Neuss Reges Interesse an Kunst in alter Nudelfabrik

Neuss · Die jüngste Tour der Reihe "Neusser Räume" führte auch in einen ehemaligen Atomschutzbunker.

 Christian Weber (l.) und Frank Strobl führten durch das Atelierhaus an der Hansastraße und das Rathaus an der Michaelstraße.

Christian Weber (l.) und Frank Strobl führten durch das Atelierhaus an der Hansastraße und das Rathaus an der Michaelstraße.

Foto: Salzburg

Akten, die darauf warten, entsorgt zu werden, lagern unter anderem in Räumen unter dem Rathaus an der Michaelstraße, die einst als Atombunker konzipiert waren. Knapp einen Kilometer entfernt, im Atelierhaus an der Hansastraße, arbeiten 29 Künstler in 28 Ateliers. Das Gebäude war Anfang der 1920er Jahre als Teil der "Neußer Nudel- und Stärkefabrik Pet. Jos. Schram" errichtet worden. Im Rahmen eines Best-Of der Reihe "Neusser Räume" von Neuss Marketing wurden der Bunker und das Atelierhaus jetzt noch einmal vorgestellt. Die Resonanz war wie vor zwei Jahren wieder sehr groß.

Im Flur des jetzigen Atelierhauses hängt ein Bild von Peter Josef Schram - seine Nudel- und Stärkefabrik beschäftigte in ihrer Blütezeit rund 1000 Menschen, 1963 wurde die Produktion eingestellt. Anschließend nutzte die Firma 3M das Haus: Unten waren die Labore, in den oberen Stockwerken Büroräume. "Ich habe die Schränke und Tische des Labors nach anfänglichen Bedenken übernommen", erklärte die Neusser Künstlerin Carola Eggeling in ihrem Atelier. Sie ist von Anfang an dabei, das Atelierhaus feierte vor kurzem erst sein 20-jähriges Bestehen. Jeder Künstler stellt aus diesem Anlass Werke im Format 30 mal 30 Zentimeter in einem Raum aus, der auch von der Deutschen Kammerakademie regelmäßig genutzt wird. "Die Kammerakademie zahlt ebenso eine Miete an die Stadt wie die Künstlerinnen und Künstler", erklärte Christian Weber vom Kulturamt der Stadt.

Weiter ging es zum Rathaus Michaelstraße und von dort in die Kellerräume, die eigentlich Schutz vor Atomwaffen hatten bieten sollen. Sie wurden allerdings für diese Zwecke niemals fertiggestellt, weil sich die politische Großwetterlage mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion geändert hatte. Frank Strobl, der sich dort ehrenamtlich engagiert, präsentierte einen Raum voller abstrakter Arbeiten von Josef Neuhaus. Dort lagert auch das Modell für die würfelförmige Skulptur vor dem Clemens-Sels-Museum. "Josef Neuhaus war weit über Neuss hinaus bekannt", erklärte Weber. Trotzdem gebe es für seine Werke heute kaum noch einen Markt. Dasselbe gilt für den Nachlass von Vera Otten - viele ihrer Bilder ruhen in einem Bunkerraum, ebenso wie Akten und Bilder der Artothek: "Bedienstete der Stadt Neuss können sich hier Bilder aussuchen, die sie in ihr Büro hängen können."

(barni)
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