Ratingen Er begeistert Kinder für Schiffsmodelle

Ratingen · Ruhe, Geduld und Spaß am Handwerk vermittelt Gerhard Zimmermann seit 15 Jahren in gut gebuchten Ferienkursen.

"Manchmal ist es so ruhig, dass man glaubt, die wären gar nicht da", schmunzelt Charlotte Fischer-Simon vom Jugendamt: "Man glaubt es kaum, dass eine Gruppe Zehn- bis Zwölfjähriger so ruhig sein kann. Aber bei diesem Kursus klappt das sehr häufig", so die Stadtmitarbeiterin, die für das Ferienprogramm Matchball verantwortlich zeichnet. Der Mann, der dieses Wunder regelmäßig vollbringt, ist ein Urgestein - auch wenn er selbst diesen Begriff gar nicht gerne hört: Gerhard Zimmermann.

Seit 15 Jahren führt der Tiefenbroicher in den Sommerferien Kinder und Jugendliche in die Geheimnisse des Modellbaus ein: "Es geht darum, den Teilnehmern das Handwerk zu zeigen. So können sie selbst entscheiden, ob das ein Hobby für sie wäre", so Zimmermann. Er selbst hat sich schon seit frühester Kindheit mit Modellbau beschäftigt, praktisch umsetzen konnte er das aber erst, als er zum ersten Mal eigenes Geld verdiente: "Ich war zuhause mit meiner Mutter alleine. Da fehlten einfach die finanziellen Mittel für ein solches Hobby", erinnert er sich.

Umso mehr Spaß macht es ihm heute, sein Wissen an den Nachwuchs weiterzugeben: "Das kann manchmal auch ziemlich anstrengend werden, aber in der Regel ist es wunderbar, zu beobachten, mit welchem Eifer und mit welcher Konzentration die Kinder dabei sind", sagt der 61-Jährige. Das ist auch die Grundlage des Modellbaus: "Über eine ruhige Hand und Konzentration auf das, was man tut, sollte man schon verfügen", beschreibt der Modellbauer.

Gearbeitet wird mit Balsaholz. Denn das ist für die Anfänger am einfachsten zu handhaben, weil es aufgrund seiner Beschaffenheit ideal ist für den Modellbau. Und so wird fleißig gebastelt - in der Regel nur von Jungen: "Die Zahl der Mädchen in all den Jahren kann ich an zwei Händen abzählen", sagt der gelernte Fernmeldetechniker. In den Ferienkursen stehen vor allem Boote auf dem Plan des Modellbauers: "Die sind dann auch voll funktionstüchtig. Nur eine Fernsteuerung bauen wir in dieser kurzen Zeit nicht ein", erklärt Zimmermann. Er selbst kann sich noch gut an seine erste Fernsteuerung für ein Modellboot erinnern: "Die habe ich damals noch komplett selbst gelötet. Trotzdem hat sie mich alles in allem fast 500 Mark gekostet. Heute bekommt man so ein Teil schon für um die 30 Euro."

Zuhause hat der Tiefenbroicher auch noch Automodelle stehen - fahrtüchtig natürlich. Eins hat einen Verbrennungsmotor, das andere läuft mit Elektrobetrieb: "Mit denen bin ich früher sogar bei Deutschen Meisterschaften Rennen gefahren", erinnert er sich. Doch das ist lange her, heute baut er fast ausschließlich in den Ferien mit den Matchballkindern: "Es ist wie immer bei Ruheständlern, ich habe einfach kaum noch Zeit dafür."

Und überhaupt spricht Gerhard Zimmermann lieber von den Kindern aus seinen Kursen als über sich selbst. Davon, dass er vor kurzem die Eltern eines Teilnehmers von vor vielen Jahren getroffen hat: "Die haben mir erzählt, dass ihr Sohn das Schiffsmodell, das er in meinem Kursus gebaut hat, jetzt in seiner Studentenbude stehen hat."

Warum das Thema Modellbau auch in Zeiten, in denen für den Nachwuchs alles schriller und bunter und schneller werden muss, noch so gefragt ist, weiß der Fachmann genau: "Es ist einfach das Spannende, mit handwerklichen Fertigkeiten etwas zu erschaffen. Hier ist nichts vorgestanzt oder muss nur ausgeschnitten und zusammengeklebt werden."

Und so ist es keine Frage, dass auch Zimmermanns nächste Kurse in den Herbstferien fast ausgebucht sind.

(RP)
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