Neuss Kunst zwischen Wachen und Träumen

Neuss · "In this Way Mr. K. will challenge the World" - eine Zeile aus einem Beatles-Song - ist der Titel einer neuen Ausstellung im Atelierhaus Hansa 9. Vera Lossau hat für ihre alten und neuen Arbeiten eine Installation gebaut.

Weite Wege hat Vera Lossau nicht, um ihre Ausstellung einzurichten. Gleich neben dem Saal im Atelierhaus Hansa 9 hat sie ihre Arbeitsräume. Dort hat die Künstlerin die großen Gitter lackiert, die kleineren Skulpturen gelagert - teilweise gerade erst entstanden, teilweise schon eher präsentiert -, die nun die Installation ausmachen, mit der sei dem eigentlich so bekannten Ausstellungsraum einen gänzlich anderen Ausdruck verleiht.

"In this Way Mr. K. will challenge the World" (So wird Hr. K. die Welt herausfordern), eine Zeile aus dem Beatles-Song "Being for the Benefit of Mr. Kite!", ist der Titel der Schau. Eine Sprach-Spielerei der Künstlerin, die gern mit Referenzen arbeitet und ihren Werken oft auch englische Titel gibt. Ebenso spielt sie mit ihren Arbeiten: Alltagsgegenstände liegen ihnen zu Grunde, sind aber kaum wiederzuerkennen. Was auch passt, weil Lossau "Vom Träumen in der Kunst" erzählt.

Plastikringe aus dem Kinderzimmer ihres Sohnes, kleine Pümpel für den Abfluss, ein liegengebliebener Fußball aus dem Hinterhof - all das findet sich am Ende eines Parcours', den Lossau mit Gittern festlegt, auf kleinen, mittleren und hohen Podesten. Nicht wiedererkennbar, denn sie wurden von Lossau verwandelt mit Hilfe von Material und Technik. "Es ist immer ein Abguss", sagt die 40-Jährige, in Aluminium wie bei den Pümpeln, in Epoxidharz wie bei den "Bällen und Ringen" oder patiniertes Metall wie bei der Clownsnase, die an einer Traube aus schwarzen, mit Helium gefüllten Ballons in der Luft schwebt. Mit der Wahl des Materials, mit dem Moment des Gusses hat die Künstlerin, die an der Kunstakademie bei den Professoren Konrad Klapheck, Magdalena Jetelová und Rita McBride studiert hat (mit Meisterbrief von Jetelová), das Profane in etwas verändert, das wie aus einer anderen Wirklichkeit zu kommen scheint.

Mit ihrer Ausstellung verbindet Lossau Performatives mit Bildhauerei. Die Installation und die Positionierung der kleinen und größeren Skulpturen im Ausstellungsraum sind ausschließlich für dessen Ausmaße entworfen. Ganz bewusst hat die Künstlerin sich entschieden, "nichts Zentrales" an dieser Stelle zu machen, sondern "viele Arbeiten dezent und dezentral" zu zeigen und den Besucher zielgenau durch den von den Gittern gerahmten Laufweg zu ihnen hinzuführen.

Eine Sanduhr ohne Sand ist dabei, und gleich der erste Blick fällt auf eine Bahnhofsuhr, deren Zeiger abgefallen sind - beide Arbeiten sind Ausdruck dafür, dass die Zeit stehenbleibt, wenn der Mensch zwischen Wachen und Träumen Dinge sieht, die es in der Realität nicht gibt. Da werden eben aus zwei Pümpeln Glocken, ein alter Fußball glänzt in Gold, Ringe einer Farbpyramide und kleine Bälle aus dem Kinderzimmer mutieren zu einer antik anmutenden Skulptur.

Lossau mag dieses "Spiel mit dem Moment und der Ewigkeit". Diese Ausstellung einzurichten, habe ihr sehr großen Spaß gemacht, gesteht sie, "denn meine Arbeit hat auch viel mit Humor zu tun". Stimmt! Man muss sich nur drauf einlassen.

Das hat auch die Jubiläumsstiftung der Sparkasse getan: Lossau hat sie mit ihrem Konzept überzeugt, so dass sie in diesem Fall eine Einzelförderung bewilligt hat. Zudem wird die Ausstellung Grundlage einer Publikation sein, die Vera Lossau mit der Kunsthistorikerin Cornelia Oßwald-Hoffmann erarbeiten wird.

(hbm)
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