Radevormwald Suchtklinik stärkt ambulante Therapie

Radevormwald · Die Curt-von-Knobelsdorff-Fachklinik des Blauen Kreuzes an der Hermannstraße hat gestern eine neue Station eröffnet. Statt vier gibt es jetzt zehn Plätze für die ambulante Therapie von Alkoholkranken. Insgesamt gibt es 58 Plätze.

 Klinikleiter Dr. med. Matthias Brecklinghaus mit seiner Mitarbeiterin, der Psychologin Mirjam Horbach, im neuen Ruhe- und Aufenthaltsraum des Bereiches für die ambulante Suchttherapie.

Klinikleiter Dr. med. Matthias Brecklinghaus mit seiner Mitarbeiterin, der Psychologin Mirjam Horbach, im neuen Ruhe- und Aufenthaltsraum des Bereiches für die ambulante Suchttherapie.

Foto: Jürgen Moll

Die ambulante Therapie in der Curt-von-Knobelsdorff-Fachklinik ist jetzt in eigenen Räumen untergebracht. Gestern hat Klinikleiter Dr. Matthias Brecklinghaus die Räume im Erdgeschoss freigeben können, am Montag könne die ersten Therapiestunden in den ehemaligen Arbeitstherapieräumen der Druckerei stattfinden.

"Bisher hatten wir vier Plätze für eine ambulante Therapie, jetzt sind es zehn", sagt Brecklinghaus, der in Zukunft von Psychologin Mirjam Horbach unterstützt wird. Sie war bisher in Lippstadt tätig und nahm gestern ihren Dienst an der Hermannstraße auf.

Die ambulante Therapie ist das dritte Standbein der Rehabilitation. Für die zwei- bis vierwöchige stationäre Motivierungsphase als Therapiestart stehen in der CvK-Klinik 14 Plätze zur Verfügung, 34 gibt es für die bis zu vier Monate dauernde stationäre Therapiephase. Die 44 Langzeitplätze sind nur für Männer, Frauen werden in anderen Häusern behandelt.

"Die ambulante Therapie ist besonders geeignet für Patienten, die so stabil sind, dass sie in ihrem gewohnten Umfeld leben können", sagt der Klinikleiter. Wichtig für diese Patienten ist, dass sie die Schwierigkeiten des Alltags während der Therapie-Phase meistern können. "Wenn sie abends die Klinik verlassen, halten sie die Kontrolle in den eigenen Händen", sagt Matthias Brecklinghaus. Deshalb gibt es die Möglichkeit, nach der Motivierung zu einer Therapie direkt ambulant zu beginnen oder später nach einigen stationären Wochen den Weg in den Alltag zurück über die ambulante Phase zu gehen.

"Schwierig ist diese Zeit, weil der Patient den schützenden Rahmen der Klinik verlässt. Er muss sich eine individuelle Strategie erarbeiten, wie er sein Alkoholproblem im Griff behält", sagt Matthias Brecklinghaus. Nach der stationären oder ambulanten Therapiephase gibt es deshalb die einmal wöchentliche Nachsorge - am Wohnort unter professioneller Begleitung. Bisher lief die ambulante Therapie in den stationären Gruppen, ab Montag gibt es die speziellen Einzel- und Gruppenstunden in eigenen Räumlichkeiten mit Gruppenraum, Ruheraum, Umkleiden und Sanitäranlagen. "Durch die Trennung soll die neue Gruppe eine eigene Dynamik entwickeln, die Patienten sollen sich mehr als eigene Gruppe fühlen", sagt der Klinikleiter.

Therapieleiterin Mirjam Horbach sieht in dieser Art der Therapie eine große Herausforderung, die sie begleiten möchte. Bei der ambulanten Therapie kommen die Patienten täglich aus dem Umfeld von Radevormwald von Hagen, Schwelm, Hückeswagen bis Wermelskirchen oder Wuppertal. Bis zu eine Stunde Fahrzeit mit dem eigenen Pkw oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird den Teilnehmern jeweils morgens und abends zugemutet. Montags bis freitags gibt es zwischen acht und 17 Uhr Therapiestunden und Arbeitseinsätze.

"Wir bieten Einzel- und Gruppengespräche an und Arbeitstherapien zum Beispiel in der Gärtnerei, der Hauswirtschaft oder der Haustechnik, mittags gibt es eine Zeit für den Gemeinschaftsdienst, um die Verantwortung für die Hausgemeinschaft zu fördern. Nach dem Mittagessen haben wir vor den Nachmittagsstunden eine Ruhephase", sagt Mirjam Horbach. Sie und Matthias Brecklinghaus wissen, dass die ambulante Therapie eine größere Rückfallgefahr bedeutet, "weil an vielen Stunden der Woche Alltag ist." Mit Selbstsicherheits-, Kommunikations- und Entspannungstraining oder mit den Folgen von Alkoholkonsum auf körperlicher, psychischer oder familiäre Ebene setzen sich die Patienten in den Einzel- oder Gruppenstunden auseinander.

Im Jahr des 50-jährigen Bestehens sind die neuen Räume für den ambulanten Ganztag nur ein Teil des Umbauprogramms. Parallel sind drei neue Einzelzimmer entstanden, im Eingangsbereich der Klinik haben derzeit noch die Handwerker das Kommando.

(RP)
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