Neuss Neusser Häuslebauer im Kaufrausch

Neuss · Mehr Grundstückskäufe, höhere Preise: Der Grundstücksmarktbericht der Stadt listet einen Rekordwert nach dem anderen auf. Die durchschnittlichen Preise für Grundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen zogen stattlich an.

Die Kauflust der Häuslebauer hat den Grundstücksmarkt in der Stadt Neuss im vergangenen Jahr in neue Höhen getrieben. Es wurden so viele Grundstücke und Häuser verkauft wie nie in den vergangenen zehn Jahren, der Gesamtumsatz kletterte auf 505,4 Millionen Euro - so viel wie seit dem Jahr 2006 nicht mehr. Und auch die Preise für Baugrundstücke, Wohnungseigentum und Eigenheime kletterten in die Höhe, wie aus dem Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses hervorgeht, der gestern Abend im Wirtschaftsausschuss vorgelegt wurde.

Der Grundstücksmarkt erlebte im vergangenen Jahr einen Boom, der nicht nur durch das weiter große Interesse der Düsseldorfer nach einer Bleibe in Neuss erklärbar ist, nicht nur durch das historische Zinstief und der damit verbundenen günstigen Finanzierung - der Boom hat nach Ansicht der Experten vor allem einen Grund: die Anhebung der Grunderwerbssteuer. Weil Käufer seit Januar in NRW 6,5 Prozent Steuern statt vorher 5 Prozent bei einem Grundstückskauf abführen müssen, schossen die zum Teil hastig abgeschlossenen Kaufverträge im Dezember noch einmal in die Höhe. "Wir hatten allein im Dezember 2014 rund 350 Kauffälle. Das ist sehr außergewöhnlich", sagt Willy Helfenstein, Geschäftsführer des Gutachterausschusses der Stadt Neuss. In einem normalen Monat sind es 130 bis 140 Käufe.

Das wiederum nutzten gewiefte Verkäufer aber auch aus. "Wir hatten teilweise das Gefühl, dass durch die Hast beim Häuserkauf höhere Preise durchgesetzt wurden", sagt Helfenstein. "Es ist nicht immer sinnvoll, unter Zeitdruck zu kaufen." Dem Kaufrausch im Dezember folgte der Kater im Januar. Zu Jahresbeginn war es erwartbar sehr ruhig auf dem Grundstücksmarkt, weil viele die Hauskäufe vorgezogen hatten. Mittlerweile hat sich der Grundstücksmarkt wieder auf normalem Niveau eingependelt, so Helfenstein.

Wer Grund und Boden, ob mit oder ohne Haus, oder auch nur eine Wohnung kaufen wollte, der musste im vergangenen Jahr zum Teil deutlich tiefer in die Tasche greifen. Für ein unbebautes Grundstück wuchsen die Kaufpreise im Schnitt um 4,1 Prozent, für Wohnungseigentum um 2,7 Prozent, und für Ein- und Zweifamilienhäuser um 4,4 Prozent (Durchschnittspreise siehe Box). Vor allem Stadthäuser mit gehobener Ausstattung in guten Wohnlagen waren gefragt (Umsatz: 35,5 Millionen Euro). "Gerade in diesem Bereich haben wir einen sehr hohen Käuferanteil aus der anderen Rheinseite, und die drücken die Preise nach oben", sagt Helfenstein. "Wir erleben eine deutlichere Spreizung der Preise zwischen sehr guten und guten Lagen auf der einen Seite und mittleren Lagen auf der anderen Seite." Aber auch weniger gut betuchte Bürger gönnten sich ein Eigenheim. Die Verkaufszahl der gebrauchten Ein- oder Zweifamilienhäuser wuchs auf 415 mit einem Umsatz von 123,5 Millionen Euro - ein Rekordergebnis. Ebenso wurde bei Eigentumswohnungen mit 513 Kauffällen und einem Umsatz von 53,3 Millionen Euro der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen erzielt. Auch der Markt für Gewerbe- und Industriegebiete geriet in Wallung. Der Umsatz stieg auf 17,9 Millionen Euro - Bestwert seit 2007. Schwerpunkte waren Uedesheim und Grimlinghausen.

(NGZ)
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