Radevormwald Erschreckende Reaktionen beim Theaterstück "Mobbing"

Radevormwald · Mit dem Thema "Mobbing" beschäftigte sich gestern Theaterstück, das Mitglieder des Ensembles des Weimarer Kultur Express gestern im Bürgerzentrum aufführten. Die Schauspieler inszenierten Mobbing-Szenen realitätsnah auf der Bühne. Schüler lachten dabei laut über die Opfer. Dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist, bekamen die Schüler hinterher von den Schauspielerinnen vermittelt.

 Laura (re., gespielt von Gisa Wilfarth) wird von Franzi (Madeleine Weiler) mehr und mehr gemobbt, was Laura an sich selbst zweifeln lässt.

Laura (re., gespielt von Gisa Wilfarth) wird von Franzi (Madeleine Weiler) mehr und mehr gemobbt, was Laura an sich selbst zweifeln lässt.

Foto: Michael Schütz

Was als Aufklärung gedacht war, entwickelte sich zu einem erschreckenden gesellschaftlichen Live-Experiment. Rund 300 Schüler der Geschwister-Scholl-Hauptschule sowie der städtischen Realschule hatten sich im Bürgerzentrum eingefunden, um das Schultheater-Stück "Mobbing" zu sehen. Die jungen Schauspielerinnen Gisa Wilfarth und Madeleine Weile spielten als Laura (Mobbing-Opfer) und Franziska (Mobbing-Täter) vor der Kulisse einer Schulklasse, in der sich die Szenen ereignen und langsam aber logisch aufbauschen.

Laura ist eine Streberin, Franziska neidisch. Weil sie selbst unzufrieden ist, beginnt sie Laura zu mobben, stellt Fotos von ihr online, streut Gerüchte über sie. Die Situation schaukelt sich hoch, Laura fühlt sich von der ganzen Schule ausgegrenzt, rastet irgendwann aus, lässt ihrem Frust freiem Lauf und schreit Franzi hysterisch an. Statt geschockt, reagierten die Schüler mit Gelächter und zum Teil auch geschmacklosen Zwischenrufen wie "Ja, Frauencatchen".

Das Duo spielte professionell weiter und ließ sich von der zwischenzeitlichen Lautstärke im Saal nicht beirren. Gisa Wilfarth fand allerdings beim anschließenden Nachgespräch deutliche Worte: "Wenn man als Darsteller im Saal schon sein eigenes Wort nicht versteht, das geht überhaupt nicht. Das ist absolut respektlos." Genau ein solches Verhalten führe dazu, dass sich Täter in ihrem Handeln verstärkt fühlen. "Macht euch nicht zu Mitläufern, indem ihr mit dem Täter über seine Witze lacht oder überhaupt nichts unternehmt." Sich auf die Seite des Gemobbten zu stellen, als Klasse zusammenzuhalten und gegenseitig aufeinander aufzupassen, sei der weitaus bessere Weg.

Trotz dieser unangenehmen Situation äußerten sich einige Schüler durchaus positiv über das Stück: "Mir hat es wirklich sehr gut gefallen, vor allem, dass man danach noch mit den Schauspielerinnen über das Thema sprechen konnte", sagte Ina (15). Die Realschülerin habe an ihrer Schule noch kein Mobbing erlebt, aber sie ist sich sicher: "Wenn so etwas passieren würde, würde ich auf jeden Fall dem Opfer beistehen und was dagegen unternehmen."

Der 14-jährige Claas dagegen fühlte sich durch das Stück an seine Grundschulzeit erinnert. "Ich habe selbst Erfahrung als Mobbingopfer und finde es gut, dass es mal thematisiert wird." Diese unschöne Zeit sei glücklicherweise vorbei, und auf seiner jetzigen Schule, sagt der Realschüler, habe er keine Probleme mehr.

Die Reaktion der Schüler während der Aufführung zeigte, wie nötig und wichtig die Auseinandersetzung mit dem Thema "Mobbing" und die Aufrechterhaltung des gegenseitigen Respekts sind.

(RP)
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