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Analyse Für Heljensbad und Schulen wird es eng

Heiligenhaus · Bei gutem Wetter hat das Heljensbad keine Werbung nötig. Doch die Kombination aus Hallen- und Freibad steht vor einer ungewissen Zukunft - es herrscht hier ebenso Spardruck wie bei den drei weiterführenden Schulen.

 Die Realschule kämpft gegen sinkende Schülerzahlen.

Die Realschule kämpft gegen sinkende Schülerzahlen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ein Hochglanz-Flugblatt der SPD macht die Runde: "Eine tolle Einrichtung - 50 Jahre Freibad Heiligenhaus!" Und: "Wir besitzen in Heiligenhaus das schönste Freibad in der Umgebung. Und so soll es auch bleiben." Widerspruch wird da vonseiten Zehntausender Besucher in einer guten Sommersaison kaum kommen.

Wozu also die Werbeeinblendung - und sei sie auch sympathisch? Da wäre zum Beispiel die Besucherstatistik des vergangenen Jahres, die das ganze Dilemma der so beliebten wie teuren Anlage kennzeichnet: 33 000 Gäste kamen, 2014 war ein übler Sommer, in guten Jahren zählt man eine doppelt so große Besucherschar. Das sind Zahlen, die auch die städtischen Haushälter zwangsweise aufhorchen lassen müssen. "Angesichts der äußerst prekären Haushaltssituation sind die Bereiche der wirtschaftlichen Betätigung der Stadt Heiligenhaus verstärkt in die Konsolidierung einzubeziehen", hieß es bereits Ende vergangenen Jahres in einem Schreiben von Kreisdirektor Martin Richter an die städtische Kämmerei. Kurz darauf präzisierte Bürgermeister Jan Heinisch gegenüber unserer Zeitung, welche Folgen zur Beratung anstehen.

Das Defizit im Heljensbad beläuft sich inzwischen jährlich auf gut eine Million Euro. Das Minus verteilt sich nach Heinischs Angaben auf drei Bereiche: Die Sauna macht leichte Verluste, ein Viertel des Defizits geht auf den Freibadbetrieb zurück, drei Viertel auf den Hallenbadbetrieb. Eine weitere Konsolidierungsrunde soll das Defizit mindern. Eine solche Runde hatte bereits 20111 die erkleckliche Summe von 400 000 Euro eingebracht.

So drängt sich - mitten in der Freibadsaison - die Frage auf: Was wird mittelfristig aus dem Hallenbad? Dass Hallen- und Freibad mit je eigener Technik arbeiten ist bekannt. Dass sie kaum aufeinander abgestimmt werden kann auch. An personal und Öffnungszeiten lässt sich auch nicht beliebig etwas ändern. Wo also bleiben die Stellschrauben?

Um - rein hypothetisch - den schlimmsten Fall auszumalen: Das Hallenbad kann aus Kostengründen nicht gehalten werden. Was passiert in einem solchen Fall mit Schul- und Vereinsport? Aus beiden Richtungen ist bisher nichts zur Badzukunft zu hören. Die Stadt stünde vor einem weiteren Dilemma: Es gibt - auch das sagte Heinisch unmissverständlich - in ganz Deutschland kein Bad, das kostendeckend arbeitet. Also dürfte sich in den Nachbarstädten die Begeisterung in engen Grenzen halten, wenn plötzlich die Nachfrage nach Kapazitäten fürs Schulschwimmen aus Heiligenhaus käme.

Hier wäre kaum eine Perspektive für interkommunale Zusammenarbeit zu erkennen. Dabei dürfte genau dieses Thema vor einem etwas anders gelagerten Hintergrund ebenfalls eine ganz neue Dynamik entwickeln. So geht die Stadt Heiligenhaus bei der Schulentwicklungsplanung einen selbstgewählten Sonderweg. Hier haben die Schulleitungen von Gesamtschule, Gymnasium und Realschule gemeinsam Überlegungen über ihre Zukunft begonnen. Abseits von Schulausschuss und anderen Ratsgremien geht es um einen extern moderierten Prozess.

Fakt ist: Auch hier laufen die Kosten davon. Heiligenhaus wird es sich auf Dauer nicht leisten können, dass über 40 Prozent der Gesamtschüler aus der Kreisstadt Mettmann einpendeln. Und man wird einer Stadt am Rande der bilanziellen Überschuldung kaum vorwerfen können, hier Kirchturmdenken walten zu lassen. Anders, aber ähnlich schwierig sieht es an der Realschule aus: Kühle externe Prüfer stellen einen Schülerrückgang von über 40 Prozent während der vergangenen zehn Jahre fest. Hier wird sich die Frage nach möglichen engeren Verzahnungen zwischen Schulen von selbst stellen.

Und das Ziel wird sein, möglichst allen Heiligenhauser Schülern eine maßgeschneiderte Schullaufahn am Ort zu ermöglichen. Das schließlich ist es, wofür die Kommune zuständig ist und wofür sie bezahlt.

(RP)
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