Neuss Etienne verabschiedet Vater der Neurologie

Neuss · Zum 31. Dezember geht Dr. Stephan Mohr in Ruhestand. Der Chefarzt hat die Neurologie am Johanna-Etienne-Krankenhaus einst aufgebaut.

 Zum 31. Dezember verabschiedet sich Dr. Stephan Mohr, Chefarzt der Neurologie am Johanna-Etienne-Krankenhaus, in den Ruhestand.

Zum 31. Dezember verabschiedet sich Dr. Stephan Mohr, Chefarzt der Neurologie am Johanna-Etienne-Krankenhaus, in den Ruhestand.

Foto: Lothar Berns

In seinem Büro ist noch alles unverändert: Unzählige Bücher stehen in den Regalen, Post stapelt sich auf seinem Schreibtisch und an den Wänden hängen zahlreiche seiner selbstgemalten farbenfrohen Bilder. Zum 31. Dezember muss alles eingepackt sein - denn dann verabschiedet sich Dr. Stephan Mohr, Chefarzt der Neurologie am Johanna-Etienne-Krankenhaus, in den Ruhestand. Bis dahin hat der 65-Jährige aber weit mehr zu tun, als Kisten zu packen.

"Zunächst steht die Rezertifizierung des Kompetenzzentrums Schlaganfall an, dann die Mitarbeiter-Jahresgespräche und schließlich muss ich noch für über 20 Mitarbeiter die Zeugnisse schreiben", zählt Mohr auf. Er hinterlässt eine gut aufgestellte Abteilung - das Etienne ist neurologischer Alleinversorger für rund 500.000 Einwohner.

"Ich bin glücklich, dass ich die Ehre hatte, diese Abteilung gründen zu dürfen", sagt Mohr. Zum 1. April 1995 holte das Etienne den in Neuss aufgewachsenen Mediziner als Chefarzt der Neurologie. Diese wurde neu implementiert. Bis dahin wurden die Patienten, die heute neurologisch versorgt werden, auf der Inneren Station behandelt. Innerhalb von vier Wochen gelang es Mohr, die Grundpfeiler für den Aufbau einer komplett neuen Abteilung zu setzen. "Die Ambulanz musste neuorganisiert, Schwestern gewonnen und die Apotheke umgestellt werden", so Mohr. Zwei Oberärzte unterstützten ihn dabei - darunter sein Stellvertreter Dr. Andris Conen. "Bereits am 2. Mai 1995 hatten wir den ersten Patienten auf unserer Station", erinnert sich Mohr und hat weitere Zahlen parat: 1995 wurden im Jahr rund 1100 Patienten versorgt. "Heute haben wir knapp 3000 stationäre Behandlungen." Etwa die Hälfte davon sind Schlaganfälle, die andere Hälfte verteilt sich auf Epilepsie - die zweitgrößte Gruppe der neurologischen Erkrankungen nach Schlaganfällen -, Multiple Sklerose, Polyneuropathien (Erkrankungen des peripheren Nervensystems) sowie auf "GKS". Diese Bezeichnung ist Mohrs Fantasie entsprungen: "Das 'G' steht für Gehstörungen, 'K' für Kopfschmerzen und 'S' für Schwindel." Die gesamte Bandbreite neurologischer Erkrankungen.

Dass Mohr sich auf die Neurologie spezialisieren würde, sei einem "Offenbarungserlebnis" während des Studiums geschuldet. "Ich hatte immer Spaß an Anatomie", erzählt er. Die Lektüre eines Fachbuchs zur Neuro-Anatomie ließ ihn eines Nachts nicht mehr los. Es sei so faszinierend, sich mit der Struktur des Gehirns und dessen Funktionen zu beschäftigen, erklärt er begeistert. "Und immer noch gibt uns das Gehirn Riesen-Rätsel auf."

Auch privat ist der Vater von vier erwachsenen Kindern vielseitig interessiert. Vor allem die Malerei hat es ihm angetan, insbesondere die Motive des Künstlers Henri Rousseau. Diese hat er in eigenen Bildern mit Motiven aus Neuss und Düsseldorf verändert. In Pastellkreide gemalt erzählen seine Werke rund um Lambertus, Quirinus, Schneider Wibbel bis hin zum Maler Immendorff faszinierende Geschichten. Neben der Kunst ist die Musik sein zweites großes Hobby.

(BroerB)
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