Neuss Ölmühle im Hafen steht nach Brand still

Neuss · Von dem Brand in einer Halle der Firma C. Thywissen ging nach Ansicht von Experten für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr aus. Die Polizei kann erst heute mit der Ermittlung der Brandursache beginnen.

 Die Firma Thywissen kann vorerst nicht mehr produzieren. Gestern wurden noch einige Schiffe aus Lagerbeständen beladen, denn die Verladeanlagen sind von dem Schadensfall im Werk nicht betroffen.

Die Firma Thywissen kann vorerst nicht mehr produzieren. Gestern wurden noch einige Schiffe aus Lagerbeständen beladen, denn die Verladeanlagen sind von dem Schadensfall im Werk nicht betroffen.

Foto: Lothar Berns

In der Ölmühle C. Thywissen steht die Produktion. Durch das Feuer in der Nacht zum Sonntag und die Löscharbeiten wurden die Elektrik und die Steuerung der Mühle sowie deren Energieversorgung beschädigt, so dass die Anlagen insgesamt ausfallen. Mit der Belegschaft wird seit gestern intensiv an einem Notkonzept gearbeitet, betonte Geschäftsführer Dominik Baum, mit einer raschen Rückkehr zur Normalität aber rechnet die Unternehmensleitung nicht. Denn die Halle, in der am Samstagabend das Feuer ausbrach, ist nach Gutachtermeinung eines gestern hinzugezogenen Statikers einsturzgefährdet. So kann auch die Kriminalpolizei erst heute die Untersuchung der Brandursache in Angriff nehmen.

 Der Brand mitten im Werk legte die gesamte Produktion lahm.

Der Brand mitten im Werk legte die gesamte Produktion lahm.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Gegen 21 Uhr am Samstagabend wurde das Feuer festgestellt, zu dessen Bekämpfung die Feuerwehr, die Verstärkung aus Nachbarkommunen erhielt, über 100 Mann mobilisierte. Dass das Feuer durch Arbeitsaktivitäten ausgelöst wurde, schließt Baum aus, denn dann hätte es Verletzte gegeben. Die beiden Beschäftigten, die mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht worden waren, wurden nach ambulanter Behandlung wieder entlassen. Eine Explosion oder Explosionsgefahr schließt Baum aus. "Das ist physikalisch unmöglich."

Ausgebrochen war der Brand nicht in der eigentlichen Produktion, sondern in einer zentral angelegten Halle, wo eben neben der Steuerungstechnik eben auch Betriebs- und Filterstoffe gelagert waren. So lagerten in hohen Silotanks auch Gefahrenstoffe wie Phosphorsäure, Natronlauge oder Zitronensäure, berichtet Stadtbrandmeister Joachim Elblinger.

Zur Abwehr möglicher Gefahren für Mensch und Umwelt wurde deshalb auch das Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz alarmiert, das mit einem Sondermessfahrzeug der Luftanalytik und einem Expertenteam der Gewässerüberwachung vor Ort war. "Es wurde befürchtet, dass sich Chlor-Wasserstoff-Säure bildet", nennt LANUV-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia die Gefahr beim Namen. Schnelltests aber wiesen nur Brandgase nach und zeigten ansonsten einen negativen Befund. Die Ergebnisse der Wasserproben, die das Landesamt nehmen konnte, werden frühestens zur Wochenmitte vorliegen, fügt sie hinzu.

Das kann nach Elblingers Ansicht gelassen abgewartet werden. Das gesamte Löschwasser sei in einer Wanne unterhalb der ausgebrannten Halle aufgefangen worden. Die Sorge, dass dieses Gemisch aus Säuren, Laugen und anderen Produktionsstoffen in die Kanalisation fließt, hat er nicht. Eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf, die als Immissionsschutzbehörde zuständig ist, kommt auch deshalb zu dem Schluss: "Zu keiner Zeit bestand eine Gefahr für die Bevölkerung."

Drei Stunden hatten die Flammen gewütet, aber nicht auf andere Bereiche der Produktion übergegriffen. Das wertet Thywissen-Geschäftsführer Baum als Erfolg der jahrelangen Arbeit an einem eigenen Sicherheitskonzept. Die Maschinen und auch die Verladeeinrichtungen blieben unversehrt. Baum hofft daher, dass die Produktion zumindest teilweise schnell wieder hochgefahren werden kann. So lange werden die Lagerbestände aber nicht reichen.

(NGZ)
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