Neuss Streit am Arbeitsplatz endet vor dem Landgericht

Neuss · Was geschah wirklich am 28. September 2011 in der Werkhalle eines Neusser Industrieanlagenbauers? Diese Frage beschäftigte gestern das Düsseldorfer Landgericht im Berufungsverfahren gegen ein Urteil des Neusser Amtsgerichts.

Die erste Instanz hatte einen 56-Jährigen im Januar 2014 wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu 4 500 Euro Geldstrafe verurteilt. Die Neusser Richter hatten es als erwiesen angesehen, dass der gelernte Dreher seinem 47 Jahre alten Kollegen mit einem rund fünf Kilo schweren Werkzeug - einer Spannbacke - und durch Drücken auf einen Werkezugwagen vorsätzlich schwer verletzt hatte. Bei der Auseinandersetzung in der Werkshalle hatte der Kollege zwei gebrochene Rippen und einen Milzriss davongetragen. Die Milz musste dem 47-jährigen später entfernt werden.

Der Angeklagte bestritt gestern vor dem Düsseldorfer Landgericht, seinen Kollegen vorsätzlich derart schwer verletzt zu haben. Vielmehr habe der Zerspanungsmechaniker ihn daran hindern wollen, die Spannbacke aus dem Werkzeugschrank zu benutzen. Dabei habe der 47-Jährige zunächst eine Schrank-Schublade brutal zugetreten. Anschließend habe sein Kollege immer wieder mit den Fäusten auf ihn eingeschlagen. "Ich schubste ihn zurück. Die Spannbacke hielt ich noch in der Hand. Dann habe ich sie weggeschnipst. Dabei traf sie den Kollegen", schilderte der 56-Jährige den Streitverlauf. Schließlich habe er den Kollegen . am Hals gepackt und auf dem Werkezugwagen fixiert. "Er war wie rasend", sagte der 56-Jährige.

Sein Ex-Kollege stellte den Streit anders dar. Der 47-Jährige sagte im Zeugenstand aus, der Dreher habe ihm von hinten die Spannbacke auf den Kopf schlagen wollen. Als er sich duckte und weglaufen wollte, habe er das Werkzeug nach ihm geworfen und ihn am Rücken getroffen. Außerdem habe der Angeklagte ihn gewürgt und auf den Werkzeugwagen gedrückt. "Ich bekam kaum Luft. In Panik habe ich um mich geschlagen", so der 46-Jährige. Darüber hinaus soll ihm sein Kollege gedroht haben: "Ich sorge dafür, dass Du gekündigt wirst." Daraufhin sei er in das Werksbüro gegangen und habe telefoniert. Kollegen hätten dann einen Rettungswagen gerufen. "Der Angeklagte hat mein Leben zerstört", sagte der 47-Jährige.

Zu einem Urteil kam die Kammer nicht. Der Prozess wird am 24. August fortgesetzt.

(NGZ)
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