograf.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Seine Arbeit hat ihn rund um den Globus geführt. Seine Fotos sind weltweit gefragt. Prominente, vor allem Architekten mit großem Namen, kreuzen immer wieder seinen Weg. Kaum einer, der über die Oberstraße eilt, ahnt, wer da in dem unaufdringlichen Häuschen wohnt: In Neuss ist der international gefragte Fotograf Thomas Mayer (69) seit vielen Jahren zu Hause. In der Stadt lebt er mit seiner Frau Renate unauffällig und ist der freundliche Herr von nebenan.

An den Tagen, an denen er nicht reist, streift er oft mit der Kamera durch Neuss. Der Hafen und die Menschen, die dort arbeiten, faszinieren ihn. 2013 legte er gemeinsam mit dem Texter Thomas Brandt die eindrucksvolle Dokumentation "Hafenwelten" vor - mit Fotos, die Thomas Mayer als "Liebeserklärung an den Neusser Hafen" versteht. Archivleiter Jens Metzdorf, der das Buch für die Stadt Neuss herausgab, schwärmt noch heute von dem "tollen Projekt". Dabei lobt Metzdorf das "hohe Maß an Professionalität" mit der Thomas Mayer seine Projekte verfolgt, dabei aber immer sensibel bleibe. "Er inszeniert seine Fotos nicht", sagt Jens Metzdorf, "sondern er hat das wache Auge und den Blick fürs Motiv, das eine starke Geschichte erzählt."

 Die neue Brücken übers Hafenbecken I - fotografiert von Thomas Mayer.

Die neue Brücken übers Hafenbecken I - fotografiert von Thomas Mayer.

Foto: Woi

Arbeiten mit Neuss-Bezug hat Thomas Mayer viele gefertigt. Besonders bekannt geworden sind seine Fotoserien über das Wohnquartier "Südliche Furth" auf dem Gelände des ehemaligen Container-Bahnhofes und seine Fotos von der neuen Hafenbrücke. Die Planungen für beide Projekte stammen aus dem Büro des Neusser Architekten Eckehard Wienstroer, mit dem ihn eine Freundschaft verbindet. Auch in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung sind von Zeit zu Zeit Fotografien von Mayer zu sehen.

Thomas Mayer wurde vor 69 Jahren in der Schweiz geboren. Nach einer Fotografenausbildung in Zürich kam er 1968 in die Bundesrepublik und schließlich nach Düsseldorf. Fünf Jahre lang war er Agenturfotograf, der sich auf Automobilwerbung spezialisierte. Er fotografierte die deutsche Ford-Kampagne. Mitte der 1970er Jahre wechselte er - inzwischen als Freiberufler tätig - in die Reportage, fotografierte für Zeitschriften wie "GEO", "Spiegel", "Stern", "Merian" oder das "Zeit Magazin". Parallel baute er seine Kontakte in die Industrie auf; arbeitete für Unternehmen wie BMW, Lufthansa und für Erco Leuchten.

Wertschätzung erfahren Mayers Landzeit-Dokumentationen. Dazu zählt sein Engagement im Düsseldorfer Neuen Zollhof, der nach Plänen von Frank O. Gehry entstand. Es war sein Einstieg in die Architektur-Fotografie, die bis heute ein Schwerpunkt seines Wirkens bildet. Auch die Metamorphose der Essener Zeche Zollverein vom Industriebetrieb zur kulturellen Begegnungsstätte dokumentierte Mayer.

Nach Neuss kam Thomas Mayer eher zufällig. Ein Bekannter suchte einen Mieter für sein geerbtes Haus an der Drususallee. Mayer blieb in Neuss, in der Stadt wurden auch die beiden Söhne geboren. Nach einigen Wohnungswechseln zog die Familie 1992 zur Oberstraße. Durch Architekt Rudolf Küppers wurde er auf das Objekt aufmerksam, in dem Josef Hamacher bis in die 1980er Jahre hinein seine Bäckerei & Konditorei betrieb. Küppers schuf dort einen Neubau, in den er das restaurierte alte Treppenhaus integrierte. Es ist Mayers Zuhause geworden, von dem aus er wöchentlich zu seinen Fotoshootings aufbricht - irgendwo auf diesem Globus.

(NGZ)
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