Neuss Norfer bilden erste Senioren-WG

Neuss · In einem Bungalow an der Ulmenallee sind sechs Pensionäre zwischen 68 und 90 Jahren zusammengezogen. Sie organisieren sich selbsthaben aber Betreuer, die ihnen helfen und als Ansprechpartner immer vor Ort sind.

 In Norf hat sich eine selbstorganisierte Seniorenwohngemeinschaft gebildet. In ihre leben (v.l.) Hans Dieter Käthner, Erika Axnix, Gisela Kamphausen, Käthe Panradl, Branka Breuer und Hildegard Schraeder zusammen. Für ihre Betreuung sorgen (stehend, v.l.) Janeta Loch, Elisabeth Loch und Elisabeth Falborska.

In Norf hat sich eine selbstorganisierte Seniorenwohngemeinschaft gebildet. In ihre leben (v.l.) Hans Dieter Käthner, Erika Axnix, Gisela Kamphausen, Käthe Panradl, Branka Breuer und Hildegard Schraeder zusammen. Für ihre Betreuung sorgen (stehend, v.l.) Janeta Loch, Elisabeth Loch und Elisabeth Falborska.

Foto: A. Woitschützke

In fröhlicher Runde sitzen die WG-Bewohner um den Wohnzimmertisch. Alle sind der Meinung, dass es eine richtig gute Idee war, zusammenzuziehen. Denn jeder von ihnen hatte sich die Frage gestellt: "Was wird aus mir, wenn ich alleine nicht mehr kann?"

Kennengelernt haben sie sich bei der Senioren-Tagesbetreuung der Familie Loch an der Neusser Hesemannstraße und bereits dort Freundschaft geschlossen. Ein Seniorenheim kam für keinen von ihnen in Frage - und so musste ein anderer Plan her.

In dem Bungalow an der Norfer Ulmenallee, den sie jetzt bezogen haben, fühlen sich nun alle rundum wohl und gut aufgehoben: "Das hier ist jetzt meine Familie", sagt Dieter Käthner, mit 68 der jüngste im Haus und einziger Mann im Team.

"Unstimmigkeiten gibt es hier so gut wie keine", meint auch Zaneta Loch, die sich tagsüber um die sechs Bewohner zwischen 68 und 90 Jahren kümmert. Ihre Mutter, Elisabeth Loch, ist als Eigentümerin des Hauses nicht nur die Vermieterin für die Senioren, sie übernimmt mit einigen anderen Kräften auch die Nachtwachen, so dass immer ein Ansprechpartner im Haus ist.

Die Bäder wurden seniorengerecht umgestaltet und einige weitere Umbauten vorgenommen, so dass nun neben den Gemeinschaftsräumen für jeden Bewohner ein privates Zimmer zur Verfügung steht. Die Kosten werden auf alle verteilt, nötige Pflegedienste organisiert jeder für sich selbst. "Das Vertrauensverhältnis zur Familie Loch hat uns bei der Gründung geholfen", sagt Gisela Kamphausen (81) - und wohl auch die Tatsache, dass sich alle bereits vor dem Einzug kannten.

So wird nun gemeinsam der Tag geplant, Langeweile kommt da nur selten auf: "Wir machen Spiele oder wir gehen spazieren", zählt Branka Breuer auf. Vorher sei sie fast den ganzen Tag allein gewesen, berichtet die 73-Jährige. Und auch Hildegard Schraeder, mit ihren 90 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, wird in die Spaziergänge oder in die Besuche im Café am Lessingplatz einbezogen. "Alles ist schön hier", sagt die Seniorin mit einem Lächeln.

Gern genutzt wird zudem der kleine Garten mit Terrasse, in dem neben Sonnenblumen und Rosen Tomaten, Gurken, Petersilie und Schnittlauch wachsen. Doch auch im Haus haben die sechs WG-Bewohner gut zu tun. Jeden Tag wird das Essen aus frischen Zutaten zubereitet - und alle helfen den Betreuerinnen beim Schälen und Schnippeln. Gisela Kamphausen mag am liebsten Hühnersuppe, Erika Axnix (90) isst gerne Nudeln, und Dieter Käthner liebt ein saftiges Steak - da wird eben abgewechselt.

Beim Fernsehprogramm im Wohnzimmer hat Käthner mit "seinen Damen" allerdings einen Deal gemacht: "Ich sorge dafür, dass alle immer zu trinken und zu essen haben - dafür darf ich Fußball gucken." Zwar haben die meisten auch einen zusätzlichen Fernseher in ihrem Zimmer, aber gemeinsam macht es doch mehr Spaß. Das gilt auch für die Ausflüge.

Wichtig ist den Bewohnern, dass sich jeder ernst genommen fühlt und bei Krisen jemanden zum Reden hat. So trauert Käthe Panradel (81) um ihren Ehemann, der eigentlich mit ihr in den Bungalow ziehen sollte, aber kurz vorher starb.

(NGZ)
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