Ratingen Auf Grzimeks Spuren

Düsseldorf · Er war der wohl bekannteste Tierforscher Deutschlands. Im April wäre der gebürtige Oberschlesier Bernhard Grzimek 100 Jahre alt geworden. Das Oberschlesische Landesmuseum widmet ihm eine Sonderausstellung.

Der gestärkte Hemdkragen sitzt makellos, die Stirn ist bekümmert in Falten gelegt, während sich ein strubbeliges Orang-Utan-Baby um den Hals des Herrn mit dem grau melierten Haar klammert. So kannte ihn die Nation. Professor Bernhard Grzimek war der erste Tier-Onkel des deutschen Fernsehens.

In Neisse geboren

Wenn er in den 60er und 70er Jahren seine Zuschauer begrüßte, waren die Straßen wie leergefegt. Mit Einschaltquoten von bis zu 70 Prozent ging "Ein Platz für Tiere" als erfolgreichste Sendung aller Zeiten in die Fernsehgeschichte ein. Mit dem nötigen Ernst, in stets leicht monotonem Plauderton, berichtete der Forscher zum Beispiel von der Wilderei in Afrika und öffnete damit Herzen und Portemonnaies der Zuschauer für den Naturschutz. In diesem Frühjahr wäre Bernhard Grzimek 100 Jahre alt geworden. Das Oberschlesische Landesmuseum in Hösel nimmt das Jubiläum zum Anlass, um Leben und Werk des gebürtigen Oberschlesiers vorzustellen. Am Sonntag wird die Sonderausstellung eröffnet.

Bernhard Klemens Maria Hoffbauer Pius Grzimek wurde am 24. April 1909 in Neisse als jüngstes von sechs Kindern geboren. Sein ganzes Leben lang begleiteten ihn die Tiere. Bereits als Jugendlicher züchtete er Hühner. Er wurde Tierarzt und später Direktor des im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Frankfurter Zoos. Anfang der 50er Jahre verschlug es Grzimek erstmals nach Afrika. Sein Sohn Michael teilte seine Leidenschaft für Tiere und Natur und begleitete ihn auf seinen Reisen. Mit ihrer Methode der Tierzählung aus dem Flugzeug heraus legten beide den Grundstein für die moderne Tierschutzarbeit. Der Einsatz für die Umwelt forderte allerdings einen hohen Preis: Sohn Michael kam 1959 bei den Dreharbeiten für den Oscar prämierten Film "Serengeti darf nicht sterben" ums Leben.

Was war Bernhard Grzimek für ein Mensch? Was hat er erreicht und was ist geblieben? Und: Wie ist es heute um den Tier- und Naturschutz bestellt? Diese und viele weitere Fragen will die Sonderausstellung beantworten. Dabei wird der Besucher nicht nur in ferne Länder entführt, sondern auch auf die Natur direkt vor seiner Haustür aufmerksam gemacht. Er begibt sich sozusagen auf Grzimeks Spuren, von der Vergangenheit bis in die Zukunft, von Oberschlesien bis Afrika.

Anhand von Inszenierungen mit Tierpräparaten, vielen Fotos, Dokumenten und Medienstationen werden Kindheit, Schulzeit und Studium, Familie und Berufsleben rekonstruiert. Grzimeks frühe Untersuchungen mit Hühnern, seine Forschungen zum Farbsehen und Rückfindevermögen von Pferden während des Zweiten Weltkrieges werden ebenso erklärt, wie seine Leistungen beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Frankfurter Zoos.

Das Thema Afrika ist als zentraler Berufs- und Lebensabschnitt anhand eines begehbaren Serengeti-Lagers mit entsprechenden Exponaten, Tieren und Medienmodulen dargestellt. Eine Hörstation vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der Tierstimmen Afrikas und anderer Kontinente. Mit einem Flugsimulator kann der Besucher die Serengeti aus der Luft betrachten.

Mit der Ausstellung "Mein Leben für die Tiere" beteiligt sich das Oberschlesische Landesmuseum an der Forschungsexpedition Deutschland im Wissenschaftsjahr 2009, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

(RP)
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