Heiligenhaus Förster wünscht sich ein Sturmdenkmal

Heiligenhaus · Hannes Johannsen fände den Versuch absurd, den Wald nach dem Sturm "Ela" wieder so herzurichten wie vorher.

 Förster Hannes Johannsen ärgert sich über Hundebesitzer, die sich trotz Sperrung Zugang zu Gefahrenzonen verschaffen.

Förster Hannes Johannsen ärgert sich über Hundebesitzer, die sich trotz Sperrung Zugang zu Gefahrenzonen verschaffen.

Foto: Achim Blazy

"Stürme und Sturmschäden - für den Lebenszyklus eines Waldes gehört das einfach dazu. Nur eben für uns nicht." Diese Erkenntnis hat für Förster Hannes Johannsen in den zweieinhalb Monaten nach dem verheerenden Sturm "Ela" eine neue Bedeutung bekommen. Völlig abseits von der nackten Schadensberechnung. Gut 300 000 Euro soll die Beseitigung der Sturmschäden am Ort kosten.

Es sind unter anderem Episoden im Zuge der langwierigen Aufräumarbeiten, die dem Forst-Experten im Gedächtnis haften bleiben werden. "Bevor wir nahe Isenbügel mehrere Bäume an einem gefährlichen Hang sprengen lassen mussten, haben wir den Panoramaradweg mit Gitter, Kette und dickem Schloss gesichert. Auf dem Nachhauseweg ist mir ein Mann entgegengekommen - in der einen Hand hielt er die Hundeleine, in der anderen einen riesigen Bolzenschneider." Noch jetzt ist Johannsen ein Stück Fassungslosigkeit anzumerken: "Ich hab das zuerst gar nicht richtig realisiert. Aber am nächsten Morgen stellten wir fest: Die Sperrkette war durch. "

Bis Ende vergangener Woche waren die Fachleute mit ihren Hubsteigern noch unterwegs, um Schäden in Baumkronen zu begutachten und zu beseitigen. Seit Pfingsten sind sie täglich im Einsatz - und jeder Einsatztag kostet 250 Euro. 650 einzelne Bäume waren zu begutachten, so Johannsens Statistik. Allein 20 Bäume mussten an der Friedhofsallee gefällt werden. Inklusive Neuanpflanzung kostet allein die Wiederherstellung dieses Areals 40 000 Euro.

"Das Schadensbild war zweigeteilt", erklärt der Förster. "Wirklich charakteristisch im Stadtgebiet waren die sogenannten Einzelbrüche. Da gab es Schäden - so etwas habe ich noch nie gesehen." Vor allem Linden seien betroffen. "Das ist im Prinzip einfach zu erklären: Linden standen zur Sturmzeit in voller Blüte und trugen die doppelte Blattmasse. Das wirkt im Sturm wie ein Segel." Anders als an der Friedhofsallee geht Johannsen rund ums Waldmuseum im Paradies vor. "Eins war von Beginn an klar: Das Gelände rund um das alte Wasserwerk und die Zuwege mussten als erstes wieder tiptop sein."

Ein Zaun umgibt jetzt wieder die innerste Wasserschutzzone. Darüber hinaus aber - in etwas Entfernung zum Wasserwerk, hat der Förster neue Pläne. Sein Credo: "Es muss gar nicht alles so werden, wie es war." Auch dieser Gedanke entspreche im Grunde einer Art Ordnungssinn, die im Heiligenhauser Erholungswald fehl am Platz sei. "Anders als in den Spee'schen Wäldern der Region ist der Heiligenhauser Wald nicht in erster Linie wirtschaftsorientiert", erklärt Johannsen. "Der Festmeter Holz bringt 80 Euro, bei 35 Euro liegen die Kosten für die Fäll- und Rückearbeiten hierfür. Unter schwierigen Bedingungen mitten im Wald wird die Aufräumarbeit teurer, der Erlös also geringer."

Deshalb will Johannsen an einer Stelle unweit vom Waldmuseum eines der "Windwurfgebiete" mit umgestürzten Buchen stehenlassen. "Eine Gefahr geht von der Stelle nicht aus. Warum daraus keine Art Denkmal für den Sturm mit einer Schautafel nebst Erklärungen machen?" Johannsen hält auch nichts davon, jeden Wurzelteller umgestürzter Bäume zu entfernen. "Diese Teller sind Lebensraum für Erdbienen, Mäuse, Farn. Es entsteht sozusagen eine kleine Insel im Wald." Auch die Spurrillen der Räumfahrzeuge haben ihr Gutes, wenn es regnet: Kleine Frösche leben hier.

(RP)
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