Radevormwald Erster "Slam auf der Höhe" großer Erfolg

Radevormwald · Oscar Malinowski gewinnt die Premiere des Rader Poetry Slams. Das Publikum feiert alle Auftritte der Künstler im TSV-Vereinsheim. Organisator Grischa Röbke freut sich über die gute Resonanz und denkt über eine Wiederholung nach.

 Grischa Röbke erläuterte die Spielregeln des Abends und freute sich, dass so viele junge Leute gekommen waren.

Grischa Röbke erläuterte die Spielregeln des Abends und freute sich, dass so viele junge Leute gekommen waren.

Foto: jürgen moll

Grischa Röbke ist seit zwei Jahren Poetry Slammer. Freitagabend feierte er mit dem ersten "Slam auf der Höhe" einen großen Erfolg, denn das TSV-Heim an der Jahnstraße war voll, das Publikum aufmerksam und die Künstler glücklich. "Ich will den Slam in meine Heimatstadt holen und jungen Künstlern eine Plattform bieten", sagte der 23-Jährige, der in Rade aufgewachsen und zur Schule gegangen ist.

Unterwäsche wurde zwar nicht geschmissen, aber der "Rock'n Roll"-Faktor des Abends war trotzdem groß, denn das junge Publikum verfolgte die Texte mit vielen Emotionen. Nachdem sich Röbke während des sogenannten "Opferlamms" über seinen Menschenhass echauffierte und die Zuhörer auf Betriebstemperatur hochfuhren, erklärte er die Spielregeln: "Es gibt nur selbstgeschriebene Texte, Zitate müssen gekennzeichnet werden, Requisiten sind verboten. Die Künstler haben pro Text sechs Minuten Zeit."

Als erster Teilnehmer trat Jan Möbus aus Remscheid vors Publikum, der über den Wert der Wahrheit schwadronierte. Diese sei meistens desillusionierend und weniger erstrebenswert als gesellschaftlich angenommen. Mit Punkten von eins bis zehn wurden die Künstler sofort nach ihrem Auftritt bewertet. Möbus erhielt 51 Punkte.

Mutig und gut beobachtet war die Slam-Poesie von Julius Schneege aus Aachen, der einen fanatischen Liebesbrief aus Sicht eines jungen Rechtsextremisten gedichtet hatte. Er präsentierte sich sprachgewandt und vernichtend. Etwas seichtere Töne schlugen die weiblichen Slammer an. Sarah Kersting und Veronika Hofmann übten sich in melodischen Rhythmen à la Julia Engelmann, die über Nacht als Poetry Slammerin berühmt wurde und das Idol jeder orientierungslosen Slammerin ist.

Sarah Kersting reiste aus Euskirchen an, um über die Sehnsucht nach Intimität zu sprechen, die in der modernen Gesellschaft hinter dem "verschlossenen Visier" des Internets aufkeimt. Damit entlockte sie dem Publikum die erste Zehn.

Veronika Hofmann widmete sich der Suche nach Heimat und Geborgenheit. Malte Küppers sollte eigentlich nicht als Slammer durch die Clubs Deutschlands ziehen, sondern sich mit seinem wohlgeratenen Nachwuchs vergnügen. Zumindest wenn es nach seiner Mutter ginge. "Sie will unbedingt Oma werden, und was das bedeutet, werde ich euch heute erzählen", sagte er und startete in einen unterhaltsamen, kurzweiligen und herzlich geschriebenen Text. "Er würde Castrop Pingviini heißen. Der Trend geht dazu, seine Kinder nach einer Stadt zu benennen. Pingviini ist finnisch für Pinguin." Die Reise durch die ersten Gehversuche von Castrop Pingviini brachten Malte Küppers zwei Zehner-Bewertungen ein.

Sieger des Abends war Oscar Malinowski, der einer der bekanntesten Slammer des Bergischen Landes ist. Er organisiert in Wermelskirchen regelmäßig Slam-Veranstaltung und brachte das Publikum mit gutem Timing und einer Hommage an seinen polnischen Vater zum Grölen. Grischa Röbke war nach der Veranstaltung glücklich. "Es lief viel besser als erwartet. Das sollte ich wiederholen", sagte er.

(trei)
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