Ratingen Er mag Bücher lieber als Computerspiele

Ratingen · Der 15-jährige Paul Raunitschke absolviert sein Schulpraktikum an einem für Teenager ungewöhnlichen Ort - in einer Buchhandlung.

 Paul Raunitschke findet an seinem Praktikum vor allem die Abwechslung spannend - und das auch ohne Computer.

Paul Raunitschke findet an seinem Praktikum vor allem die Abwechslung spannend - und das auch ohne Computer.

Foto: Achim Blazy

Teenager und Bücher? Das soll passen? "Wir haben regelmäßig Praktikanten aus den Schulen hier. Es ist nicht so, dass die jungen Menschen sich bloß fürs Internet und Computerspiele interessieren", sagt Anne Gansen, Inhaberin von Peter und Paula auf der Gruitstraße. Paul Raunitschke besucht die neunte Klasse der Käthe-Kollwitz-Schule in West. Drei Wochen dauert sein Schulpraktikum, bei dem er sich ganz bewusst für eine Buchhandlung entschieden hat: "Hier sind es enorm viele Aufgabenbereiche, in die ich hineinschnuppern kann. Die Arbeit ist ganz schön vielfältig."

Der Umgang mit Kunden, Warenbestellung und -kontrolle oder die Präsentation und Preisauszeichnung der Bücher, all das sind Pauls Aufgaben. An seinen Praktikumsort ist der Teenager dabei ganz spontan gekommen, wie sich Anne Gansen erinnert: "Er stand plötzlich im Laden und hat gefragt, ob er sein Praktikum bei uns machen könne." Und da er dabei sehr höflich und engagiert herüberkam, war die Entscheidung schnell gefallen. Und das, obwohl Paul gar keine typische Leseratte ist, wie er grinsend zugibt: "Ich lese vor allem Jugendbücher, aber nicht jeden Tag." Dazu hat er auch gar keine Zeit, denn sein großes Hobby ist die Musik. Er spielt Schlagzeug und Gitarre, beides größtenteils selbst beigebracht. An der E-Gitarre sorgt er als jüngstes Mitglied der Ratinger Formation "Out of time" für den richtigen Ton.

"Ich spiele aber nur, das Singen überlasse ich lieber anderen", erzählt der 15-Jährige, in dessen Lebensplanung die Musik schon eine große Rolle spielt: "Es wäre schon ein Traum, irgendwann einmal mit der Musik Geld verdienen zu können. Aber das wollen viele", sagt der junge Ratinger. Und so konzentriert er sich erst einmal auf die Schule: "Ich möchte jetzt erst meinen Realschulabschluss machen und - wenn die Noten entsprechend sind - gerne mein Abitur." Und danach? Paul denkt nach: "Um ehrlich zu sein, weiß ich noch gar nicht, was ich dann beruflich machen möchte." Vielleicht wird es ja durchaus etwas mit Büchern, schließlich ist der Beruf abwechslungsreich, man hat viel Kontakt mit Menschen. Der Umgang mit überwiegend Erwachsenen auf der anderen Seite ist für Schülerpraktikanten oft ungewohnt. Paul gibt sich da jedoch erstaunlich selbstbewusst. Aufgeregt sei er nicht gewesen, bei den ersten Telefonaten mit Kunden und Großhändlern: "Ich habe am Anfang nur ein bisschen Angst gehabt, dass ich mich eventuell versprechen könnte", sagt er: "Und wenn, dann ist das ja auch nicht schlimm. Dann entschuldige ich mich bei meinem Gesprächspartner und gut ist. Fehler können wir schließlich alle mal machen."

Seine Lieblingsaufgabe in der täglichen Routine hat Paul schon gefunden: "Das Auspacken der Lieferungen morgens finde ich besonders spannend. Das ist jeden Tag wie ein bisschen Geschenke bekommen", meint er lachend. Ob es einen gravierenden Unterschied zwischen Praktikum und Schule gibt? Paul ist entwaffnend ehrlich: "Klar. In der Schule lässt irgendwann die Konzentration nach, weil es langweilig ist. Das ist hier nicht so, auch wenn der Arbeitstag länger dauert als in der Schule."

(RP)
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