Ratingen Kämpferin für ein besseres Klima

Ratingen · Edith Feltgen ist im Grunde die erste Frau in Ratingen, die beharrlich für ein besseres Klima in der Stadt gekämpft hat - und dies im Herzen immer noch tut. Am Montag wird sie 90 Jahre alt.

David Lüngen (CDU) hat sie einst voller Bewunderung als "Jeanne d'Arc des Klimaschutzes" bezeichnet. Diese Umschreibung trifft den Wesenskern von Edith Feltgen recht gut: Mutig ist sie, unerschrocken, beharrlich, hart und konsequent in der Sache, eine treibende Kraft.

Keine Frage: Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann will sie diese Idee oder Initiative auch verwirklichen. So hat sie es immer getan. Und sie hat sich nur sehr selten aus der Bahn werfen lassen.

Oft ist sie auf die Barrikaden gegangen, weil man ihr Tun belächelt hat, weil die Politik arrogant weghörte. Das hat sie nicht vergessen. Und sie stand einst auch davor, alles hinzuwerfen. Klimabündnis und Klimabeirat hatten den Ruf, ein Club der Unverbesserlichen zu sein, die die Welt schöner machen wollten. Doch die Grundidee, für die Feltgen und ihre Mitstreiter einstehen, war immer schon von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung geprägt. Feltgens Wirken ist nicht auf ein besseres Klima zu reduzieren: Es ist ein ganzheitlicher Ansatz gemäß dem Motto "Lebe bewusst und verkrieche dich nicht".

Das hat sie auch nie getan. Feltgen wuchs in einem niedersächsischen Dorf auf, stammt aus einer Beamtenfamilie - wohl der Ursprung ihrer Genauigkeit und präzisen Organisation. Sie wollte studieren, was zunächst in den Nachkriegsjahren nicht gelang. "Ich war 18, als der Krieg zu Ende war", erzählt sie im Gespräch.

Erst im Alter von 41 Jahren nahm sie das Studium der Wirtschaftspädagogik in Köln auf, schloss es ab und legte noch das Staatsexamen nach. Feltgen arbeitete später am Max-Weber-Kolleg in Düsseldorf als Lehrerin. Zuvor war sie auch in Ratingen tätig, bei Calor-Emag als rechte Hand des kaufmännischen Geschäftsführers. Seit 1963 lebt sie in der Dumeklemmerstadt, die ihr ans Herz gewachsen ist. Feltgen ist ein politisch denkender Mensch, der die Dinge hinterfragt. Mit dem Erreichten in Sachen Klimaschutz ist sie nicht glücklich - und mit vielen anderen Dingen auch nicht. Was sie besonders ärgert, sind Projekte und Absichtserklärungen, die im Niemandsland der Theorie verschwinden.

Sie fordert sich immer noch, geht dreimal pro Woche ins Fitness-Studio, um die Muskeln elastisch zu halten. Sie hat zahlreiche Hobbys, liest viel, bringt sich ein. Edith Feltgen ist ein bekanntes Gesicht der Stadt. Und wenn sie in der Mucki-Bude auftaucht, wird sie ab und zu mal gefragt, wie alt sie denn sei.

Nun: Am kommenden Montag feiert sie ihren 90. Geburtstag - dies zunächst im kleinen Kreis, ein paar Tage später in größerer Runde im Europäischen Hof, zu der auch Bürgermeister Klaus Konrad Pesch erwartet wird. Sie ist dankbar, dass ihre Schwester (93) und ihr Bruder (87) noch leben. Und sie freut sich, dass sie Dinge, die ihr wichtig sind, noch aktiv begleiten kann. Sie sagt nicht, dass dies ein großes Glück sei. Sie lässt es den Gesprächspartner einfach spüren - mit einem sehr vitalen Lächeln.

(RP)
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