Neuss Stilsicher auf der Raketenstation

Neuss · Das Kammermusik-Ensemble Quatuor Van Kuijk begeistert mit Individualität.

 Das Quatuor Van Kuijk (v.l.): Nicolas Van Kuijk, Sylvain Favre-Bulle, Grégoire Vecchioni und François Robin.

Das Quatuor Van Kuijk (v.l.): Nicolas Van Kuijk, Sylvain Favre-Bulle, Grégoire Vecchioni und François Robin.

Foto: Stiftung Insel Hombroich

Der Verein zur Förderung des Kunst- und Kulturraumes Hombroich lud zur Mitgliederversammlung. Und welch Glück - der Vormittag wurde mit einem Konzert versüßt. Die Veranstaltungshalle auf der Raketenstation wurde somit ein Hort kultivierter Kammermusik. Vier Musiker - das Quatuor Van Kuijk - entführten das Publikum ab dem ersten Ton in eine hochkonzentrierte Klangwelt. Violinisten Nicolas Van Kuijk und Sylvain Favre-Bulle, Grégoire Vecchioni, Bratsche, und François Robin, Cello, bewiesen nicht nur Stilsicherheit, sondern demonstrierten eindrucksvoll ihre Individualität.

Von ausgetretenen Pfaden hielten die vier Musiker sich in den Interpretationen fern; so wirkte ihr Mozart mit dem Streichquartett Nr. 16 Es-Dur KV 428 nicht nur erfrischend plastisch, sondern auch betont impulsiv. Dabei auf gewisse Art streng und puristisch. Ohne jedoch zu sehr in Nüchternheit zu verfallen. So wunderbar gelang ihnen der Ausgleich zwischen aufbäumenden Gesten und nahezu nackter Klarheit. Schwerelos ist diese Musik ohnehin.

Das vielleicht Charmanteste, was Streicher ihrem Instrument entlocken können, ist ein Spiel mit den Möglichkeiten des Vibrato. Es verleiht dem Klang Leben, Emotionalität, lässt ihn entfalten. Umgekehrt kann ein reiner vibratoloser Klang, so pur und minimalistisch er ist, überaus nüchtern wirken. Van Kuijk, allen voran, versteht sich auf die hohe Kunst, das Vibrato aus dem Nichts hereinschweben zu lassen, den reinen Klang auszukosten, ihn zu genießen, aber so fein und unerwartet ins leicht Süßliche umzuschwenken.

Mit Claude Debussys Op. 10 gesellte man zu dem Mozart ein von Szenerie zu Szenerie changierendes, die Herzen aller Liebhaber raffinierter Kantilenen und rhythmisch stürmender Feinsinnigkeit höher schlagen lassendes Werk. Gelöst durchzogen sie jede Passage mit Esprit. Hier ließ man der melodisch entsprießenden Emotion, über fein gewebtem Damast, freien Lauf. Wechselte, als wäre es das Natürlichste der Welt, schlagartig die Diktion, falls gefordert. Ohne je sich dazu verführen zu lassen, zu entgleisen, somit die Kontrolle über die Balance zu verlieren. Musikalische Phrasen nach allen Regeln der Kunst runterspielen kann jeder, denken sie sich, so überraschte das Quartett, auch hier wie beim Mozart zuvor, mit ausgesprochen charaktervollen klanglichen Bewegungen.

Applaus war garantiert.

(NGZ)
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