Radevormwald Schimmel an Orgel in Kirche am Markt

Radevormwald · Die Gemeinde ist auf der Suche nach einer Finanzierung der Arbeiten, die möglichst in diesem Jahr beginnen sollen.

 Organist Friedhelm Nierstdörfer hat immer mehr Probleme, die Orgel der reformierten Kirchengemeinde zu spielen. Daher wird demnächst wohl eine Zwangspause erfolgen, denn das Instrument muss dringend saniert werden.

Organist Friedhelm Nierstdörfer hat immer mehr Probleme, die Orgel der reformierten Kirchengemeinde zu spielen. Daher wird demnächst wohl eine Zwangspause erfolgen, denn das Instrument muss dringend saniert werden.

Foto: Jürgen Moll

Die Orgel der reformierten Kirchengemeinde am Marktplatz muss 189 Jahre nach ihrem Bau dringend saniert werden. Darauf hatte Pfarrer Dr. Dieter Jeschke bereits im September hingewiesen. Ein Gutachter der Landeskirche hat das Instrument genauer unter die Lupe genommen und alle Arbeiten, die nötig sind, genau aufgeführt. Zu beachten ist auch der Denkmalschutz. Wegen des Schimmels, der in der Orgel entdeckt wurde, muss nun das Raumklima überwacht und dokumentiert werden, berichtet Gisela Busch, Vorsitzende des Presbyteriums.

Wegen der dann vorliegenden Daten müsse über sinnvolle Maßnahmen nachgedacht werden. Fest steht aber wohl schon jetzt, dass die Arbeiten umfangreicher als ursprünglich geplant ausfallen werden, "deshalb später anfangen und mehr kosten", sagt Gisela Busch. Die Gemeinde sei deshalb auf Spenden angewiesen. Im Turm der Kirche steht eine Sammelbox, "wir freuen uns über jeden, der hilft, die Box zu füllen", schreibt die Vorsitzende. Jeschke rechnet derzeit mit Kosten von etwa 35.000 Euro. Während der Reparaturarbeiten würde sich die Gemeinde mit einer elektronischen, kleinen Orgel behelfen.

Neben der Schimmelentfernung, muss das Instrument gereinigt und gestimmt werden, was einen erheblichen Aufwand bedeutet. Die komplette Orgel muss dabei auseinandergebaut werden. Jeschke: "Manche Register kann unser Organist Friedhelm Nierstenhöfer nicht mehr bedienen, manche Pfeifen ebenfalls." Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Orgel weitere Schäden davonträgt und die Kosten für eine noch aufwendigere Sanierung extrem steigen. Baukirchmeister Professor Heinz-Jürgen Lorenz hatte bei seiner Recherche festgestellt, dass in der Kirche am Markt eine Orgel erklingt, die in der Fachwelt hoch geschätzt wird.

Klaus Saeger zitiert in seinem Buch "Musik für Gottes Ohr" eine Aussage von Günter Eumann, einem Orgelsachverständigen der evangelischen Kirche im Rheinland: "Die... klanglichen Vorzüge lassen die Orgel zu einem unvergesslichen Erlebnis werden und ihre Bedeutung für das ganze Bergische Land unterstreichen."

Christian Rötzel, Orgelbauer aus Alpe bei Eckenhagen, hat die Orgel nicht nur gebaut, sondern auch das Gehäuse des Prinzipalbaues entworfen. Die Schreinerarbeiten wurden von Möbelschreiner Johann Peter Karthaus aus Rade ausgeführt. Das Orgelwerk sei in der Werkstatt von Rötzel gebaut worden. Mit sechs einspännigen Fuhrwerken wurde die Orgel nach Rade transportiert. Vom 26. August bis 22. Oktober 1826 hat sich Rötzel in Rade aufgehalten, um die Orgel auf der Orgelbühne aufzubauen. Am 20. Dezember 1826 war die Orgel gebrauchsfertig.

Mit einer umfassenden Restaurierung der Orgel um die Jahreswende 1990/1991 hat die Firma Hartmut Späht aus Freiburg das historische Klangbild, das Rötzel der Orgel zugedacht hatte, wiedergewonnen. "Im Bewusstsein, im Besitz einer wertvollen Orgel zu sein, muss es unsere Aufgabe sein, sie zu warten und zu pflegen, um auch der nachfolgenden Generation dieses Klangbild zu gönnen", appelliert Lorenz. Pfarrer Dieter Jeschke hofft, dass seine Gemeinde das umfangreiche Projekt noch in diesem Jahr angehen kann.

(RP)
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