Neuss Stunk mit der Nachbarstadt Köln

Neuss · Eine knappe Woche haben die Stunker des Theaters am Schlachthof Zeit für Bühnenproben zu "Fack ju Kölle".

 Das Stunk-Ensemble probt in der Wetthalle für die Sitzung. Premiere ist am Mittwoch.

Das Stunk-Ensemble probt in der Wetthalle für die Sitzung. Premiere ist am Mittwoch.

Foto: Andreas Woitschützke

Harry Heib hat seine Winterjacke noch an, singt aus Leibeskräften und sich förmlich warm. Denn in der Wetthalle ist es kalt, und egal, wer von den Stunkern gerade mit der Bühnenprobe dran ist oder unten am Tisch sitzt und zuhört - jeder hat sich so gut eingemümmelt wie er kann. Denn dieses Mal ist alles ein wenig anders beim Stunk des Theaters am Schlachthof (TaS). Die Session ist kurz, die Premiere findet bereits kommenden Mittwoch statt, und schon vorher haben die Stunker um Regisseur Martin Maier-Bode gespürt, dass die Zeit richtig drängt.

Normalerweise muss das Ensemble mit seinen Proben nicht in die Weihnachtszeit rutschen, kann die Bühne im TaS nutzen, aber das klappte dieses Mal nicht. "Wir sind wegen des Spielplans mit den vielen Kindervorstellungen in die Barbaraschule ausgewichen", sagt TaS-Sprecher Dennis Prang, der auch beim Stunk auf der Bühne steht. Und ergänzt mit Seitenblick auf Maier-Bode grinsend: "Passte aber mit Martin am Lehrerpult gut zum Motto ,Fack ju Kölle' !"

In dem Titel stecken gleich zwei Seitenhiebe: auf den Erfolgsfilm "Fuck ju Göhte" und vor allem auf die Nachbarstadt Köln. "Eigentlich waren wir im Sommer thematisch noch ganz anders ausgerichtet", sagt Maier-Bode, der auch wieder mit Jens Neutag den Stunk-Text geschrieben hat. Die Eurokrise spielte noch eine große Rolle und gab die Vorlage für die Idee zum "Rhexit": "Das Rheinland mit seiner Lebensfreude und seinem Klüngel zieht ganz Deutschland runter", erläutert er den Ursprungsgedanken, "also verlässt es die Eurozone." War aber dann passé, als Köln seine Bürgermeisterwahl verschoben hat. Die Oper-Blamage tat ein übriges dazu, so dass der Kern des Stunks sich nun um die Frage dreht: Was kann man mit dieser Stadt noch machen?

Dass sie damit in Düsseldorf bestens ankommen, weiß Maier-Bode natürlich genau. "Da wird dieser Teil auch etwas schärfer ausfallen", kündigt er lachend an. Für die 13 Neusser Vorstellungen wurde er etwas verändert, da die Neusser sich traditionell eher zur Domstadt hingezogen fühlen: "Aber die Alt-Kölsch-Alaaf-Grenze gibt es ja trotzdem", betont er.

Dass die Eurokrise grundsätzlich auch beim aktuellen Stunk völlig in den Hintergrund gerutscht ist, begründen Maier-Bode und Prang natürlich auch mit dem großen Thema der zweiten Jahreshälfte: die Flüchtlingskrise. Sie wird eine ebenso große Rolle spielen wie die Bundespolitik an sich.

Dass der Stunk, der sich ja auch als eine Art lokales Kabarett versteht, an der "Riesenveränderung in Neuss" (Maier-Bode) mit dem SPD-Bürgermeister nicht vorbei kann, liegt auf der Hand. Die Reaktionen der Neusser CDU bieten dabei ebenso eine Steilvorlage für die Stunker wie das Vor-Wahlkampfgezerre der FDP. Viele und eher kurze Szenen werden das rund dreistündige Programm bestimmen. Und natürlich mehr als ein Dutzend Songs, die Sabine Wiegand auf Charts-bekannte Musik getextet hat.

Die dramaturgische Form des Stunk wird indes von einer Mischung bestimmt. So gibt auch es wieder kurze moderierte Szenen, aber die haben vor allem damit zu tun, dass auch das Publikum dieses Mal eine entscheidende Rolle spielen wird: "Mehr verraten wir nicht", sagt Prang und lacht.

Bis auf eine Ausnahme ist das bewährte Stunk-Ensemble mit der Dee Band wieder am Start. Ilva Melchior fällt aus, sie hat gerade erst ein Kind bekommen. Aber weil die Schauspielerin im nächsten Jahr wieder dabeisein will, gibt es keinen Ersatz: "Wir konnten die Szenen problemlos auf die anderen verteilen", sagt Maier-Bode.

(hbm)
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